HBS Blog

Lehrstuhl für Historische Bildungsforschung und Steuerung des Bildungssystems, Prof. Dr. Lucien Criblez

Lehrmittelpolitik als schulische Wissenspolitik

Als Enkulturations-, Qualifikations- und Sozialisationsagentur kommt der Schule in modernen Gesellschaften die zentrale Bedeutung zu, die nachfolgende Generation in die Gesellschaft einzuführen. Welche Werte und welches Wissen allerdings vermittelt werden sollen, ist in pluralistischen und demokratischen Gesellschaften umstritten. Die Selektion und Definition schulischen Wissens ist aber auch wegen des stetigen Zuwachses an Wissen schwierig geworden. Die Kantone, die im schweizerischen Bildungsföderalismus dafür zuständig sind, haben hierfür seit dem 19. Jahrhundert entsprechende Verfahren definiert und mit der «Wissenspolitik» bestimmte Akteure beauftragt.

Im Projekt werden vor diesem Hintergrund erstens die Verfahren der Akkreditierung von Lehrmitteln genauer untersucht. Dabei interessieren insbesondere die Governanceprozesse sowie die beteiligten Akteure, also Fragen danach, auf welchen Ebenen welche Aufgaben gelöst, Entscheide getroffen und Handlungsprobleme bearbeitet werden. Zweitens interessiert ebenso, von welchen Vorstellungen und Deutungen sich die beteiligten Akteure bei ihrem wissenspolitischen Handeln leiten lassen, insbesondere welche Bedeutung sie den Lehrmitteln und deren staatlichen Akkreditierung beimessen.

Das Projekt untersucht somit zwei Dimensionen der Lehrmittelpolitik, die organisationale bzw. steuerungsbezogene Dimension und die Wissens- bzw. Deutungsdimension.

Dauer: Januar 2012 bis Juli 2014

Forschungsprojekt in Projektdatenbank des SNF

 

Beteiligte