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Lehrstuhl für Historische Bildungsforschung und Steuerung des Bildungssystems, Prof. Dr. Lucien Criblez

Lehrpläne in der deutschsprachigen Schweiz

In Lehrplänen wird von staatlicher Seite her normativ definiert, was zu bestimmten Zeiten und unter gegebenen Rahmenbedingungen als schulisches Wissen verstanden wird und zu vermitteln ist. Sie beinhalten stets mehr als nur Stoffinhalte oder Schulwissen: Über Lehrpläne sollen auch Werte und – ganz allgemein – die Kultur der jeweiligen Gesellschaft tradiert werden. Lehrpläne müssen immer wieder gesellschaftlich legitimiert und periodisch neu konstruiert werden. Sie sind deshalb immer auch Zeitdokumente. An ihnen lässt sich einerseits die Transformation des schulischen Wissenskorpus erforschen, andererseits auch die Veränderung der Konstruktionsprinzipien des Instruments Lehrplan. Als vorläufige Typologie solcher Konstruktionsprinzipen gelten: summarische Inhaltspläne, lernzielorientierte Curricula, Kern-, Rahmen- und Spiralcurricula, Bildungsstandards. Neben andern Akteuren sind Lehrpersonen an der Erarbeitung von Lehrplänen beteiligt, so dass die Definition schulischen Wissens als Ko-Konstruktionsprozess bezeichnet werden kann.

Das Teilprojekt C untersucht im Rahmen des SNF-Sinergia-Projektes Die gesellschaftliche Konstruktion schulischen Wissens die Lehrpläne der deutschsprachigen Kantone im Zeitraum von 1830 bis heute. Es folgt dabei den Grundfragen des gesamten Sinergia-Projekts:

  • Inhalte: Welche Inhalte sollen schulisch vermittelt werden und wie verändern sich Inhalte und Konstruktionsprinzipien von Lehrplänen?
  • Legitimation von Inhalten und Konzepten: Wie werden die Inhalte und deren Selektion gegenüber den Lehrpersonen sowie der Gesellschaft legitimiert?
  • Akteure: Welche Akteure sind an der Produktion von Lehrplänen beteiligt und wie verändern sich die Akteurkonstellationen?

Es werden sechs Kantone der deutschsprachigen Schweiz mit möglichst unterschiedlichen Merkmalen (Stadt-Land-Differenz, Grösse, Konfession etc.) analysiert: Aargau, Basel-Stadt, Bern, Luzern, Schwyz, Zürich.

Als Primärquellen dienen u.a. Schulgesetze, Lehrpläne und Rechenschaftsberichte der Regierungen, kantonale Schulblätter und schweizerische Lehrerzeitschriften. Methodisch kommt v.a. die historische Dokumenten- und Inhaltsanalyse zum Einsatz. Im kantonalen, aber auch regionalen Vergleich soll mit diachronen und synchronen Analysen geprüft werden, ob sich typische Muster für die Lehrpläne der deutschsprachigen Schweiz und ihre Entwicklung finden lassen. In Kooperation mit den Teilprojekten der Westschweiz und des Tessins werden Kultur-/Sprachraumvergleiche vorgenommen.

Laufzeit: 2013–2017

 

Beteiligte

 

Ergebnisse

Publikationen aus dem Sinergia-Projekt