HBS Blog

Lehrstuhl für Historische Bildungsforschung und Steuerung des Bildungssystems, Prof. Dr. Lucien Criblez

Institutionalisierung der ausserschulischen Kinderbetreuung. Die Anfänge der Horte für Schulkinder im 19. und 20. Jahrhundert

Dissertationsprojekt | Mirjam Staub | mirjam.staub@uzh.ch

Erste Horte für schulpflichtige Kinder wurden in der Schweiz in den 1880er Jahren gegründet. Winterthur, Zürich und St.Gallen waren die ersten Städte in der Deutschschweiz, in denen auf Initiative von privaten gemeinnützigen Gesellschaften Horte für Schulkinder eingerichtet wurden. Unter Verweis auf die Diskussionen rund um die Industrialisierung und die Soziale Frage im 19. Jahrhundert wurden die Horte als eine Lösung präsentiert, um der drohenden Verwahrlosung von Schulkindern, die zwischen Unterrichtsschluss und Arbeitsschluss der Eltern unbeaufsichtigt waren, Einhalt zu bieten. Mit den Kinderhorten wurde eine neue pädagogische Organisation gegründet, welche die durch das Schulobligatorium und das Arbeitsverbot für Kinder entstandene Lücke der Beschäftigung und Beaufsichtigung von Kindern füllen sollte. In dieser neuen Organisation, der lediglich einige wenige Erfahrungen in Deutschland vorausgegangen waren, musste das pädagogische Handeln, die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure wie Kommissionsmitglieder, Hortleitende, Eltern und Kinder, sowie die Voraussetzungen und Ausbildungssituation der Kinderhortleiterinnen und -leiter neu erarbeitet und definiert werden, was dazu führte, dass sich in den untersuchten Städten, die zwar in regem Austausch miteinander standen, unterschiedlich verlaufende Prozesse der Institutionalisierung abbildeten, die ebenso zu unterschiedlichen Konzepten der ausserschulischen Kinderbetreuung in den Horten führten.

Diesen Prozessen der Institutionalisierung geht dieses Dissertationsprojekt nach. Unter Rückgriff auf den Theorieansatz des Akteurzentrierten Institutionalismus wird dieser Prozess anhand der Hintergründe und Interaktionen der verschiedenen Akteure sowie in Bezug auf die je verschiedenen institutionellen Kontexte der Horte nachgezeichnet und verglichen. Als Quellenkorpus dienen dafür in erster Linie die Jahresberichte der verschiedenen Kinderhortkommissionen, deren Sitzungsprotokolle sowie Tagebücher und Berichte der Hortleiterinnen und Hortleiter.

 

Ergebnisse

Staub, M. (2018). Horte – Verlängerter Arm der Schule oder Unterstützung für Familien? In E. Chiapparini, R. Stohler, E. Bussmann (Hrsg.), Soziale Arbeit im Kontext Schule (S. 21–18). Opladen: Budrich Verlag. Verfügbar unter: https://shop.budrich-academic.de/produkt/soziale-arbeit-im-kontext-schule/?v=1ee0bf89c5d1