Frank Tomio hat den (Durch)Blick

Frank Tomio

Täglich stehen in der Sammlung zahlreiche fotografische Arbeiten an: Neue Objekte müssen fotografiert und veraltetes Bildmaterial erneuert werden – gelegentlich benötigen MitarbeiterInnen und Studierende auch Plakate oder Abbildungen zu diversen Lehr- und Publikationszwecken. Die Technologie wird stetig besser und damit stehen auch immerzu neue Projekte an.

Von Christina Lolos

Seit 2011 ist Frank Tomio für diesen Aufgabenbereich zuständig. Sein freundlicher Umgangston und seine stetige Hilfsbereitschaft sind die auffälligsten Eigenschaften, die der 1963 geborene Churer auch noch nach 9 Jahren am Institut jedem freigiebig zukommen lässt, der seine Hilfe benötigt. Sein charmanter Akzent ist ihm in dieser langen Zeit im Unterland zum Glück noch nicht abhandengekommen.

Frank Tomio

Mit der Fotografie hat Frank schon sehr früh begonnen, als Jugendlicher betrieb er sie zunächst als Hobby. Erst durch einen Kollegen, der ihm vorschlug, Fotograf zu werden, begann er seine Ausbildung zum Werbefotograf an der École d’Arts appliqués in Vevey. Nach einigen Jahren als Fotoassistent eröffnete Frank 1991 sein eigenes Fotostudio mit Aufträgen von Werbeagenturen sowie von der Migros, Betty Bossi und weiteren Grosskunden. Schon immer war der sympathische Bündner von geschichtlichem Wissen begeistert. Allerdings konnte er dieses private Interesse erst durch eine Auftragsarbeit in Deutschland mit seinem Beruf verknüpfen, wo er bei der fotografischen Dokumentation der Bernwardsäule, der Bernwardtüre und des Domschatzes in Hildesheim mitwirkte.

Mit diesem Auftrag wurde sein Interesse an der Arbeit mit archäologischen Artefakten geweckt. Dank seiner Erfahrung als Werbefotograf war er es sich bereits gewohnt, mit der Ausrichtung und Ausleuchtung einzelner Objekte zu arbeiten, und so war es für ihn ein Katzensprung in die Archäologie.

Vor allem schätzt Frank die Arbeit im Team und den täglichen Kontakt zu den Studierenden. Während den jährlichen Kampagnen der Zürcher Grabung auf dem Monte Iato in Sizilien bildet er, neben der fotografischen Dokumentation der Befunde, auch Studierende in seinem Handwerk aus. Im Allgemeinen geniesst er die Arbeit auf der Grabung sehr, da sie viel Abwechslung bietet und meist draussen an der frischen Luft stattfindet. Für Frank sind Grabungen einer der interessantesten Bereiche in der Archäologie.

Ein Lieblingsobjekt in der Sammlung hat er nicht, doch mit Vorliebe zeigt er Besuchern die Vasen des Exekias. Wichtig ist ihm in erster Linie die Abwechslung vor der Linse. Mehr Mühe bereiten ihm jedoch stark glänzende Objekte wie die kleinen, kugelrunden Aryballoi (Fläschchen für Parfum auf Ölbasis), da diese besonders schwierig auszuleuchten sind. Sein persönliches Highlight war die Exekias-Ausstellung von 2018/19, da in ihr besonders viel fotografische Eigenarbeit und Herzblut steckte und sie grosses internationales Aufsehen erregte.

Vom Institut für Archäologie und dem Monte Iato einmal abgesehen, trifft man Frank am ehesten in der Natur an, wo er am liebsten Landschaften fotografiert, wandert oder – typisch bündnerisch – «Skifahra tuat».