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Billroth und das «Archiv für klinische Chirurgie»

17. September 2018 | Martina Gosteli | Keine Kommentare |

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Theodor Billroth während seiner Zürcher Zeit (Archiv für Medizingeschichte PN 184.05)

 

Im Kantonsspital

Theodor Billroth kam 1860 als junger Chirurg von Berlin nach Zürich. Die medizinische Fakultät hatte beträchtlichen Aufwand auf sich genommen, um den aufstrebenden Mitarbeiter des bekannten Bernhard von Langenbeck berufen zu können. Billroth war nach Heinrich Locher-Zwingli erst der zweite Ordinarius für Chirurgie nach Gründung der Universität 1833. In Zürich traf Billroth auf moderne Infrastrukturen. Das Kantonsspital war 1842 am heutigen Standort des Spitalparks neu erbaut worden.

Das Kantonsspital 1869

 

Eine neue Zeitschrift

Bereits als Assistent in Berlin hatte Billroth gegenüber Bernhard von Langenbeck angeregt, eine Zeitschrift für Chirurgie zu gründen. Deutschsprachige Chirurgen publizierten mangels besserer Alternativen hauptsächlich in «Göschens Klinik», einer Zeitschrift, in welcher Chirurgie nur eine Nebenrolle spielte. Langenbeck zögerte zunächst. In mehreren Briefen an seinen Kollegen Friedrich Esmarch schildert Billroth wie er seinen Vorgesetzten umzustimmen versuchte, etwa indem er sich als Redaktor anbot, der ihm alle Arbeit abnehmen würde.

Die Wende kam erst mit Billroths Berufung nach Zürich. Nun gab Billroth Langenbeck zu verstehen, dass er die Zeitschrift auch im Alleingang gründen könnte. Schliesslich willigte Langenbeck ein, Herausgeber des neu gegründeten «Archivs für klinische Chirurgie zu werden. Billroth übernahm die Redaktion mit Ernst Gurlt, einem Kollegen aus Berlin. Damit entstand in Deutschland die weltweit älteste noch bestehende Fachzeitschrift für Chirurgie. Nach etlichen Namenswechseln erscheint sie heute unter dem Titel «Langenbeck’s archives of surgery» im Springer Verlag.

Lithographien zum Artikel als Tafel im Anhang

 

Anatomische Studie eines Klumpfusses

Der Beitrag von Theodor Billroth in der Vitrine der Ausstellung in der Hauptbibliothek – Medizin Careum stammt aus dem ersten Jahrgang des «Archivs für klinische Chirurgie». Billroth ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ein Jahr in Zürich. Im Beitrag beschreibt er denn auch keine Ergebnisse seiner Forschung in Zürich, sondern zwei Fälle von Missbildungen aus seiner Berliner Tätigkeit.

Detailliert schildert er die Verkrümmungen der Füsse eines neugeborenen Jungen und eines neun Monate alten Mädchens und macht Vorschläge zur Therapie. Der männliche Säugling starb mit 14 Tagen an einer Lungenentzündung. Billroth bemühte sich, die Leiche des Knaben zur Untersuchung zu bekommen. Er sezierte den Fuss und liess eine Lithographie anfertigen, die er als Tafel dem «Archiv für klinische Chirurgie» beifügte. Die Fehlstellung des Mädchens behandelte Billroth, indem er den Fuss in einem Schienenstiefel fixieren liess.

Abgelegt unter: AusstellungenHBZ – Medizin CareumMedizingeschichte
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