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Vier Fragen zum Publizieren an Prof. Melanie Greter, Immunologin

16. Oktober 2018 | Martina Gosteli | Keine Kommentare |

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Prof. Melanie Greter, Institut für Experimentelle Immunologie

Wann haben Sie zum ersten Mal einen Artikel publiziert? In welcher Zeitschrift?

Meinen ersten Artikel – als Erstautorin – habe ich 2005 als Doktorandin hier in Zürich an der Klinik für Neurologie geschrieben. An erster Stelle steht bei einem Artikel mit mehreren Autoren, wer den Hauptteil der Arbeit (im Labor) gemacht hat. An letzter Stelle steht, wer die Arbeitsgruppe und die Studie leitet und finanziert. Diese beiden Positionen sind die wichtigsten in der Autorenreihenfolge.

Der Artikel war auch für meinen Gruppenleiter Burkhard Becher wichtig, weil es sein erster als Letztautor war. Er erschien in Nature Medicine. Das war für uns beide natürlich toll, dass es gleich in einer so hochrangigen Zeitschrift klappte.

Bei welchem Artikel waren sie besonders stolz, als er akzeptiert wurde?

Besonders stolz bin ich wiederum auf meinen ersten Artikel als Letztautorin, der 2016 in Nature Immunology publiziert wurde (der Artikel ist in der Ausstellung der HBZ – Medizin Careum in der Vitrine zu sehen). Das war mein erster unabhängiger Artikel. Ich wurde 2013 Professorin hier am Institut für Experimentelle Immunologie und habe meine eigene Gruppe übernommen. Der Artikel ist sehr wichtig für meine weitere Karriere, zum Beispiel um weitere Grants zu bekommen.

Welche Tipps können Sie jungen Forschenden zum Publizieren geben?

Ich rate den Studierenden, viel zu lesen. So lernen sie, wie ein Artikel überhaupt aufgebaut ist; was kommt hinein, was wurde in ihrem Gebiet schon gezeigt, wie schreibt man in unserem Fach. Da muss ich mich auch selber an der Nase nehmen, ich sollte auch selber mehr lesen! Häufig habe ich einen Stapel vor mir und komme dann doch nicht dazu.

Dann rate ich den Studierenden auch, schon früh Figures zu ihren Experimenten zu erstellen. Wenn man Ergebnisse darstellt, erkennt man, was noch fehlt. Man sieht im Kopf schon die Geschichte, die man erzählen möchte.

Geduld ist auch wichtig. Ich rate den Studierenden häufig lieber noch zuzuwarten, Ergebnisse zu ergänzen und erst zu publizieren, wenn das Thema umfassend bearbeitet ist. Die Belohnung ist dann vielleicht ein grösserer Artikel in einem guten Journal. Das zählt in unserem Fach.

Wenn es dann ans Publizieren und die Auswahl des Journals geht, versuchen wir natürlich immer, möglichst hoch anzufangen. Es zählt der Impactfactor. Man wird daran gemessen, ob man in den hochrangigen Zeitschriften publiziert hat.

Welche Rolle spielt Open Access in Ihrem Forschungsgebiet, und was ist Ihre persönliche Meinung dazu?

Ich begrüsse Open Access, es ist eine gute Sache. Alle haben Zugriff, gerade auch Forschende aus ärmeren Ländern. In der Medizin finde ich wichtig, dass sich auch Patientinnen und Patienten über neue Therapien informieren können.

Ich selber wähle das Journal, in dem ich ein Manuskript einreichen und publizieren möchte jedoch nicht anhand von Open Access aus. Viele der renommierten Zeitschriften sind nicht Open Access. Und es ist nun mal so, dass wir daran gemessen werden, ob wir in hoch bewerteten Zeitschriften mit einer grossen Leserschaft publiziert haben und wie oft man zitiert wird.

Danke fürs Gespräch.

Prof. Melanie Greter arbeitet am Institut für Experimentelle Immunologie. Sie gehört laut dem Ranking von Clarivate Analytics in der Immunologie zu den meistzitierten Forschenden.

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