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Watch out for predatory journals!

13. November 2018 | HBZ | Keine Kommentare |

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Es gibt bis heute keine eindeutige Definition von «Predatory Journals» oder «räuberischen Zeitschriften». Der Begriff «predatory publishing» wurde 2010 vom Bibliothekar Jeffrey Beal geprägt. Er war es auch, der die bekannte, aber umstrittene Blacklist von Predatory Zeitschriften und Verlagen veröffentlicht und später offline genommen hat. Neben dem Begriff «predatory» werden in diesem Zusammenhang auch Begriffe wie Deceptive journals, Sham journals, Dubious journals, Journals operating in bad faith, Fake journals, Low credibility journals und einigen weiteren Begriffen verwendet.

In den letzten Jahren hat die Zahl der Zeitschriften mit fehlender Qualitätssicherung zugenommen. Das Phänomen an sich ist aber nicht neu. Shen and Björk (2015) gingen in Ihrer durchgeführten Studie davon aus, dass sich das Publikationsvolumen von 2010 mit 53´000 Artikel bis 2014 auf etwa 420´000 Artikeln erhöht haben soll. Zudem hat sich die Anzahl der Verlage mit 10-99 Zeitschriften drastisch erhöht, während zuvor hauptsächlich Verlage mit mehr als 100 Zeitschriften dominiert haben.

 

Haben Raubverlage etwas mit Open Access zu tun?

Raubverlage stützen ihre Geschäftsmodelle auf das Publikationsgebühren-gestützte Modell, wie es auch einige Open Access Verlage verwenden. Seriöse Open Access Verlage erheben diese Publikationsgebühr aber erst nach Annahme und nach erfolgter Qualitätsprüfung eines Artikels. Eine Studie von Morrison H (2018) entdeckte sogar, dass etwa 70 % der im Directory of Open Access Journals (DOAJ) gelisteten Zeitschriften gar keine Publikationsgebühren verlangen.

 

Woran kann man nun räuberische Verlage/Praktiken erkennen? (Auszug, Liste unvollständig)

  • Aggressive personalisierte Spam-E-Mails Einladungen
  • Versprechen eines schnellen Peer-Reviews
  • Gefälschte Impact-Metriken
  • Falsche oder unangemessene Behauptungen über Indizierung und Aufnahmen in Datenbanken
  • Keine Transparenz der Kosten
  • Fehlende Publikationsdienste (z. B. kein Peer Review)
  • Auflistung erfundener Wissenschaftler als Mitglieder des Redaktionsteams
  • Aufnahme von „echten“ Wissenschaftlern als Redaktionsmitglieder ohne deren Wissen/Zustimmung
  • Kopieren des Webdesigns von etablierten Zeitschriften
  • Fehlende, gestohlene oder gefälschte Standards oder Identifikatoren (wie DOI oder ISSNs)
  • Kontakt-E-Mails enden möglicherweise mit @gmail.com oder @yahoo.com

 

Wie können sich WissenschaflterInnen vor einer Publikation bei einem Raubverlag schützen?

Die Initiative Think, Check, Submit hilft Forschenden vertrauenswürdige Journals anhand einer Checkliste zu identifizieren. Wenn Sie einige oder alle der untenstehenden Fragen mit Ja beantworten können, dann reichen Sie doch Ihren Artikel bei der Zeitschrift Ihrer Wahl ein. (Video zu Think, Check, Submit)

 

Stellen Sie sich Fragen wie (Auszug von Webseite Think, Check, Submit)

  • Kennen Sie oder Ihre Kolleg/innen die Zeitschrift?
  • Können Sie den Verlag einfach identifzieren und kontaktieren?
  • Macht die Zeitschrift klare Angaben zu ihrem Peer-Review-Verfahren?
  • Werden die Artikel in Datenbanken indiziert, die Sie selber nutzen?
  • Ist Ihnen klar, welche Kosten anfallen werden?
  • Kennen Sie Mitglieder des Editorial Boards?
  • Ist der Verlag Mitglied einer anerkannten Initiative?
    • Gehört er dem Committee on Publication Ethics (COPE) an?
    • Wenn die Zeitschrift Open Access ist: Ist sie im Directory of Open Access Journals (DOAJ) gelistet?
    • Wenn die Zeitschrift Open Access ist: Gehört der Verlag der Open Access Scholarly Publishers’ Association (OASPA) an?
    • Wird die Zeitschrift einer der Journals-Online-Plattformen von INASP (für Zeitschriften in Bangladesch, Nepal, Sri Lanka, Mittelamerika und Mongolei) oder auf African Journals Online (AJOL, für afrikanische Zeitschriften) betrieben?
    • Ist der Verlag Mitglied eines anderen Fachverbands?

Über diese Checkliste hinaus ist die Webseite «retraction watch» eine gute Quelle, um Informationen über Praktiken «schlechter Wissenschaft» und andere Erscheinungsformen ethisch bedenklicher Wissenschaft zu erhalten.

Sehen Sie auch hier Informationen zu Raubverlagen und das Rundschreiben von Prorektor Prof. Dr. Michael Schaepmann an die Forschenden der UZH.

Sollten Sie sich dennoch unsicher fühlen und Beratung wünschen, Sie können das Open Access Team der Hauptbibliothek gerne kontaktieren.

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