E-Learning Trendbericht

· by Eva Seiler Schiedt · in Allgemein

Noch ein Jahr der MOOCs?

Massive Open Online Courses (MOOCs) verbreiteten sich in der Hochschulwelt im Jahr 2012 in einer nie zuvor gesehenen Dynamik und sorgten weltweit für höchste Aufmerksamkeit. Aber bereits Mitte 2013 entspannte sich zumindest in Europa der Umgang mit der Thematik, auch wenn MOOC-Angebote weiterhin schnell wachsen. Heute ist es bereits sinnvoll, sich zu überlegen, was übrig bleiben wird, wenn der MOOC-«Tsunami» abflaut. Per Ende 2013 zeichnet sich ab, dass MOOCs nicht die universitäre Unterrichtsform der Zukunft sein werden, sondern dass sie eine Art Hebelwirkung auf die E-Learning Entwicklung ausüben. Als Folgen davon erwartet man eine selbstverständlichere Nutzung von E-Learning Technologien für individuelleres Lernen, mehr Lernen ausserhalb der Hörsäle, mehr automatisch generiertes Feedback, mehr digitale Lehrmaterialien mit interaktiven Visualisierungen und Simulationen und intensivere online-Zusammenarbeit beim Lernen. Auch die vermehrte Durchführung von Lehrveranstaltungen als «flipped classroom» und die häufigere Nutzung von online Diskussionsforen sowie die intensivere Produktion und Nutzung von webbasierten, freien Lernressourcen (Open Educational Resources, OER) könnten Folgen der MOOC-Welle sein, ebenso der professionellere Umgang der Universität mit informellem Lernen und ausser-institutionell erworbenem Wissen von Studierenden.

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Quelle: GlobalHigherEd, 04.02.2013

Vom Trend zum Service

Wie schnell sich eine futuristisch anmutende Vision zu einem nachgefragten Service mausert, haben an der UZH in jüngerer Vergangenheit die Beispiele der Vorlesungsaufzeichnungen und des E-Assessments gezeigt. Anwendungen mit Entwicklungspotential, für welche wir an der UZH bereits Lösungsansätze entwickelt haben, sind das E-Portfolio bzw. die Bereitstellung der Möglichkeit für Studierende, ein E-Portfolio anzulegen, oder die Möglichkeit für Lehrende, die für die Herstellung von E-Books nötigen Kompetenzen zu erwerben. Noch keine skalierbare institutionelle Lösung gibt es für den Umgang mit OER, obwohl vereinzelt universitäre Inhalte unter Creative Commons-Lizenzen veröffentlicht werden und Inhalte der UZH auf YouTube, iTunes U, MOOCs und Social Media zu finden sind.

moving target

Innovationen und Trends im E-Learning stellen nach wie vor «moving targets» dar

Wachstum beim informellen und mobilen Lernen

Einerseits erlauben digitale Medien das Lernen ad hoc, nach Bedarf und in informellen Kontexten, andererseits ermöglichen mobile Endgeräte auch institutionell eingebundenes, formelles Lernen ausserhalb des UZH-Universitätsgeländes. Das eigenständige, selbstmotivierte, selbstgesteuerte Lernen ausserhalb von etablierten Formaten und Räumen ist aus technischer Sicht einfacher und aus inhaltlicher Sicht reicher geworden. So werden auch frei zugängliche Bildungsangebote im Web jedes Jahr häufiger genutzt und diese Entwicklung wird politisch stark unterstützt. Auf EU-Ebene wird infolge der hohen (Jugend-)Arbeitslosigkeit in einigen Ländern massiv auf die Ausbreitung und vermehrte Nutzung von OER hingearbeitet, weil man sich davon eine sehr gute Verfügbarkeit kostengünstiger Bildungsangebote erhofft.

 

Neue Nähe von Forschung und Lehre infolge der Digitalisierung

Auch im Bereich der systematischen Überführung von digitalisierten Objekten aus Forschungszusammenhängen in den Lehrzusammenhang und umgekehrt fehlt die institutionelle Unterstützung noch. Die Verknüpfung von Forschung und Lehre als universitäre Kerngeschäfte sind jedoch wichtig für die Profilierung der UZH als Forschungsuniversität und für die Gestaltung der Studienprogramme. Infolge der Digitalisierung fast aller Prozesse in Forschung und Lehre werden heute vermehrt digitale Produkte aus Forschungszusammenhängen für die Lehre genutzt. Auch umgekehrt speisen digitale Ergebnisse aus Lehrzusammenhängen wichtige Prozesse der Forschung. Diese Entwicklung wird unterstützt durch das aktuell laufende Bundesprogramm «Zugang zu wissenschaftlicher Information» der SUK. Die Digitalisierung erleichtert den Aufbau forschungsorientierter Curricula und könnte zu einer Zunahme von forschungsorientierten Studienprogrammen führen. Will sich die UZH zukünftig noch ausgeprägter als Forschungsuniversität profilieren, wird sie motiviert sein, die dafür bestehenden mediendidaktischen Möglichkeiten der Realisierung genauer zu evaluieren und für die Skalierung technologiegestützte Lösungen zu suchen.

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