Am diesjährigen Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Bildungsforschung (SGBF) und der Schweizerischen Gesellschaft für Lehrerinnen- und Lehrerbildung (SGL) stellten mehrere HBSler/-innen ihre Forschung rund um Bildungsprozesse in heterogenen Kontexten in Basel vor.
Caroline Suter präsentierte erste Ergebnisse zu Aushandlungsprozessen, Akteuren und Argumenten aus dem SBFI-Projekt Höhere Fachschulen: Zwischen Higher Education und Berufsbildung mit dem Fokus auf die Perspektive des Bundes. Anhand von parlamentarischen Vorstössen, die sich explizit um die Profilbildung der höheren Fachschulen drehen, kann die These vertreten werden, dass sich die Frage nach der Positionierung dieses Bildungsangebots erst mit dem neuen Berufsbildungsgesetz 2004 intensiviert hat. Dabei hebt der Bundesrat den hohen Arbeitsmarktbezug sowie die Qualität des beruflichen Bildungssystems hervor und setzt sich so entgegen der Vorstösse für eine klare Abgrenzung zwischen Berufs- und Allgemeinbildung ein.
Im von Lucien
Criblez eingereichten Symposium zum Thema „Differenzierung des Schulsystems –
historische Analysen zum Umgang mit Heterogenität“ präsentierten Thomas Ruoss
und Lars Heinzer als erste ihr Referat mit dem Titel „Schülerinnen in der
gymnasialen Sekundarstufe II: zur Ungleichzeitigkeit steigender
Mädchenbeteiligung im interkantonalen Vergleich“. Sie legteneine
umfassende Analyse der Mädchenbeteiligung an Schweizer Gymnasien in einem
historischen Längsschnitt vor. Die Daten dazu wurden zu einem grossen Teil im
Forschungsprojekt Bildung in Zahlen erhoben. Mit einer kantonal vergleichenden
Analyse konnten sie die unterschiedliche Entwicklung der Mädchenbeteiligung
aufzeigen.
Karin Manz analysierte Lehrpläne sowie den Aufbau von verschiedenen
Bildungssystemen in der Sekundarstufe I in einer historischen Perspektive. Der
Vortrag mit dem Titel „Systemdifferenzierungen und Schulobligatorium,
dargestellt an der Entwicklung der Sekundarstufe I“ verhandelte ihre zentrale These, dass Heterogenität im Schulsystem der
Normalfall war und weiterhin ist. Dabei untersuchte sie zu verschiedenen
historischen Zeitpunkten, wie das Schulsystem durch Systemdifferenzierung den
immer wieder vorgetragenen Forderungen nach homogeneren Klassen nachzukommen
versuchte.
Lucien Criblez schloss die Reihe der Beiträge mit der Analyse des Diskurses
um die ersten Gründungen von Klein- und Sonderklassen. Dabei arbeitete er die bildungspolitischen,
pädagogisch-didaktischen, sozialpädagogischen, biologischen sowie
volkswirtschaftlichen Hauptmotive der historischen
Ausdifferenzierung und Schaffung von neuen Schulformen in der
Volksschule wie der Klein- und Sonderklassen heraus. Das Referat entstand im Kontext der am hiesigen Institut
stattfindenden Arbeiten im Projekt Grammatik der stationären
Erziehung im Kontext.
In der anschliessenden Diskussion wurden die verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten
von Bildungssystemen auf Heterogenität eruiert. Die Referate haben gezeigt,
dass einerseits eine äussere Differenzierung, also die Schaffung von neuen
Schulformen und Institutionen, aber auch eine innere Differenzierung anhand von
verändertem Bildungsverständnis, Lehrplänen oder Lehrgängen historisch konkrete
Folgen von Heterogenitätsdebatten in den verschiedenen Schulstufen darstellen.
Am Donnerstagnachmittag stellte Nehemia Quiring mit einem Poster den aktuellen Stand seines Dissertationsprojektes vor: Es geht um die Nahtstelle Maturitätsschulen – Hochschulen in der Schweiz ab dem Jahr 1990. Es soll mit der Perspektive der Educational Governance sichtbar gemacht werden, welche Akteure die Nahtstelle mit welchen Interessen auf welche Art und Weise gesteuert haben. Bei der Auswertung der Quellen (Gesetzestexte, Sitzungprotokolle, Strategiepapiere) wird mit der Political Discourse Analysis gearbeitet. Als Beispiel wurden auf dem Plakat die beiden Akteure EDK und Kanton Zürich (Kantons- und Regierungsrat) in Bezug auf die Gestaltung der Zulassung zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung im Kanton Zürich analysiert.