HBS Blog

Lehrstuhl für Historische Bildungsforschung und Steuerung des Bildungssystems, Prof. Dr. Lucien Criblez

Zwischen Forschungsauftrag, Musterunterricht und (unfreiwilliger) Komik/Ironie

3. Oktober 2019 | Christa Bühler | Keine Kommentare |

Öffentlicher Gastvortrag von

Prof. Dr. Henning Schluß

(Institut für Bildungswissenschaft, Universität Wien)

über Video-Unterrichtsaufzeichnungen aus der DDR als «neue» Quellengattung der historischen pädagogischen Forschung

Mittwoch, 23. Oktober 2019, 14.00 – 15.30 Uhr
Universität Zürich, GLT-A-03 ,
Gloriastrasse 12b, 8032 Zürich

Seit den 1970er-Jahren wurde auch in der DDR Unterricht auf Videobändern aufgezeichnet. Entstanden ist das erste «Pädagogische Labor» an der Humboldt-Universität in Berlin in  Anlehnung an die Unterrichtsmitschauanlagen, die Alfons Otto Schorb erst in Bonn, später in München errichtet hatte. Der Leiter des Ost-Berliner pädagogischen Labors, Dr. Hans Georg Heun, hatte beim Aufbau seiner Mitschauanlage mit den spezifischen Mangelerscheinungen der sozialistischen Planwirtschaft zu kämpfen. Umso erstaunlicher ist, dass sich der pädagogische Einsatz der Videotechnik nicht nur auf die HU beschränkte, sondern an weiteren Lehrerausbildungsstätten in der DDR praktiziert wurde. Zuerst geschah dies, wie in Bonn auch, zu Zwecken der Lehrerausbildung. Immer mehr jedoch wurden auch Forschungsthemen der sozialistischen Volksbildung behandelt. An der Akademie der pädagogischen Wissenschaften (APW) – ebenfalls in Ostberlin – wurden z.B. Programme eines aktivierenden Unterrichts erprobt, die insbesondere dem stupiden Auswendiglernen des für wahr gehaltenen in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern entgegentreten sollten und nicht nur zum Wissen der wahren wissenschaftlichen Weltanschauung, sondern zu einer inneren Übereinstimmung mit den Wahrheiten des Marxismus-Leninismus führen sollten.

Der Vortrag zeigt anhand einiger Beispiele, wie solche Forschungsvorhaben umgesetzt und auch innerhalb des Kolleg_innenenkreises diskutiert wurden. Die Dokumente sind heute weitestgehend zugänglich gemacht über die Plattform: «Audiovisuelle Aufzeichnungen von Schulunterricht in der DDR» https://www.forschungsdaten-bildung.de/studiendetails.php?id=55

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