HBS Blog

Lehrstuhl für Historische Bildungsforschung und Steuerung des Bildungssystems, Prof. Dr. Lucien Criblez

Der Lehrplan als Instrument pädagogischer und/oder bildungspolitischer Steuerung – Lokale, nationale und supranationale Tendenzen am Beispiel aktueller Reformen in den Niederlanden

10. Februar 2020 | Christa Bühler | Keine Kommentare |

Öffentlicher Gastvortrag von

Alderik Visser

Netherlands Institute for Curriculum Development, Enschede

Mittwoch, 26. Februar 2020, 14.00 – 15.30 Uhr
Universität Zürich, FRE-D-14 ,
Freiestrasse 36, 8032 Zürich

Seit 2016 läuft in den Niederlanden ein Projekt zur Reform aller Lehrpläne für die obligatorische Schulzeit (4–18). Ob sich das Parlament am 5. März 2020 dafür entscheiden wird diesen Prozess weiterzuverfolgen in Richtung integrierter Rahmenlehrpläne ist allerdings nicht sicher. Nur wenige bestreiten, dass eine Aktualisierung und Systematisierung des Lernangebots vonnöten ist, über alle andere Fragen sind alle relevanten Akteure sich aber strittig.

Dabei geht es, gewiss, um pädagogische Paradigmen und didaktische Glaubenslehre, aber schlussendlich auch um Macht. Zwar haben Staat, gesellschaftliche Mitte und Schulen in der Hoheitsfrage im Laufe des 20. Jahrhunderts eine Art Balance gefunden, Rollen und Zuständigkeitsbereiche sind und bleiben aber umkämpft. Neue Stakeholders – von transnationalen Instituten und Abkommen bis zu mündigen Lehrer*innen und Schüler*innen vor Ort – sowie neue Steuerungsparadigmen in der (Bildungs-)Politik machen die Lage noch mehr diffus, und verlagern die Orte der Machtkämpfe. Der aktuelle Curriculumerneuerungsprozess stellt diesen Sachverhalt, und damit auch die tendenzielle Unsteuerbarkeit des Bildungssystems, klar wie kaum etwas anderes. Dafür gilt der erhoffte Ausgang – neue Lehrpläne – paradoxerweise auch als ein neues Instrument der Bildungssteuerung pädagogischer Art.

Nach einer Skizze des niederländischen Bildungssystems unter historischem Blickwinkel möchte ich Ihnen einiges erzählen über die niederländische Variante des LP21. Beyond Kompetenzorientierung ist dabei die Leitfrage: Wer kann über Fragen des Curriculums entscheiden, um damit welche politischen und pädagogischen Ziele zu erreichen?

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