Öffentlicher Gastvortrag von
Dr. Wiebke Hiemesch
Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Hildesheim
Mittwoch, 12. Dezember 2020, 14.00–15.30 Uhr
Universität Zürich
Online via Zoom
https://uzh.zoom.us/j/92250115893?pwd=czUvU28yQ0dMK2c0S0ZzRHJxUkp5UT09
Die Verfolgungs- und Vernichtungspolitik des NS-Regimes zielte auf die Entwürdigung und Ermordung von Menschengruppen, die als Bedrohung konstruiert wurden. Sie umfasste ausdrücklich auch Kinder. Die meisten von ihnen wurde unmittelbar nach Ankunft in den Vernichtungslagern ermordet. Überlebten sie zumindest eine gewisse Zeit im Lager, waren sie angesichts der inhumanen Bedingungen besonders gefährdet. Der erste Vortragsteil geht auf Basis von Interviews mit Überlebenden auf die spezifische Situation der Kinder im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück ein (Hiemesch 2017).
Eine große Zahl Kinder kam im Herbst 1944 aus dem niedergeschlagenen Warschauer Aufstand der ‚Armia Krajowa‘ nach Ravensbrück. Im Lager hatten sich Polinnen schon früh in konspirativen Netzwerken organisiert, die auch Hilfsleistungen bis hin zu kulturellen Aktivitäten für Kinder und Frauen umfassten. In dem zweiten Vortragsteil wird ein laufendes DFG-Projekt (Baader/Hiemesch) vorgestellt, das ausgehend von erhaltenen Quellen ein geheimes Unterrichtsangebot im Lager in dem zeithistorischen Kontext aus bildungshistorischer Perspektive erforscht.
Wiebke Hiemesch ist Post-Doktoradin am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Hildesheim. Derzeit arbeitet sie in dem DFG-Projekt „Paradoxe Bildung – Widerstand – Überleben. Geheimer Unterricht und Kinderzeichnungen im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück“ (Projektleitung: Meike S. Baader). Im Jahr 2015 wurde sie mit einer Arbeit über Kinder im KZ Ravensbrück promoviert. Im Rahmen ihrer Postdoc-Forschung über kulturelle Artefakte von Kindern (insbesondere Zeichnungen) als Spuren historischer und politischer Ereignisse arbeitete sie Anfang 2019 für zwei Monate in Israel.