HBS Blog

Lehrstuhl für Historische Bildungsforschung und Steuerung des Bildungssystems, Prof. Dr. Lucien Criblez

Die gesellschaftliche Konstruktion schulischen Wissens

Universität Zürich als Leading House

 

In diesem vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Sinergia-Projekt (2013-2016) wird rekonstruiert, wie sich schulisches Wissen in Lehrplänen und Lehrmitteln verändert. Die in der Schule zu vermittelnden Wissensbestände und gesellschaftlichen Werte sind vielfältigen gesellschaftlichen Einflüssen ausgesetzt und werden ebenso wie die sie bestimmenden Akteure und deren Erwartungen und Wertvorstellungen im Zeitverlauf transformiert. „Schulisches Wissen“ wird deshalb immer wieder von neuem gesellschaftlich konstruiert und legitimiert. Dieser teils explizite, teils implizite Prozess findet bis anhin vor allem über die Definition von Lehrplänen und Lehrmitteln statt. Das Sinergia-Projekt zielt einerseits auf die historische Rekonstruktion schulischen Wissens – definiert in Lehrplänen und Lehrmitteln – und dessen historischer Transformation in ausgewählten Kantonen der drei grossen Sprachregionen der Schweiz, andererseits auf die Rekonstruktion der entsprechenden bildungspolitischen Konstruktionsprinzipien durch die Analyse des öffentlichen Legitimationsdiskurses und der sich ändernden Akteurkonstellationen. Das Projekt leistet sowohl einen Beitrag zur diachronen Analyse der Lehrmittel- und Lehrplanpolitik als auch einen Beitrag zum Verständnis langfristiger Wissenstransformationsprozesse in Schule und Gesellschaft.

 

Das Gesamtprojekt richtet sich auf den Zeitraum von 1830 bis Ende 20. Jahrhundert und den geographischen Raum Schweiz aus. Mit der Beteiligung von Forschungsgruppen aus der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz sind sowohl kantonale als auch sprach- und kulturraumbezogene Vergleiche möglich. Die Subprojekte umfassen einerseits Lehrplananalysen, andererseits Lehrmittelanalysen zu ausgewählten Fächern: Schulsprache (Französisch, Italienisch, Deutsch), Fremdsprache (Französisch und Deutsch) sowie Geschichte/Politische Bildung. Methodisch kommen vor allem die historische Dokumentenanalyse und diskursanalytische Verfahren zum Einsatz. Das Projekt ist zum einen der historischen Bildungsforschung verpflichtet, zum andern wird für die Fachdidaktik eine bislang kaum bearbeitete historische Perspektive eröffnet.

 

Ergebnisse

Publikationen aus dem Sinergia-Projekt

 

Teilprojekte

Teilprojekt A:
Transformation schulischen Wissens in den Schulfächern Französisch, Deutsch und Geschichte der Westschweiz (1830-2010)
Prof. Dr. Rita Hofstetter, Prof. Dr. Bernard Schneuwly, Universität Genf

Teilprojekt B:
Die Entwicklung der Lehrpläne, der politischen Bildung und des muttersprachlichen Unterrichts im Kanton Tessin (1830-2010)
Dr. Wolfgang Sahlfeld, Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI)

Teilprojekt C:
Lehrpläne in der deutschsprachigen Schweiz seit 1830 – Inhalte und Konstruktionsprinzipien schulischen Wissens im Wandel
Prof. Dr. Lucien Criblez, Dr. Karin Manz, Universität Zürich

Teilprojekt D:
Deutsch und Französisch in der Volksschule der deutschsprachigen Schweiz (seit 1830)
Prof. Dr. Claudia Crotti, Prof. Dr. Daniel Wrana, Prof. Dr. Thomas Lindauer, Pädagogische Hochschule der FHNW

Teilprojekt E:
Historisch-politische Bildung in Deutschschweizer Lehrmitteln seit 1830
Prof. Dr. Sabina Brändli, Pädagogische Hochschule Zürich