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„Guck mal, guck mal… äh… Hoheit!“

8. Dezember 2016 | Irene Kilchenmann | 1 Kommentar |

Liebe Blog-Leser

Sicher kennen Sie dieses Filmzitat…- oder nicht?

 

Vitrine_Weihnachten_2016

Alle Tage wieder kann es vorkommen, dass Gegenstände in unserer Bibliothek liegen bleiben. Diese bewahren wir für einen gewissen Zeitraum bei uns am Empfang auf; sollte sich ein Besitzer ausfindig machen, werden die Gegenstände in der Regel ohne Kosten herausgegeben. Dabei sind sogenannte „Ladenhüter“ nicht selten. Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht; was wäre, wenn die Gegenstände leben würden? Was könnten ein Schlüsselbund, ein Memory-Stick denken, wenn sie längere Zeit nicht abgeholt würden? Solche und ähnliche Gedanken haben mich zur folgenden Weihnachtsgeschichte inspiriert; nicht ernst gemeint, aber mit dem Gedanken spielend, dass wir mehr Sorgfalt auf die alltäglichen Dinge des Lebens nehmen sollten. Viel Spass! Und in dem Sinne: Frohe Weihnachten!

Es war einmal ein Beutel mit Golddukaten, ein Wissens-Aufbewahrungs-Dings (Memory wie?) und ein Schlüsselbund, die einsam und verlassen in einer Schatzkiste auf ihre Besitzer warteten. Die Schatzkiste selbst befand sich an einem geheimen Ort. Wie es so ist mit den wichtigen und unscheinbaren Dingen im Leben; man läuft an ihnen vorbei und Stunden, Tage, ja sogar ganze Jahre können ins Land ziehen, ohne dass man sie bemerkt. Nun kam es so, dass besagte Gegenstände sich in einer kalten Winternacht in der kleinen Schatulle wiederfanden. Der Beutel mit den Golddukaten klimperte, was das Zeug hielt; der Schlüsselbund stand ihm in nichts nach, und das Wissens-Aufbewahrungs-Dings blinkte wie Rudolf in einer stürmischen Nacht. „Haltet ein, ihr Hampeldinger; wie soll eine Socke wie ich denn nun ruhen können bei all dem Lärm?!“ schrie es aus einer dunklen Ecke der kleinen Truhe.

Beutel, Dings und Bund hielten abrupt inne; Beutel war der Erste, der seine Sprache wiederfand. Empört und mit tiefer Stimme entgegnete er der Socke: „Was denkst DU denn? Wir wollen unser Aschenbrödel wiederfinden! Sie hat uns nämlich alle Drei auf der Treppe dieses Hauses verloren; ein Prinz hat uns gefunden und hier hereingesteckt! Wie soll das Aschenbrödel uns nur finden bei der Stille, die hier herrscht?!“ Die Socke kicherte und antwortete: „Ihr Narren! Hier in diesem Schloss herrscht das ganze Jahr über strikte Stille; nicht einmal der Bücherwurm darf seinem Tagewerk nachgehen; die Elstern müssen ihre Nester in aller Stille erbauen, und die Eichhörnchen verstecken ihre Nüsse kurz vor Anbruch der Nacht, um die übrigen Waldbewohner nicht zu stören!“

Ruhe kehrte ein ins Abendland.

Am nächsten Tage erwachten allerlei Gegenstände, der Beutel schüttelte sich, der Schlüsselbund kämmte seine Bärte und das Dings schaltete sich wieder ein. Nur die Socke wollte sich nicht bewegen lassen. Dings war im Begriff, der Socke einige aufmunternde Worte zukommen zu lassen, als plötzlich gleissendes Sonnenlicht die kleine Truhe erfüllte. Socke schien plötzlich wie aus dem Häuschen und schrie mit schriller Stimme: „Es ist der Prinz! Der Prinz kommt! Der Prinz wird jemanden von uns auserwählen!“ Alle Gegenstände waren in heller Aufruhr. Beutel, Dings und Bund wurden aus der Truhe hervorgehoben, nur Socke blieb wie fast immer zurück. Halb mit seinem Schicksal versöhnt, wollte sich Socke wieder in seine Ecke zurückziehen, als auch er aus der Truhe hervorgeholt wurde.

Alle Gegenstände lagen nun auf dem königlichen Empfangstisch im Schlossfoyer, das Aschenbrödel stand davor und schaute sich die vier Gegenstände genau an. Der Prinz fragte das Aschenbrödel, ob ihr alle Gegenstände passen würden. Überglücklich antwortete die Prinzessin: „Alle Gegenstände sind noch im selben Zustand, wie ich sie verloren habe, sogar meine Socke habe ich wiedergefunden. Sie muss mir wohl abhandengekommen sein, als ich meinen Schuh auf der Treppe verloren habe.“

Das Aschenbrödel bedankte sich vielmals bei dem Prinzen und ritt auf ihrem Drahtesel auf und davon.

Alle in dieser Geschichte geschilderten Handlungen und Personen sind natürlich nicht frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig, was Ihrer Fantasie entspringt, dafür übernehmen wir keine Haftung.

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1 Kommentar vorhanden

  • 1 S. Beutler // Dez 14, 2016 at 12:02

    Erlaube mir ein Korrigendum:
    „Golddukaten, ein Wissens-Aufbewahrungs-Dings […] und ein Schlüsselbund“.
    Und weil diese Dinge „warteten“, müsste der Textbeginn lauten: Es WAREN einmal (und nicht: Es war einmal). (-: Frohe Festtage, S. Beutler

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