Informationskompetenz: Was ist das?

Informationskompetenz: Was ist das?

Die „Informationskompetenz“ bildet heute das Zentrum des bibliothekarischen Tuns. Eine Einführung in den Begriff.


Die Definition

Unter Informationskompetenz (englisch information literacy) versteht man im bibliothekarischen Kontext,

  • dass Nutzende Information und Wissen[1] gezielt in den richtigen Findmitteln suchen;
  • dass sie das Gefundene bewerten können, weil sie verstehen, wie Information und Wissen entsteht;
  • dass ihnen bewusst ist, dass die Gültigkeit von Wissen kontextabhängig ist und so Wissen und Wissenschaft eine soziale Konstruktion ist.[2]

Sind die Nutzenden informationskompetent, wissen sie,

  • dass die gefundene Information in einem Kontext steht
  • und dass sich der Informationsgehalt ändern kann, wenn sich der Kontext verändert (bspw. bei Übersetzungen).


Der Hintergrund

Eine zentrale Aufgabe von wissenschaftlichen Bibliotheken ist, dass Nutzende mit ihrem Bestand die Entwicklung eines Forschungsgebiets aufdecken können. Das heisst, sie können in oder mit Bibliotheken den Austausch in Wissenschaften nachverfolgen. Der Aspekt des Entstehungsprozesses ist sehr bedeutsam: Denn um Wissen zu bewerten, müssen Nutzende dessen Entstehung und Weiterentwicklung kennen.

Auch die Kenntnis, welche Voraussetzungen eine Publikation erfüllen muss, damit sie zuletzt in den Bestand einer wissenschaftlichen Bibliothek integriert wird, hilft beim Umgang mit dem Wissen, das man in Bibliotheken auffindet. Besonders in der Wissenschaft sollte dies ein achtsamer Umgang sein, bei dem Quellen immer korrekt benannt werden. Verhalten sich Nutzende in diesem Sinne, handeln sie informationskompetent. [3]


Dateninformationskompetenz

Im Zuge von Open Data ist bei der Wiederverwendung von Daten (wie im Falle der Verwendung von anderem Wissen) die Kenntnis darüber wichtig, wie Datensets hergestellt werden und ob die Daten zweckmässig verwendet worden sind. In der angloamerikanischen Literatur wird dies als «Dateninformationskompetenz» benannt.[4]


Zusammenfassung

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Informationskompetenz

  • das informationskompetente Handeln beinhaltet,
  • die Voraussetzung für mündiges Handeln ist,
  • einen verständigen Umgang mit Daten, Information und Wissen impliziert und
  • eng mit kritischem Denken verknüpft ist.


Mit der Förderung der Informationskompetenz wird also das ganzheitliche Denken ins Auge gefasst. Wichtig ist, dass Wissen gezielt gesucht und das Gefundene bewertet wird – im eigenverantwortlichen Lernprozess. So ist Informationskompetenz grundlegend für ein lebenslanges Lernen.[5]

Ladina Tschander, Leiterin UB Innovation & Kommunikation



Verwendete Literatur

[1] Hier werden die Begriffe Wissen und Information gemäss der Beschreibung von Kuhlen verwendet: Wissen existiert als Bündel von Aussagen über materielle oder immaterielle Objektbereiche und ist verfügbar, sobald es in irgendeiner medialen Form repräsentiert ist. Wissen umfasst wissenschaftliche Ergebnisse, Daten, Publikationen oder Quellen. Information ist, dasjenige Wissen, welches in einem bestimmten Kontext benötigt wird – Information ist Wissen in Aktion und Kontext. Wissen, welches aktuell nicht genutzt wird oder auch aktuell nicht interpretiert wird, ist keine Information, höchstens potenzielle Information. (nach Kuhlen, Rainer. Information – Informationswissenschaft. In: Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation: Handbuch zur Einführung in die Informationswissenschaft und -praxis. Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. De Gruyter Saur, 2013, S. 2)

[2] Vgl. dazu Ahnert, Carolin. Threshold Concepts in deutschen Bibliotheken – eine Utopie? In: o-bib. Das offene Bibliotheksjournal 4, Nr. 1 (7. April 2017), S. 27. https://doi.org/10.5282/o-bib/2017H1S26-31 (23.11.20)

[3] Nach Association of College & Research Libraries, A division of the American Library Association (Hrsg.). Framework for Information Literacy for Higher Education (2016). http://www.ala.org/acrl/sites/ala.org.acrl/files/content/issues/infolit/framework1.pdf. (23.11.2020)

[4] Vgl. dazu u.a.: Carlson, Jake, und Lisa Johnston (Hrsg). Data Information Literacy: Librarians, Data, and the Education of a New Generation of Researchers. Purdue Information Literacy Handbooks. West Lafayette, Indiana: Purdue University Press, 2015. https://library.oapen.org/bitstream/id/cffaf555-0f25-4410-947e-d87b4fab8b5b/626975.pdf (23.11.20)

[5] Bei ACRL wird information literacy aus der Perspektive der Hochschulen beschrieben. Im Falle des lebenslangen Lernens weitet sich der Blickwinkel und ein grundlegendes Konzept von information literacy sollte berücksichtigt werden. Ein solches stellt CILIP zur Verfügung, in welchem auch Fakenews usw. berücksichtigt wird: https://infolit.org.uk/ILdefinitionCILIP2018.pdf