Einer für alle: Der UB-ZB-Kurier

Einer für alle: Der UB-ZB-Kurier

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Heute bestellt, morgen zugestellt: Der UB-ZB-Kurier transportiert pro Monat durchschnittlich 1900 Bücher zwischen 23 UB-Standorten und der ZB hin und her – pro Jahr sind das rund 23’000 Medien. Ein kleines logistisches Meisterstück, wie ein Besuch im UZH-Logistikzentrum zeigt.


Hätte der UB-ZB-Kurier eine Farbe, wäre es blau. Denn in leuchtend blauen Boxen legen via Kurier bestellte Bücher ihren Weg vom einen zum andern Standort der Universitätsbibliothek zurück. Je nach Standort holt die interne Post die vom Thekenpersonal befüllten Bücherboxen ein oder zwei Mal pro Tag ab – und nimmt sie mit auf eine Reise quer durch Zürich. Erste Station: Das Logistikzentrum der UZH.


Dieses befindet sich auf dem Campus Irchel und erstreckt sich im Untergeschoss über mehrere Hallen und Räume. Von frühmorgens bis abends herrscht hier reger Betrieb. Tausende Briefe, kleine und grosse Pakete, aber auch Stückgut wie Kühlschränke mit chemischen Substanzen treffen hier täglich ein. Das eingespielte Logistikteam sortiert, verlädt und befördert sie schliesslich zu den rund 150 Organisationseinheiten der UZH.



Auch die per Kurier bestellten Bücher aus der UB und ZB landen zunächst hier im Logistikzentrum, genauer gesagt im «UB Hub», der Verteilzentrale des UB-ZB-Kuriers. Hier türmen sich in Reih und Glied die blauen Kisten, einige liegen geöffnet auf einem langen Tisch. Dahinter steht Logistik-Mitarbeiter Sait Sahiti. «Zuerst scannen wir alle eingehenden Boxen, und sortieren die Bücher nach Ziel-Standorten», erklärt er. «Dann verpacken wir sie erneut, ergänzen die Boxen mit einem Barcode, machen sie zur Auslieferung bereit und übergeben sie dem Fahrdienst.»


Mehrere Mitarbeiter:innen bringen die Ware anschliessend und gleichzeitig per Lieferwagen oder mit dem Töffli zu den verschiedenen Standorten in Oerlikon, im Zentrum oder beim Tierspital. Lieferungen für die UB Naturwissenschaften auf dem Campus Irchel werden zu Fuss per Handwagen befördert. Pro Tag legen sie dabei insgesamt rund 65 Kilometer zurück.


Wie es zum Kurier kam

Der UB-ZB-Kurier wurde 2022 ins Leben gerufen und erfreut sich seither grosser Beliebtheit: Pro Tag bestellen Nutzende durchschnittlich 85 Bücher per Kurier in ihre Bibliotheken, während der Semester sind es auch mal über hundert. Das sind viele – allerdings nicht genug, um dafür eine separate  Infrastruktur aufzubauen. Zudem sind die Volumina sehr unterschiedlich: So wird an kleineren Standorten wie etwa die UB Anglistik durchschnittlich nur 1 Buch pro Tag per Kurier bestellt, während es der ZB 40-mal mehr sind. Entsprechend komplex war der Aufbau dieser Dienstleistung.


«Einen A-Post-Service zwischen so vielen und teils weit auseinanderliegenden Bibliotheken zu bieten, war für uns eine Knacknuss», erzählt Christian Winter, Leiter der UZH-Logistik – er hat den UB-ZB-Kurier quasi erfunden. Der Wunsch nach einem umfassenden Kurierdienst zwischen den Uni-Bibliotheken und der ZB war laut ihm schon länger da. «Mit der Gründung der neuen Universitätsbibliothek per 2022 machte es für mich Sinn, dieses Projekt mit den Bibliotheksverantwortlichen gemeinsam anzupacken.»


Christian Winter, Leiter UZH Logistik


Einen separaten Kurierdienst nur für die Unibibliothek zu schaffen, kam für ihn dabei nie infrage: «Mit den weiten Wegen, den ständig schwankenden und teils sehr kleinen Volumina wäre ein autonomer Kurier entweder viel zu langsam oder zu teuer – und in jedem Fall ineffizient», sagt er. Um den UB-ZB-Kurier zu ermöglichen, setzte Winter deshalb auf Synergien mit der internen UZH-Post. «Die 23 Standorte, an die der Bücherkurier heute angeschlossen ist, fahren wir ohnehin täglich an», erzählt Winter. «Also habe ich die Abläufe so eingefädelt, dass wir diese bestehenden Touren auch für den Bücherkurier nutzen können.»


Der Aufbau des UB-ZB-Kuriers hat Winter und die UB-Verantwortlichen gefordert, doch das Resultat lässt sich sehen: Pro Tag sind etwa 12 Logistik-Mitarbeitende an verschiedenen Arbeitsschritten des Bücherkuriers beteiligt – insgesamt entspricht das zusätzliche Arbeitsvolumen aber lediglich einer 80-Prozent-Stelle. Nicht gerade viel, um pro Jahr 23’000 Medien per A-Post zu verschieben. Umso erstaunlicher, dass der Kurierdienst von Anfang an gut funktionierte: «Natürlich mussten wir zu Beginn und teils auch jetzt noch an den Abläufen feilen», sagt Karin Brändli, Kurierverantwortliche bei der UB, «doch der Kurier funktioniert sehr gut, und wir sind glücklich, können wir unseren Nutzenden einen solchen Service anbieten.»


Zusätzliche Fitness für das Logistik-Team

Auf der Rampe des Logistikzentrums hievt Jonathan Bossard blaue Kisten in einen Lieferwagen. Bossard arbeitet schon seit mehreren Jahren als Logistiker bei der UZH, heute geht er mit der internen Post auf «Tour». «Als der Bücherkurier neu gestartet wurde, war alles noch etwas chaotisch, inzwischen hat sich das eingespielt», erzählt er. «Für uns hat sich neben einigen neuen Arbeitsschritten vor allem das Transportvolumen verändert.» So beschränkten sich Lieferungen an die Institute früher auf einige Briefe und Pakete, nun kommen jeweils noch die Bücherkisten dazu. «Das merkt man am Abend dann schon», sagt er und lacht.

Für den UB-ZB-Kurier ist bei den Mitarbeitenden also zusätzliche Fitness gefragt. Vor allem, wenn sie die ZB anfahren: Rund 80 Prozent der Bestellungen werden von der oder an die ZB bestellt. Darüber freuen können sich die Studierenden und Forschenden der UZH, die sich dafür so manchen Kilometer Fussmarsch sparen.  

Text: Martina Kammermann, Kommunikation
Bilder: André Krysl, CC BY-NC UB Zürich