Weiterbildung: Blog Wissenschaftliches Lehren und Forschendes Lernen

Lehrprojekte im CAS Hochschuldidaktik

Gemeinsam ein Wissensnetzwerk erarbeiten und digital visualisieren

18. Oktober 2023 | Hochschuldidaktische Weiterbildung | Keine Kommentare

Clarissa Schär, Institut für Erziehungswissenschaft UZH

Die Übung «Kindheit und Jugend im Kontext häuslicher Gewalt» wurde im Frühjahrssemester 2023 als «Blended Learning», also in der didaktischen Verknüpfung von synchronen und asynchronen, digitalen Lerneinheiten durchgeführt. Einem Rotationsmodell des Blended Learnings folgend, konnten sich die Studierenden in der Übung selbstgesteuert, individuell und kollaborativ in den asynchronen Lerneinheiten Wissen aneignen und sich damit in selbstgewähltem Tempo, Lernort und Lernstil aus-einandersetzen. In den Präsenzsitzungen wurden die Erkenntnisse aus den asynchronen Lerneinheiten gemeinsam mit der Dozentin systematisiert, differenziert, vertieft und angewendet. In lockerer Orien-tierung am «Problem Based Learning» wurde gemeinsam mit den Studierenden den Auswirkungen des Miterlebens häuslicher Gewalt auf Kinder und Jugendliche nachgegangen. Dabei konnte in der kollaborativen, digitalen Plattform Miro-Board gemeinsam wissenschaftliches Wissen zusammengetragen, systematisiert und in einem Netzwerk visualisiert werden. Die Studierenden haben hierüber nicht nur fachliche und methodische, sondern auch soziale und digitale Kompetenzen erworben. Es konnte gemeinsam ein Wissensnetzwerk erarbeitet werden, das den Studierenden auch über die Übung hinaus im Thema Orientierung bietet. Der Dozentin ermöglichte die Übung das Einüben hochschuldidaktischer Methoden sowie die weitere Vertiefung in digitale Tools. Eine besondere Herausforderung stellte für sie die Abgabe der Verantwortung für den Lernprozess an die Studierenden dar sowie der Umgang mit ihrer Beziehungsorientierung im Kontext reduzierter Präsenzsitzungen. Sie konnte den Freiräumen für individuelle Besprechungen viel für den Beziehungsaufbau zu den Studierenden abgewinnen und stellte sich im Setting des Blended Learnings bewusst der Herausforderung, die Verantwortung für den Lernprozess an die Studierenden abzugeben. Sie konnte einige Anregungen für ihre weitere Lehre mitnehmen und vollzog selbst einen (emotionalen) Lernprozess.

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Forschendes Lernen in der Archäologie Lehrprojekt: «Quellenkunde der prähistorischen Archäologie»

18. Oktober 2023 | Hochschuldidaktische Weiterbildung | Keine Kommentare

Fabio Wegmüller, Institut für Archäologie UZH

Das Lehrprojekt wurde im Frühjahrssemester 2023 in einem curricular vorgegebenen Kurs durchgeführt. Die definierten Lernziele deckten ein sehr breites Feld der Quellen in der prähistorischen Archäologie ab. Im Kurs müsste ein Überblick über alle Fundgattungen (z.B. Steinartefakte, Gefässkeramik, Waffen etc.) und Fundkontexte (Gräber, Siedlungen, Ritualplätze etc.) in allen prähistorischen Epochen gegeben werden. Um unter diesen Bedingungen ein Lehrprojekt im Forschenden Lernen durchführen zu können, wurde ein dualer Ansatz gewählt. Jeweils eine Lektion der zweistündigen Lehrveranstaltung wurde mit Dozierendenvorträgen abgedeckt, die einen generellen Überblick über die Thematik gaben. Die zweite Hälfte der Lektion stand den Studierenden für ein Forschungsprojekt zur Verfügung. Den Studierenden wurden in Gruppen von 2-3 Personen jeweils eine Fundkontextgattung und eine Fundgattung zugelost. Innerhalb dieser Themen konnten sie eine frei gewählte Fragestellung erarbeiten und zu beantworten versuchen. Am Ende des Semesters präsentierten sie die Ergebnisse in einem Vortrag mit Handout. Durch das Semester wurden ihnen die Grundlagen des Forschenden Lernens und des wissenschaftlichen Arbeitens erläutert. Der ganze Forschungsprozess wurde bei den jeweiligen Gruppen eng durch den Dozierenden begleitet. Die Studierenden dokumentierten und reflektierten ihre persönlichen Lernfortschritt und allfällige Herausforderungen und Probleme in Lerntagebüchern. Dieses Lernsetting war sehr erfolgreich und führte grösstenteils zu guten Ergebnissen und einer hohen Motivation bei Studierenden und beim Dozenten. Herausforderungen zeigten sich vor allem in den Gruppenarbeiten. Bei mangelhafter Zusammenarbeit war der Lernerfolg deutlich schlechter. Einige Studierende waren mit der selbständigen Herangehensweise zudem überfordert. In diesem Lernprojekt konnte aufgezeigt werden, dass der Ansatz des Forschenden Lernen auch in Lehrveranstaltungen mit stark vorgegebenen Inhalten, in angepasster Form erfolgreich eingesetzt werden kann.

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Erwartungen an Unterrichtsformen von Vollzeit- und Teilzeit-Studierendenim Vergleich

18. Oktober 2023 | Hochschuldidaktische Weiterbildung | Keine Kommentare

Adis Merdzanovic, Institut für Marketing Management, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW

Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) bietet im Rahmen ihrer Studienformate sowohl Vollzeit wie auch Teilzeit an. In den höheren Semestern werden beide Studierendengruppen gemeinsam unterrichtet. Dabei zeigt sich, dass Teilzeitstudierende oftmals den Präsenzveranstaltungen fernbleiben und in Coachings zu Leistungsnachweisen Lücken in genau jenem Grundlagenwissen aufweisen, das in den Präsenzveranstaltungen behandelt wurde. Bei Vollzeitstudierenden ist dies weniger häufig der Fall. Entsprechend stellt sich die Frage, ob Teilzeitstudierende grundsätzlich andere Bedürfnisse und Erwartungen an Unterrichtsformate und -Formen haben, denen die heutige Ausgestaltung des Unterrichts nicht gerecht wird. Zur Beantwortung dieser Frage wurde eine quantitative Umfrage unter Studierenden der Betriebsökonomie durchgeführt. Hierfür wurden im April 2023 knapp 40 Studierende per Online-Umfrage befragt. Die Untersuchung hat keine signifikanten Unterschiede zwischen den Erwartungen von Vollzeit- und Teilzeitstudierenden festgestellt, auch wenn sich diese punktuell durchaus unterscheiden. Beiden Studierendengruppen sind flexible Studienformen und «Blended Learning»-Elemente wichtig. Insbesondere Vorlesungsaufzeichnungen werden dabei als besonders sinnvoll angesehen. Zwar sprechen sich Vollzeitstudierende eher für physische Veranstaltungen aus, doch schätzen alle Studierendengruppen digitale Angebote wie Video-Aufzeichnungen oder digitale Coachings zu Gruppenarbeiten. Übungen sollten aber gemäss den Erkenntnissen eher physisch abgehalten werden, genauso wie der Austausch mit Dozierenden. Dass es keine signifikanten Unterschiede zwischen Vollzeit- und Teilzeitstudierenden gibt, kann wohl durch den Umstand erklärt werden, dass es an der ZHAW so etwas wie den «prototypischen Vollzeitstudierenden» nicht gibt: Vollzeit-Studierende sind im Durchschnitt zu 25% berufstätig, bei Teilzeitstudierenden beträgt der Berufstätigkeitsgrad im Schnitt 60%. Entsprechend gilt es für beide Gruppierungen, sinnvolle «Blended Learning»-Angebote sicherzustellen. Dies setzt allerdings einerseits die Zur-Verfügung-Stellung entsprechender Ressourcen seitens der Hochschulen voraus und andererseits die Schulung und didaktische Unterstützung der Dozierenden bei der Planung entsprechender Lehrveranstaltungen.

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«The magic happens in the classroom»: Flipped Classroom in der Archivausbildung.

18. Oktober 2023 | Hochschuldidaktische Weiterbildung | Keine Kommentare

Tobias Wildi, Fachhochschule Graubünden FHGR

Die Lehrveranstaltung «Lebenszyklusmanagement 2» im Bachelor «Informationswissenschaft» der Fachhochschule Graubünden beschäftigt sich mit praktischen Herausforderungen der digitalen Langzeitarchivierung. Die Studierenden lernen, Daten und Metadaten zu analysieren und die für die Archivierung notwendigen Massnahmen zu planen und durchzuführen. Die Lehrveranstaltung wurde erstmals im Herbstsemester 2022 durchgeführt und basiert auf dem Flipped Classroom-Konzept. Nach einem Einführungsblock, wo sich die Klasse kennenlernte, das didaktische Konzept erläutert wurde und Themen für den Leistungsnachweis verteilt wurden, wechselten sich asynchrone und synchrone Blöcke ab. Die asynchrone Wissensvermittlung erfolgte mit Hilfe eines eigens erstellten Online-Handbuchs, das die Studierenden dann auch bei den synchronen Übungen unterstützte und Anleitungen bereitstellte. Die praktischen Übungen absolvierten die Studierenden mit Hilfe des «Digital Preservation Lab» (DPL), das sie als virtuelle Maschine auf ihren Laptops installierten. Das für das Modul entwickelte DPL umfasst alle Softwarewerkzeuge, die für die Übungen notwendig waren. So ging im Präsenzunterricht keine wertvolle Zeit verloren mit der Installation und Konfiguration von Software und die Studierenden konnten sich ganz auf die Übungen konzentrieren. Der Leistungsnachweis bestand aus der Durchführung einer Fallstudie, in der ein Datenbestand für die Archivierung aufbereitet und die Resultate im letzten Block in Form eines wissenschaftlichen Posters präsentiert wurden. Damit erwarben sich die Studierenden nicht nur fachliche und digitale, sondern auch Zeitmanagement- und Problemlösungskompetenzen, die sie auf zukünftige berufliche Aufgabenstellungen vorbereiten. Insgesamt erwies sich das didaktische Konzept des Flipped Classroom als geeignet für eine Lehrveranstaltung, die sehr praxisnahes Wissen vermittelt und von der Eigenverantwortung der Studierenden lebt.

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Effekt von zusätzlichen Vorbereitungsaufgaben

18. Oktober 2022 | Hochschuldidaktische Weiterbildung | Keine Kommentare

Sebastian Farr, Institut für Sozialethik UZH

Das Lehrprojekt nimmt einen Einblick in die individuelle Vorbereitung Studierender auf die
Präsenzsitzungen in einer Lektüreübung. Getestet wurden Lektürejournale, Onlinequiz als Selbsttest sowie der Auftrag zur weitergehenden selbstständigen Vorbereitung ohne konkrete Aufgabenstellung als zum Lektüreauftrag zusätzliche Vorbereitungsaufgaben. Im Verlauf des Semesters wurde in wöchentlichen Kurzfragebögen das Gefühl der Studierenden auf die Sitzung vorbereitet zu sein beobachtet. Zusätzlich wurden am Semesterende ausführlichere Rückmeldungen der Studierenden zu den Vorbereitungsaufgaben gesammelt. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere die Onlinetests von den Teilnehmenden sehr geschätzt wurden, da mit ihnen eine Selbstüberprüfung des Textverständnisses aus der individuellen Vorbereitung möglich war. Das automatisierte, direkte Feedback war dabei aus der Perspektive Studierender eine ausreichende Möglichkeit der Rückmeldung der Lehrperson vor der eigentlichen Sitzung.

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Verwendung von «Nudges» zur Erhöhung der individuellen Lernaktivität im Rahmen einer Flipped Classroom Lehrveranstaltung: Eine Interventionsstudie im Modul 7.2 Sozialpolitik der ZHAW

18. Oktober 2022 | Hochschuldidaktische Weiterbildung | Keine Kommentare

Rainer Gabriel, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Soziale Arbeit

Zahlreiche Meta-Studien belegen, dass Lehrveranstaltungen gemäss einem Flipped Classroom Ansatz grundsätzlich leicht bessere Lernerfolge erzielen und die Zufriedenheit von Studierenden mit der Lehrveranstaltung tendenziell erhöhen (Hew et al. 2021; Låg and Sæle 2019; Strelan, Osborn, and Palmer 2020). Dabei scheint es nicht darauf anzukommen, in welcher Disziplin oder in welcher Stufe des Studiums die untersuchte Lehrveranstaltung durchgeführt wird (Strelan et al. 2020). Unklar ist zum aktuellen Zeitpunkt jedoch, welche Faktoren für den Erfolg relevant sind. Eine gewisse Kohärenz besteht jedoch bezüglich der Erkenntnis, dass eine Schwachstelle von flipped Classroom Veranstaltungen daraus resultiert, wenn Studierenden ungenügend vorbereitet im Unterricht erscheinen (Akçayır and Akçayır 2018). Deshalb besteht eine zentrale Frage in diesem Fachgebiet darin, wie Studierende in der Selbststudiumsphase des Flipped Classroom Modells optimal aktiviert und motiviert werden können.
In diesem Projekt wird der Frage nachgegangen ob sogenannte «Nudges» – also Erinnerungen, bzw. «Anstupser» die während der Vorbereitungszeit an die Studierenden versendet werden – ein Mittel sein können, um die Studierenden in der Selbststudiumsphase zu aktivieren. Aktivierung bedeutet in diesem Zusammenhang, die Studierenden während dieser Phase dazu zu bewegen, die Lerninhalte kontinuierlicher aufzuarbeiten, sich stärker mit den Inhalten auseinanderzusetzen und so möglicherweise eher Fragen zu entwickeln, sowie das bestehende Angebot auf der Lernplattform (selbstsständige Lernkontrollen in Form von Quizzes) verstärkt in Anspruch zu nehmen. Diese Fragestellung wird im Rahmen einer Interventionsstudie mit den Studierenden des Moduls 7.2 «Grundlagen der Schweizer Sozialpolitik» am Departement Soziale Arbeit der ZHAW untersucht. Dieses Modul ist seit drei Durchführungen gemäss dem Flipped Classroom Modell aufgebaut. Die Kohorte der Studierenden des Frühlingssemesters 2022 erhält zwischen zwei Veranstaltungsterminen zwei Erinnerungsnachrichten über die Lernplattform. Anschliessend wird untersucht, wie sich die Betätigung auf der Lernplattform (Teilnahme an einer selbstständigen Lernkontrolle, erreichte Punktzahl, deponierte Fragen im Frageforum) entwickelt hat.

Lehrprojektdokumentation

Poster

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«Ich habe noch nie so viel nachgedacht!» Forschendes Lernen, (Peer)-Feedback und Methodenausbildung

18. Oktober 2022 | Hochschuldidaktische Weiterbildung | Keine Kommentare

Jona T. Garz, Institut für Erziehungswissenschaft UZH

Forschendes Lernen als Lernform zeichnet sich dadurch aus, dass Studierende den gesamten Prozess eines Forschungsvorhabens – von der Wahl eines Themas über die Entwicklung einer Fragestellung bis hin zur Wahl der Methoden und der Darstellung der Ergebnisse – selbständig durchlaufen (Huber 2009). Dabei ist das wichtigste Prinzip des Forschenden Lernens die kognitive, emotionale und soziale Erfahrung des gesamten Forschungsprozesses, wozu explizit auch das Aushalten der damit einhergehenden Ungewissheit gehört. Werden Methodenkurse im Format «Forschendes Lernen» durchgeführt, stellt sich in besonderem Masse die Frage, wie die «naive Einstellung» (Schneider & Wildt 2009) der Lernenden in einem für sie komplett neuen Forschungsumfeld abgefedert, transformiert und im Idealfall auf ein höheres Kompetenzniveau gehoben werden kann.
Das Lehrprojekt in einem historisch-textanalytischen Seminar, durchgeführt im FS22, bediente sich systematisch verschiedener Feedback-Formate, um Wissenschaft als «soziale[n] Prozess» (Huber 2009) erfahrbar und gleichzeitig die vielschichtigen Unsicherheiten der Studierenden bearbeitbar zu machen. Das hohe Maß an Unsicherheit auf Seiten der Studierenden sich in einem neuen Forschungsfeld zurecht finden zu müssen und dabei «ins Schwimmen» zu geraten, lässt sich durch regelmäßiges Feedback produktiv bearbeiten. Das zeigte sich sowohl an der regen Beteiligung an Seminargesprächen sowie der Qualität der Forschungsarbeiten die entstehen, als auch an den Rückmeldungen der Studierenden zur Lehrveranstaltung. Zum einen ist es gelungen, ein Verständnis von Wissenschaft als einem sozialen Prozess, in den alle durch das Peer-Feedback eingebunden waren, zu transportieren. Zum anderen wurden in der Auswertung die eigenen Lernfortschritte als besonders hoch charakterisiert, was auch auf wiederholtes Feedback und die Möglichkeit der Überarbeitung der einzelnen Schritte zurückgeführt wurde. Insofern lässt sich feststellten, dass das wiederkehrende Feedback zur Tiefe der Auseinandersetzung mit Methode und Gegenstand geführt hat. Kritisch hervorzuheben ist der Arbeitsaufwand eines so gestalteten Moduls, sowohl auf Seiten der Studierenden als auch auf Seiten der Lehrperson.

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Geschichte der Fremdplatzierung in der Schweiz

18. Oktober 2022 | Hochschuldidaktische Weiterbildung | Keine Kommentare

Michèle Hofmann, Institut für Erziehungswissenschaft UZH

Das Lehrprojekt war eingebunden in ein Masterseminar am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich, das im Frühjahrssemester 2022 von Michèle Hofmann im Co-Teaching mit Jona Garz geleitet wurde. Den grösseren Rahmen für das Seminar und auch für das Lehrprojekt bildete ein von der Partizipativen Wissenschaftsakademie gefördertes Citizen Science-Projekt zur Medienberichterstattung über Fremdplatzierung im 20. Jahrhundert in der Schweiz. Die Seminarteilnehmer:innen erarbeiteten je ein kleines Forschungsprojekt. Den Ausgangspunkt für diese Arbeiten stellte die Forschungsfrage des Citizen Science-Projekts dar: Was konnte die Schweizer Öffentlichkeit im 20. Jahrhundert über die Lebensverhältnisse fremdplatzierter Minderjähriger wissen? Die Student:innen sichteten für ihre Forschungsarbeiten kollektiv einen Quellenbestand (Printausgaben der Neuen Zürcher Zeitung aus den 1940er-Jahren), recherchierten Fachliteratur und entwickelten eine eigene Forschungsfrage. Anschliessend verfassten sie eine schriftliche Arbeit, in der sie nicht nur ihre Fragestellung beantworteten, sondern auch den Forschungsprozess reflektierten. Die einzelnen Phasen des Forschungszyklus wurden von den Dozent:innen angeleitet und begleitet. Nebst der Unterstützung der Dozent:innen spielten der Austausch der Seminarteilnehmer:innen untereinander und das Peer-Feedback eine zentrale Rolle.

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Entwicklung von wissenschaftlichen Kompetenzen im 1. Studienjahr

18. Oktober 2022 | Hochschuldidaktische Weiterbildung | Keine Kommentare

Andreas Hofmann-Villiger, Ulrike Hartmann, Pädagogische Hochschule St. Gallen, Kindergarten- und Primarstufe

Die wissenschaftlichen Kompetenzen Studierender an Hochschulen werden oft als unzureichend bezeichnet, schon während des Studiums, beim Verfassen von Leistungsnachweisen, aber auch bei Abschlussarbeiten. Inwiefern dies angemessen ist, wurde bislang kaum empirisch geprüft. Im vorliegenden SoTL-Beitrag stehen die Selbsteinschätzungen von Studierenden und Dozierenden für das Modul ‚Berufs- und Studienkompetenzen‘ (im ersten und zweiten Semester) an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen im Fokus, in dem ein Teil dieser Kompetenzen erworben bzw. vermittelt wird. Von den Studierenden (n = 124) aus 10 Lerngruppen wurden Fragebögen zur Selbsteinschätzung von zwei Messzeitpunkten mit deskriptiven Verfahren, t-Tests, explorativer Faktorenanalyse und einfaktorieller Varianzanalyse analysiert. Bei 11 von 13 untersuchten Aspekten des wissenschaftlichen Arbeitens konnten signifikante Unterschiede und schwache bis starke Effektstärken festgestellt werden, was interpretative Schlüsse auf die Lernwirksamkeit des Lernangebots im Modul ermöglicht. Gleiches gilt auch, wenn die Faktoren ‚Inhalte verarbeiten‘ und ‚formale Aspekte‘ betrachtet werden, bei welchen ebenfalls signifikante Unterschiede und mittlere Effektstärken zu beobachten sind. Auffallend sind, im Gegensatz dazu, einige Studierende, welche ihre Kompetenzen beim zweiten Messzeitpunkt gleichbleibend oder tiefer einschätzen. Bei den Dozierenden wurden 14 Fragebögen analysiert und die Ergebnisse sowohl deskriptiv als auch qualitativ ausgewertet. Dozierende vermitteln nach eigenen Angaben die formalen Aspekte des wissenschaftlichen Arbeitens vollständig, bei den inhaltlichen Aspekten liegt der Fokus auf dem Formulieren von Fragestellungen und dem Paraphrasieren. Die Informationsentnahme aus Texten und das Entwerfen von Argumentationslinien werden von der Hälfte der Dozierenden vermittelt. Die Ergebnisse weisen auf die Notwendigkeit von Analysen zum effektiven Lernzuwachs bei den Studierenden hin. Auch vertieftes Wissen über die verschiedenartigen Lehrangebote und genutzten Methoden durch die Dozierenden bei der Vermittlung könnten sich als hilfreich für die Weiterentwicklung des Moduls erweisen.

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Die Entwicklung der forschungsbezogenen Reflexionskompetenz vor dem Hintergrund von W. Perrys Modell des cognitive and ethical development im Theorien- und Methoden-Seminar im zweiten Semester des Geschichtsstudiums

18. Oktober 2022 | Hochschuldidaktische Weiterbildung | Keine Kommentare

Louisa Hoppe, Historisches Seminar UZH

Das Lehrprojekt erforscht die Entwicklung der forschungsbezogenen Reflexionskompetenz in einem Theorien- und Methodenproseminar im zweiten Semester des Bachelorstudiengangs Geschichtswissenschaft vor dem Hintergrund von William Perrys Modell des cognitive and ethical development. Die forschungsbezogene Reflexionskompetenz stellt ein threshold concept im Geschichtsstudium dar: Studierende sollen sich Wissen zu verschiedenen historiographischen Ansätzen aneignen, die Fähigkeit entwickeln, diese Ansätze selbst auf Forschungsgegenstände anzuwenden und kritisch zu reflektieren sowie sich selbst in der historiographischen Landschaft zu positionieren. Die qualitative Studie zeigt, dass Vorstellungen über die geschichtswissenschaftliche Erkenntnis und der Rolle von Theorie im Sinne einer Haltung entscheidend dafür sind, ob sich Studierende im Verlauf des Semesters in Richtung von Perrys Stufe des committments entwickeln. Analytische Fähigkeiten und Wissen entwickeln sich jedoch unabhängig von der Haltung und sind weniger stabil als diese. Eine offene Einstellung gegenüber Theorien in der Geschichtswissenschaft lässt sich mit Perry als multiplicity oder contextual relativism interpretieren, insofern die Pluralität und Dynamik von Wissen anerkannt werden. Diese Haltung geht unabhängig von den analytischen Fähigkeiten und dem Rückgriff auf Fachwissen einher mit einer grösseren Bereitschaft, sich selbst im Forschungsdiskurs zu positionieren und fördert auch die Entwicklung von Strategien bei der Lektüre anspruchsvoller theoretischer Texte.

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