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Asien-Orient-Institut

Dr. Nina Seiler

 

Dr. Nina Seiler
Kontakt: nina.seiler@uzh.ch
 

 

 

 


Biografie

Dr. Nina Seiler studierte Slavische Sprach- und Literaturwissenschaft und Populäre Kulturen an der Universität Zürich. 2009/2010 verbrachte sie ein Jahr an der Jagiellonen-Universität in Krakau. Ab Januar 2012 arbeitete sie im Rahmen des Doktoratsprogramms Gender Studies an ihrer Dissertation zu feministischer Kritik in der polnischen Literaturwissenschaft der 1990er Jahre. Dabei setzte sie sich besonders mit Intertextualitätskonzepten, poetologischen Verfahren wissenschaftlicher Diskurse und (trans)nationaler Wissensgeschichte auseinander. Nach eineinhalb Jahren Forschungsaufenthalt in Warschau am Institut für Literaturforschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften IBL PAN (2015-2016) übernahm Nina Seiler für ein Jahr eine Assistenzstelle am Slavischen Seminar der UZH, wo sie im Mai 2017 ihre Dissertation erfolgreich verteidigte.

Zurzeit forscht Nina Seiler als Postdoc-Mitarbeiterin im SNF-Projekt Krise und Communitas. Performative Konzepte des Gemeinschaftlichen in der polnischen Kultur seit Beginn des 20. Jahrhunderts unter der Leitung von Prof. Dr. Dorota Sajewska (Assistenzprofessur Interart (Osteuropa) des Slavischen Seminars der UZH). Nina Seilers Teilprojekt widmet sich der kulturellen und politischen Krise des Gemeinschaftlichen rund um den polnischen März 1968.

Förderungen und Projekte:

2018-2022: SNF-Projektförderung (Krise und Communitas / Negierte Gemeinschaft)

2018: Übersetzungsförderung Geisteswissenschaften International, Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Privatisierte Weiblichkeit)

2017: Seed Money UZH (Krise und Communitas)

2013-2016: Forschungskredit Candoc UZH (Feministische Kritik im postsozialistischen Polen)

2015-2016: Doc.Mobility, SNF (Feministische Kritik im postsozialistischen Polen)

2015: Swiss-European Mobility Programme

2009-2010: Regierungsstipendium Polen

Forschungsschwerpunkte und -interessen

Polnische Literatur, insb. des 20. Jahrhunderts; Feministische Kritik, Gender Studies; Wissensgeschichte, Ideentransfer und Intertextualität; Postcolonial Studies; Diskurse in der und über die Volksrepublik Polen; Science Fiction.

Dissertationsprojekt

Feministische Kritik im postsozialistischen Polen. Intertextualität – Intonation – Ideologem


Abstract

Von der kommunistischen Gleichmacherei zur bürgerlichen Sphärentrennung? Nach 1989 wird die Geschlechterordnung in Polen zu einer Gretchenfrage. Die postsozialistische Identitätssuche zwischen Liberalisierung und Konservatismus, zwischen transnationaler Anbindung und erstarkendem Polentum bringt einen von inneren Widersprüchen geprägten feministischen Diskurs hervor.

Die Dissertation zeigt anhand von fünf Monographien feministischer Polonistik der 1990er-Jahre theoretische und soziopolitische Anknüpfungspunkte und Divergenzen in detailreichen Textanalysen auf. Als Bezugsrahmen feministischer Ansätze in den polnischen 1990er-Jahren dient der literarische Kanon, wobei besonderes Augenmerk auf marginalisierte "weibliche" Texte und auf Schriftstellerinnen gelegt wird. Eine weitere Bezugsdimension stellt das theoretische und analytische Gerüst feministischer Kritik dar, das die Polonistinnen als Desiderat der polnischen Wissenschaft und Gesellschaft in ihre Forschung mit einflechten. Doch auch die postsozialistischen Gesellschaftsdynamiken spielen eine zentrale Rolle, wenn es um die Verhandlung feministischer Positionen geht.

In der Arbeit zeigen die Konzepte von Intertextualität, Intonation und Ideologem die enge Verknüpfung und Wechselbeziehungen der feministischen Bezugsrahmen auf. Mit dem Fokus auf den konkreten Text und dessen Wirkmächtigkeit drängt sich auch die Frage nach dem schreibenden/lesenden Subjekt und dessen Verortung zwischen Politik und Intimität auf. Die teilweise starke Argumentation für einen Feminismus der Differenz und die Verknüpfung von Weiblichkeit und Privatheit führen dabei zunehmend auf die Spur gegenwärtiger politischer Problemstellungen und der Spaltung der polnischen Gesellschaft.

Die Dissertation wurde unter dem Titel Privatisierte Weiblichkeit. Genealogien und Einbettungsstrategien feministischer Kritik im postsozialistischen Polen 2018 im transcript Verlag (Reihe Gender Studies) veröffentlicht. https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-4189-9/privatisierte-weiblichkeit/

 

Wissenschaftliche Publikationen

― „Toxic Community. Incorporated Scripts, Bodily Resistance: Immunitarian Processes in the Comedy Rejs“, in: Unsettled 1968. Origins – Myths – Impact, London: Routledge (in Vorbereitung).

― Privatisierte Weiblichkeit. Genealogien und Einbettungsstrategien feministischer Kritik im postsozialistischen Polen, Bielefeld: transcript 2018.

― „Schwellenfigur der feministischen Polonistik – Maria Janion im wissenschaftshistorischen Kontext“, in: Alber-Armenat, Ina/Kraft, Claudia (Hg.): Geschlecht und Wissen(schaft) in Ostmitteleuropa (= Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung, Band 36), Marburg: Herder-Institut 2017, S. 69–92.

― „affektiert“, in: Sprache im technischen Zeitalter 219, 2016, S. 380.

― „Brüche im Kontinuum. Feministische Kritik im Spannungsfeld polnischer Identitätssuche“, in: Traverse. Zeitschrift für Geschichte 2, 2016, S. 97–107.

― „Gipfeltreffen. Polens bergiges Fenster zur Welt“, in: Frölicher, Gianna/Gerber, Małgorzata/Sasse, Sylvia/Seiler, Nina (Hg.): ‚Dieser Mont Blanc verdeckt doch die ganze Aussicht!‘. Der literarische Blick auf Alpen, Tatra und Kaukasus, Zürich: Edition Schublade 2016. S. 207–220.

― „‘To overcome the hurdles’: Locating Feminist Literary Research in 1990s’ Poland“, in: Kadın/Woman 2000. Journal for Women’s Studies 16/2, 2015, S. 23–43.

― „Geschlechterfragen an der Schnittstelle. Verortungen feministischer Polonistik im postsozialistischen Gesellschaftsdiskurs“, in: Femina Politica 24/2, 2015, S. 54–67.

― „Disentangling from Communism. Poland’s Feminist Literary Studies Struggling for Acceptability“, in: Orbay Yücel, Seda/Üçışık Erbilen, Süheyla (Hg.): Neoliberal Discourse and Gender Equality. 5. International Conference on Gender Studies. Conference Proceedings Vol. 2, Famagusta: Eastern Mediterranean University Press 2015, S. 73–82.

― „Teorie płci między tradycją a postępem. Strategie polonistyczne“, in: Giger, Markus/Kosáková, Hana/Příhoda, Marek (Hg): Slované mezi tradicí a modernitou (= Konference mladých slavistů Band 9 / Russia Altera Band 25), Červený Kostelec, Prag: Pavel Mervart 2014, S. 107–113.


Herausgeberschaft

Frölicher, Gianna/Gerber, Małgorzata/Sasse, Sylvia/Seiler, Nina (Hg.): „Dieser Mont Blanc verdeckt doch die ganze Aussicht!“. Der literarische Blick auf Alpen, Tatra und Kaukasus, Zürich: Edition Schublade 2016.


sowie mehrere Übersetzungen aus dem Polnischen, u.a. in:

Żmijewski, Artur: Kunst ist nur ein Alibi. Schriften und Interviews. Herausgegeben von Sandra Frimmel, Fabienne Liptay, Dorota Sajewska und Sylvia Sasse, Zürich: Diaphanes 2017 (= Denkt Kunst).

Frölicher, Gianna/Gerber, Małgorzata/Sasse, Sylvia/Seiler, Nina (Hg.): „Dieser Mont Blanc verdeckt doch die ganze Aussicht!“. Der literarische Blick auf Alpen, Tatra und Kaukasus, Zürich: Edition Schublade 2016.


„Schwellenfigur der feministischen Polonistik – Maria Janion im wissenschaftshistorischen Kontext“, in: Alber, Ina/Kraft, Claudia (Hgg.): Geschlecht und Wissen(schaft) in Ostmitteleuropa, Marburg (in Vorbereitung).