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Prof. Dr. Rolf Nöthiger, emeritierter ordentlicher Professor für Zoologie, insbesondere Genetik

Verstorben am 25. Oktober 2019 im Alter von 85 Jahren.

 

Prof. Dr. Rolf Nöthiger war ein bekannter Entwicklungsgenetiker, der sich mit der genetischen Steuerung der Geschlechtsbestimmung befasste. In Pionierarbeit entwarf er artübergreifende Modelle. In der Taufliege Drosophila erforschte er die Gene, die für die Wahl des Geschlechts verantwortlich sind und ordnete diese hierarchisch ein.

Bei Ernst Hadorn, dem Schweizer Pionier der Entwicklungsgenetik, hat Rolf Nöthiger gelernt, Fragen zu stellen und einen lebendigen Diskurs zu führen. In seiner Dissertation, die er 1964 abschloss, beschäftigte er sich mit dem Differenzierungspotential von Zellen der Taufliege Drosophila. Nach Auslandaufenthalten in den USA kam er zurück nach Zürich, wo er 1971 die Venia legendi erwarb. Kurz darauf wurde Rolf Nöthiger zum Assistenzprofessor befördert, 1972 folgte die Berufung zum Extraordinarius und 1981 zum ordentlichen Professor für Zoologie, insbesondere Genetik.

Rolf Nöthiger fokussierte sich mit seinem Forschungsteam auf die Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen. In den frühen Jahren wurden in Drosophila die Vorläuferzellen der Genitalien untersucht, was zur Erkenntnis führte, dass nicht dieselben Zellen weibliche und männliche Genitalien differenzieren können. In beiden Geschlechtern wurden beide Zellpopulationen identifiziert. In intersexuellen Fliegen entwickelten sich beide Gruppen von Vorläuferzellen in männliche und weibliche Strukturen.

Nach einem Aufenthalt in Pasadena, Kalifornien, begann sich Rolf Nöthiger mehr mit genetischen Fragen zu beschäftigen. Welche Gene bestimmen das Geschlecht, und wie wirken diese Gene? Man wusste, dass das X-Chromosom einen Einfluss hat, und einige Mutationen waren beschrieben worden, die zu Geschlechtsänderung führten, zum Beispiel machte transformer aus XX-Tieren Männchen. Wie verschiedene Gene zusammen das Geschlecht bestimmen, war aber gänzlich unbekannt. Im Nöthiger-Labor begann man die hierarchische Stellung der bekannten Gene zu ermitteln. Zudem wurde nach unbekannten Genen gesucht. Zu den genetischen Methoden gesellten sich bald molekularbiologische Verfahren. 1986 konnte die Klonierung von transformer publiziert werden – damals ein Durchbruch von Bedeutung.

Rolf Nöthiger gelang es, internationale Freundschaften zu knüpfen, die seine Forschungstätigkeit ein Leben lang bereichern sollten. Mit Offenheit und Vertrauen wurden Projekte und Ideen besprochen. Sein scharfer Intellekt war legendär. Es war der Aufbruch der modernen Entwicklungsgenetik. Rolf Nöthiger förderte Studierende und Postdoktoranden mit grossem Einsatz. Alle, auch die Jüngsten, sollten an Kongresse gehen und ihre Resultate präsentieren. Neben seiner Forschungstätigkeit hat Rolf Nöthiger seine Schüler auch als ausgezeichneter Dozent begeistert. Er wurde im Jahre 2000 emeritiert.