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Historisches Seminar

FS 2011

«Old World»: Das Osmanische Reich und Europa (1453–1914)

Vorlesung Mo 14-16, KOL-E-18, V-Nr. 2090

Die Vorlesung benutzt den Begriff einer «Alten Welt», nämlich einer erweiterten Mittelmeerwelt, die Europa und die islamische Welt umfasste. Über sie hinaus begann Ende des 15. Jahrhunderts von Europa aus eine «neue», globale Welt erschlossen zu werden, doch bis zum Ersten Weltkrieg blieb die Alte Welt das politische und wirtschaftliche Machtzentrum der Erde. Diese Macht, die mehrdimensionale Spannung zwischen «alt» und «neu» sowie die Dialektik zwischen Osmanischem Reich und dem politisch und konfessionell aufgesplitterten Europa prägten die «Neuzeit».

Auf der osmanischen Seite bestand in der Selbstsicht eine «Weltordnung» (nizâm-i ‘âlem), ein Reich mit Anspruch auf Überlegenheit und Universalität. Es vereinigte kalifale, byzantinische und zentralasiatische Traditionen auf sich und integrierte Religionen aterritorial. Auf der anderen Seite gab es ein Selbstverständnis als christliches Europa in der Absetzung vom osmanischen Islam, im Übrigen ein Heiliges Römisches Reich in tiefer Krise. Diesen Raum prägte fortan die Verknüpfung von regio und religio, die sich auch noch auf die Nationalstaaten des 19. Jahrhunderts auswirken sollte. Der osmanischen Integration der östlichen Mittelmeerwelt und eines Grossteils der islamischen Welt stand seit dem 16./17. Jahrhundert somit die mehrdimensionale Desintegration Europas gegenüber, die indes mit globaler Erschliessung, der Fruchtbarmachung antiker Quellen, der Aneignung wissenschaftlicher Methodik und der Ausbildung flächendeckender staatlicher Direktherrschaft einher ging.

Seit dem 18. Jahrhundert verstand Europa sich als rundum überlegen und setzte sich neu auch mit Berufung auf Wissenschaft und Fortschritt von der osmanischen Welt ab. Zugleich verband es mit ihr fortan eine stark intensivierte Interaktion, die politische und wirtschaftliche Interessen, aber auch religiöse Sehnsüchte und Fortschrittsutopien umfasste. Während im letzten osmanischen Jahrhundert eine alte Rhetorik der Gegensätze weiterhin gepflegt wurde, strebten noch bis zum Sommer 1914 Akteure auf beiden Seiten innovative Synthesen zwischen der osmanischen Welt und Europa an.

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