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Institut für Erziehungswissenschaft

Das Wohl der Kinder und die Selbstbestimmung der Eltern. Eine qualitative Untersuchung zur Sozialpädagogischen Familienbegleitung in der Schweiz

Sozialpädagogische Familienbegleitungen stellen einen Eingriff in die familiale Privatheit und damit in die Selbstbestimmung der Eltern dar. Solche Massnahmen dienen einer Sicherung des Kindeswohls und einer Verhinderung gravierenderer Interventionen wie etwa einer Fremdplatzierung der Kinder. Über die Unterstützung der Eltern bei der Strukturierung und Gestaltung ihres familialen Alltags soll die elterliche Autonomie längerfristig wiederhergestellt werden. Denn nur durch Problemlösungen, die von den Eltern als eigene verstanden werden, besteht Aussicht auf eine dauerhafte Sicherung des Kindeswohls.

Im Zentrum des empirischen Teils meines Dissertationsprojekts steht die Frage, wie die Selbstbestimmung von Eltern in sozialpädagogischer Begleitung vor dem Hintergrund des Spannungsfeldes zwischen der Wahrung der Autonomie familialer Privatheit einerseits und der Sicherung des Kindeswohls andererseits von den Beteiligten situativ gehandhabt wird. Im Fokus stehen Restriktionen und genutzte Potenziale elterlicher Selbstbestimmung sowie mit Prozessen der Hervorbringung elterlicher Selbstbestimmung verbundene Herausforderungen und Grenzen.

Theoretisch wird Selbstbestimmung als eine immer wieder neu zu erbringende Leistung verstanden (vgl. Rössler 2012), die situativ und wesentlich sozial – auf spezifische, sich immer wieder verändernde „soziale Figurationen“ (vgl. Elias 1996) bezogen – hervorgebracht wird (vgl. Rössler 2001 und 2012, Jaeggi 2012). Eine Realisierung von Selbstbestimmung beinhaltet die Aneignung von Lebensentwürfen (vgl. Lorenzer 1988) und damit verbundenen Gründen (vgl. Jaeggi 2012, Rössler 2012). Dabei müssen die jeweiligen Erfahrungen und Lebensentwürfe der Akteure aufeinander bezogen und damit unter Umständen auch transformiert werden. Wie Beate Rössler (2009) argumentiert, zeichnet sich Selbstbestimmung gerade nicht durch die Eliminierung von Ambivalenzen aus, sondern durch einen sensiblen Umgang mit solchen.

Bei der Datenanalyse werden tiefenhermeneutische Textanalysen im Anschluss an Alfred Lorenzer (1973, 1988) mit Sequenzanalysen von Praktiken des Problemlösens kombiniert. Als heuristischer Rahmen dienen dabei Rahel Jaeggis (2014) lebensformentheoretische Überlegungen zu Praktiken des Problemlösens. Mittels tiefenhermeneutischer Analysen kann analyisiert werden, inwieweit die Lebensentwürfe von Eltern in die sozialpädagogische Familienbegleitung einbezogen werden. Mittels Sequenzanalysen von Praktiken des Problemlösens kann detailliert rekonstruiert werden, inwieweit die Lebensentwürfe von Eltern verhandelt, transformiert und gegebenenfalls aus dem Prozess der Problembearbeitung ausgeschlossen werden.

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