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Prof. Dr. David Ganz
Mo 10:15-12:00, RAK-E-6
Bis weit in die frühe Neuzeit hinein ist die europäische Bildkunst von christlichen Bildthemen geprägt: der Vita Christi, dem Leben Mariens und der Heiligen, der Schöpfungsgeschichte und dem Weltgericht. Das Erbe dieser Themen und der für sie entwickelten Bildformeln ist auch ausserhalb der christlichen Sakralkunst wirksam. Das Seminar führt in die Grundlagen dieser für die europäische Kunstgeschichte so prägenden Bildtradition ein. Als Einstieg dienen die klassischen Fragen der Ikonographie: Um welche Figuren und Geschichten geht es, und wie sehen die Bildmuster aus, mit denen sie verknüpft sind? Die Diskussion ausgewählter Fallbeispiele soll das zum Verständnis christlicher Bilder erforderliche Grundlagenwissen vermitteln und in elementare Techniken der Informationsbeschaffung einführen: Wo finde ich geeignete Nachschlagewerke, welche Textreferenzen kommen zur Erschließung der dargestellten Inhalte in Frage? Schließlich geht es auch darum, das Bewusstsein für die Kontexte und Funktionen zu schärfen, von denen die ikonographische Struktur einzelner Darstellungen stets entscheidend mitbestimmt wird.
Dr. des. Sophie Schweinfurth Ventura
Di 10:15-12:00, RAA-E-12
Das Medium Mosaik gehört zu den bemerkenswertesten visuellen Innovationen des Mittelalters. Dabei fällt auf, dass vor allem in Italien das Mosaik bereits seit der Spätantike zum zentralen Ausstattungsmedium avanciert und zahlreiche Sakralbauten mit aufwendigen und anspruchsvollen Mosaikprogrammen ausgestattet werden. Mit Rom, Ravenna, Sizilien und Venedig seien nur einige Orte in Italien genannt, an denen reiche Mosaikprogramme realisiert wurden. Neben der historischen Kontextualisierung der Mosaiken, ihrer Auftraggeber und inhaltlichen Programmatik will das Seminar auch die besonderen medialen Qualitäten des Mosaiks und seine Affinität zu Licht und Glanz im Horizont seiner Vermittlungsfunktion im Sakralraum näher untersuchen. Welche Effekte werden durch die Entmaterialisierung des Goldgrunds durch Licht erzielt? Welche spätantike/mittelalterliche Auffassung von Sichtbarkeit entfaltet sich im Mosaik als im Licht dynamisiertes Bild? Ein weiterer Aspekt des Seminars widmet sich der Frage nach bevorzugten Motiven und innovativen Bildfindungen innerhalb der Mosaikdarstellungen, um so historisch die Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit dieses einzigartigen Mediums über einen Zeitraum von fasst tausend Jahren nachvollziehbar zu machen.
Dr. des. Sophie Schweinfurth Ventura
Di 12:15-13:45, diverse Orte
Seit Vasaris Viten wurde der Kunstdiskurs durch die Erzählung vom männlichen Künstlergenie dominiert. Auch die akademische Disziplin der Kunstgeschichte hat dieses Narrativ lange übernommen und erst seit den 50er Jahren begonnen, die Rolle von Frauen als Künstlerinnen und die Bedingungen ihrer Arbeit vermehrt in den Blick zu nehmen. Dennoch: Betritt man auch heute noch ein Kunstmuseum, sind immer noch männliche Künstler überproportional vertreten. Ganz anders sieht es aus, wenn es um Frauen als Teil der bildenden Kunst als Objekt des männlichen Künstlerblicks geht: hier sind Frauen oftmals integraler Gegenstand des künstlerischen Œuvre und ihre Darstellung dem "Künstlerblick" überlassen. In der Übung machen wir uns einerseits auf Spurensuche nach Werken von Künstlerinnen in Züricher Museen und wollen die wenigen, ausgestellten Werke im Kontext der Frage nach – auch historisch und sozial bedingten - weiblichen Themensetzungen und Ausdrucksformen diskutieren. Gleichzeitig will die Übung diese Werke mit der Allgegenwärtigkeit von Frauen als Objekte männlichen Kunstschaffens anhand ausgewählter Arbeiten kontrastieren, um die Konstruktion, Kritik und Emanzipation von weiblichen Rollenbildern innerhalb der Kunst kritisch zu reflektieren.
Prof. Dr. David Ganz
Di 14:00-15:45, RAA-E-12
2024 werden auf der Insel Reichenau 1300 Jahre seit der Klostergründung gefeiert. Die derzeit laufenden Planungen für Ausstellungen und Tagungen zu diesem Jubiläum bieten die Gelegenheit, aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts auf eines der grossen Zentren der europäischen Kunstgeschichte zu schauen. Im Seminar soll es um einen vernetzten und verräumlichten Blick auf den Bodenseeraum gehen, in dem die Reichenauer Kunstproduktion lokalisiert war. Das Klosterleben auf der Insel im Untersee war geprägt durch enge politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Wechselbeziehungen mit zwei weiteren Zentralorten der Region: dem unmittelbar angrenzenden Bischofssitz Konstanz und dem an der Südseite des Obersees gelegenen Kloster St. Gallen. Kaum ein Objekt dokumentiert die Verflechtungen der Region besser als der St. Galler Klosterplan aus dem 9. Jahrhundert, den Reichenauer Mönche für den Abt von St. Gallen fertigten. Dennoch hat sich die Kunstgeschichte nur am Rande für Kontakte und Austausch, aber auch für Aufgabenteilung und Abgrenzung zwischen den beiden mächtigen Klöstern interessiert, zu denen als dritter einflussreicher Akteur der Bischofssitz Konstanz trat. Im Seminar wollen wir Hauptwerke der früh- und hochmittelalterlichen Bildkunst aus diesen Orten im Hinblick auf ihre räumlichen Verflechtungen betrachten. Neben den kulturellen Impulsen, die dabei eine Rolle spielten, wollen wir auch die Umweltfaktoren einbeziehen, die das Leben an den drei Orten prägten und die in den Gründungserzählungen der Klöster St. Gallen und Reichenau prominent hervortreten. Im Rahmen des Seminars sind Fahrten nach St. Gallen, Konstanz und auf die Reichenau geplant. Es besteht ausserdem die Möglichkeit, Einblick in die laufenden Vorbereitungen der grossen Landesausstellung zu erhalten, die 2024 auf der Reichenau stattfinden wird.
Prof. Dr. David Ganz
Do 14:00-15:45, KOL-F-104
Mit der Zeit der Karolinger, so die klassische Erzählung der Kunstgeschichtsschreibung, endeten die "dunklen Jahrhunderte", die die Zeit der Antike vom Neubeginn des Mittelalters trennen. Die von Karl dem Grossen um 800 lancierte "Karolingische Renaissance" habe um die Jahrtausendwende zur Zeit der Ottenherrscher eine glanzvolle Fortsetzung gefunden. In der kunsthistorischen Terminologie ist die Benennung der Kunst zwischen 780 und 1050 nach den Namen zweier Herrscherdynastien zwar fest eingebürgert, aber ein absoluter Sonderfall. Unschwer gibt sie sich als Erbe einer politischen Ideologie zu erkennen, die die Anfänge mittelalterlicher Kunst mit nationalistischen Ursprungserzählungen und einem autoritären Herrscherkult zu unterlegen sucht. Obwohl die damit verbundenen Verzerrungen und blinden Flecke seit langem bekannt sind, zeichnet sich in der Kunstgeschichte noch kein neues Gesamtbild ab. Der Titel der Vorlesung verweist auf eine Kunstproduktion, die im Auftrag der führenden Eliten entstand und für Mitglieder eben dieser Eliten bestimmt war – von Eliten, zu denen neben den Herrschern, ihren Familien und den Mitgliedern des Hofs vor allem Angehörige des hohen Adels, Bischöfe und die Frauen und Männer an der Spitze geistlicher Gemeinschaften (Klöster und Stifte) zählten. Wie jüngere Studien gezeigt haben, war der exorbitante Materialluxus, der dabei betrieben wurde, wesentlich von dem Wunsch bestimmt, mit der Hofkunst anderer Kulturen mithalten zu können – derjenigen des byzantinischen Kaiserhofs ebenso wie jener islamischer Herrscher. Innerhalb der Reichsgrenzen war die Entwicklung dann aber stark von einem polyzentrischen Machtgefüge bestimmt, das vielen Akteuren das Recht gab, bei diesem Spiel der exklusiven Repräsentation über Kunst mitzumischen. Und nicht zuletzt verfügten die ausführenden Künstler:innen vielfach über erhebliche Freiräume. Es geht also auch um Kunst, die trotz ihrer elitären Ausrichtung nicht in einer blossen Propagandafunktion aufgeht.
Prof. Dr. David Ganz
Mo 16:15-18:00, alle 2-3 Wochen, ab 27.02., KO2-F-155
Das Kolloquium dient der Präsentation und Diskussion von Forschungsprojekten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Dazu zählen Abschlussarbeiten auf Master- oder Bachelorstufe, Promotionsvorhaben, aber auch kleinere Forschungsprojekte der Teilnehmerinnen. Das Kolloquium bietet zusätzlich die Gelegenheit, in der gemeinsamen Lektüre und Diskussion ausgewählte Texte kennenzulernen, von denen wichtige methodische Impulse für das Fach ausgehen.