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Völkerkundemuseum

Medienmitteilung

Mit Museen aus Uganda ausstellen

Für einmal steht im Völkerkundemuseum der Universität Zürich die ethnologische Museumsarbeit selbst im Zentrum. Die Ausstellung «Sichtweisen – Visionen einer Museumspartnerschaft» dokumentiert die innovative Kooperation zwischen zwei ugandischen Museen und dem Völkerkundemuseum in Zürich. Zu sehen gibt es gleich drei Ausstellungen in einer.

 

Gleich zu Beginn der Ausstellung können sich Besuchende mit der kontroversen Geschichte ethnologischer Museen auseinandersetzen. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es «Völkerschauen» – etwa das «Negerdorf» in Altstetten bei Zürich, welches in seiner nachgestellten «natürlichen Umgebung» besucht werden konnte. Ein Schaukasten dokumentiert den voyeuristischen Blick auf Menschen aus den Kolonialgebieten. Ethnologische Museen wurden in den letzten Jahren vermehrt kritisiert, andere Gesellschaften zur Schau zu stellen, ohne die Menschen und ihr Wissen einzubeziehen. Sie stehen zunehmend unter dem Druck der Öffentlichkeit, ihre Geschichte aufzuarbeiten und in Zukunft mit externen Interessengruppen zusammenzuarbeiten.

 

Wegweisende internationale Zusammenarbeit 

Internationale Kooperation erweist sich deshalb als wegweisender Ansatz für die Museumsarbeit. Vor drei Jahren haben sich das Uganda National Museum in Kampala, das Igongo Cultural Centre in Mbarara und das Völkerkundemuseum der Universität Zürich entschieden, längerfristig zusammenzuarbeiten. Im Unterschied zu manchen anderen Kooperationsprojekten ist weder die finanzielle Unterstützung noch eine einseitige Nord-Süd-Beratungstätigkeit im Zentrum. Es geht vielmehr um das Interesse der Partner, gemeinsam zu forschen und zu kuratieren. «Die Vorteile einer solchen Kooperation liegen auf der Hand. Von anderer Warte betrachtet, erschliesst sich Zusätzliches – oder Gleiches anders», erklärt Ausstellungskurator Thomas Laely. Aus dieser Kooperation sind bisher zwei Ausstellungen in Uganda hervorgegangen. Auch die Ausstellung «Sichtweisen – Visionen einer Museumspartnerschaft» in Zürich wurde in Zusammenarbeit mit ugandischen Kuratoren erarbeitet. Sie dokumentiert und reflektiert die wegweisende gemeinsame Museumsarbeit.

 

Konsequent partizipativer Anspruch

Die Kuratorinnen und Kuratoren aus Uganda und der Schweiz erstellten zusammen ihre Ausstellungskonzepte, recherchierten gemeinsam und tauschten sich fortlaufend aus. Leitprinzip war dabei eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Doch eine Kooperation über kulturelle und geographische Grenzen hinweg bringt auch Herausforderungen, zumal jedes Museum in je eigene politische, wirtschaftliche, infrastrukturelle und kulturelle Verhältnisse eingebunden ist. In der Zusammenarbeit muss folglich mit den unterschiedlichen Sichtweisen umgegangen werden. «Die Chance dabei ist, dass dadurch ein komplexeres Bild der Realität gezeichnet werden kann und neue Erkenntnisse über Objekte, aber auch Museumspraktiken entstehen», fasst Thomas Laely, Vizedirektor des Völkerkundemuseums, zusammen.

 

Die Ausstellung thematisiert an verschiedenen Stationen die Aushandlungsprozesse, den Wissens­austausch und Umgang mit Mehrstimmigkeit und Multiperspektivität, die Mediennutzung und Kommunikationskultur. Besucher können Skype-Gespräche und die Kommunikation mittels WhatsApp mitverfolgen. Darüber hinaus dokumentieren Videoaufnahmen das Partnerschaftsprojekt aus einer unabhängigen Aussenperspektive.

 

Virtueller Ausstellungsbesuch in Uganda  

Mittels Touchbildschirmen können Interessierte auch virtuell in die ugandischen Museen eintauchen. Die beiden Ausstellungen «Drink deeply – Milk Exhibition» (in Kampala), und «The Power of Milk» (in Mbarara), widmen sich schweizerischen und ugandischen Milchkulturen und wurden im September 2017 mit grossem Erfolg eröffnet. Tausende von Schulkindern und interessierten Erwachsenen setzten sich seither nicht nur mit dem reichen Milch-Kulturerbe der beiden Länder auseinander, sondern auch mit den Chancen und Herausforderungen aktueller technologischer, global-wirtschaftlicher und ökologischer Entwicklungen.

 

Mobiles Museum in Uganda  

Das Kooperationsprojekt endet nicht mit der Ausstellung in Zürich. Geplant ist ein mobiles Museum in Uganda, das die Inhalte der «Milchausstellungen» auch den Menschen in ländlichen Gebieten zugänglich macht. Den ugandischen Kuratoren ist es ein Anliegen, dass die mobile Ausstellung an die je unterschiedlichen Probleme und Bedürfnisse der verschiedenen Landesregionen angepasst wird. Sie soll den Viehbauern eine Plattform zum Austausch geben und nützliches Wissen zur Verfügung stellen.

 

Auch für das Völkerkundemuseum in Zürich ist mit der neuen Ausstellung die Zusammenarbeit keineswegs abgeschlossen. Die Kooperation mit Partnermuseen, insbesondere mit solchen in den Herkunftsregionen seiner Sammlungen, ist für die ethnologische Museumsarbeit vielmehr eine zentrale, kontinuierliche Aufgabe.

 

 

 

Ausstellung «Sichtweisen. Visionen einer Museumspartnerschaft»

13.04.2018 – 06.01.2019

Vernissage:
12.04.2018, 18 Uhr

 

Gegenwärtig verwirklichen drei Museen, das Uganda National Museum in Kampala, das Igongo Cultural Centre in Mbarara, Südwest-Uganda und das Völkerkundemuseum der Universität Zürich eine ungewöhnliche Kooperation: In Uganda und in der Schweiz wird gemeinsam geforscht und werden Ausstellungen im Dialog erarbeitet. Die Ausstellung «Sichtweisen» bietet selbstkritische Einblicke in die Zusammenarbeit und ermöglicht einen virtuellen Ausflug in die ugandischen Museen.

 

Völkerkundemuseum der Universität Zürich

Pelikanstrasse 40

8001 Zürich

musethno@vmz.uzh.ch

www.musethno.uzh.ch

 

Öffnungszeiten

Dienstag, Mittwoch und Freitag 10–17 Uhr

Donnerstag 10–19 Uhr, Samstag 14–17 Uhr, Sonntag 11–17 Uhr

Montag geschlossen, Eintritt frei

 

 

 

Kontakt:

Dr. Thomas Laely, Vizedirektor

Völkerkundemuseum

Universität Zürich

Tel. +41 44 634 90 28

E-Mail: laely@vmz.uzh.ch

 

Media Relations

Universität Zürich

Tel. +41 44 634 44 67

E-Mail: mediarelations@kommunikation.uzh.ch

Weiterführende Informationen

01_Uganda Museum Aussen

Uganda Museum Aussen

Blick auf den Haupteingang des Uganda Museums in Kampala. Vorne links ist der Eingang zur Bibliothek zu sehen. Foto: Melanie de Visser

Schulkinder vor dem Uganda Museum

Schulkinder vor dem Uganda Museum

Eine Schulklasse wartet vor dem Eingang des Uganda Museums bis die Führung beginnt. Eines der Hauptaufgaben des Museums ist die Bildung. Foto: Melanie de Visser

Milchausstellung im Uganda Museum

Milchausstellung im Uganda Museum

In der Ausstellung "Drink Deeply! Milk Exhibition" im Uganda Museum. Die Ausstellung kommt nicht zuletzt auch bei jüngeren Besuchern sehr gut an. Foto: Ali Nkwasibwe

Igongo Cultural Centre Aussen

Igongo Cultural Centre Aussen

Das Igongo Cultural Centre von aussen. Dieses Museum widmet sich in erster Linie der lokalen Kultur der Ankole. Foto: Ali Nkwasibwe

Feldforschung in Uganda

Feldforschung in Uganda

ProjektpartnerInnen bei der Feldforschung zu ugandischer Milchkultur. Foto: Carolina Cerbaro

Feldforschung in der Schweiz

Feldforschung in der Schweiz

Die ugandischen Kuratoren bei der Feldforschung über Milchkultur in der Schweiz. Die Kooperation wurde filmisch dokumentiert. Foto: Thomas Laely

Arbeit am Ausstellungskonzept

Arbeit am Ausstellungskonzept

ProjektpartnerInnen bei der gemeinsamen Arbeit am Ausstellungskonzept für die Ausstellung Sichtweisen. Alle drei Ausstellungen wurden kooperativ konzipiert und umgesetzt. Foto: Marc Meyer

Kurator des Uganda Museums

Kurator des Uganda Museums

Einer der Kuratoren des Uganda Museums kurz vor der Eröffnung der Ausstellung "Drink Deeply! Milk Exhibition". Foto: Thomas Laely

Kooperationsfoto im Uganda Museum

Kooperationsfoto im Uganda Museum

Eine Fotografie einer Besprechung in Zürich während der Vorbereitungen der Ausstellung im Uganda Museum. Foto: Thomas Laely

Eröffnung am Igongo Cultural Centre

Eröffnung am Igongo Cultural Centre

Ausstellungseröffnung am Igongo Cultural Centre. Einer der ugandischen Kuratoren beim feierlichen Degustieren des Käses, welchen er im Rahmen der Forschung in der Schweiz selbst hergestellt hat. Foto: Ali Nkwasibwe