" Ich bestreite , mich an dieser Demonstration beteiligt zu
haben . Ich bestreite ferner , mich des Ungehorsams gegen die
sicherlich berechtigten Anordnungen der Polizei vergangen zu
haben . In der kurzen Zeit meiner Anwesenheit unter Demonstrierenden , habe ich durch Megaphone oder dergleichen nie gehört ,
dass ich meinen Standort hätte verlassen müssen .
Ich traf meine Braut , Frl. ,
, ca. 19.00 Uhr in der Bodega an
der Münstergasse , Zürich 1. Im Verlaufe des gestrigen Nachmittages geriet mir ein Flugblatt in die Hände , nein dies war am
Freitagnachmittag , welches auf die Demonstration um 19.00 Uhr
beim Globus hinwies . Es ist tatsächlich so , dass ich mich für die
Problematik eines Jugendzentrums interessiere , dies natürlich
nur auf Grund einer Diskussion . Ca . halb acht Uhr kamen wir
beim Globus an . Mit Lautsprechern wurde die polizeiliche Meldung durchgegeben , dass ( sinngemäss ) der Platz zu räumen sei .
Diese Meldung habe ich selbst mitangehört und verstanden . Daraufhin habe ich mich mit Frl. sofort entfernt . Nach einem
kurzen Aufenthalt am Central gingen wir nach dem Bellevue und
zwar ganz unabhängig von Demonstranten . Am Bellevue standen wir
einige Zeit vor dem " Odeon " , denn als wir ankamen , hatte sich
eine grosse Menschenmenge auf dem Bellevueplatz angesammelt .
Wir standen also abseits dieser Ansammlung . Vermutlich zwischen
9 und halb zehn Uhr begaben wir uns ins Rest. " Eckstein " an der
Schifflände . Wir warteten lange auf unser Essen . Ich ging kurze
Zeit und allein ins " Selekt " , weil ich dort einen Bekannten
suchte und nicht fand . Als ich ins Eckstein zurückkam , war Frl.
noch dort anwesend . Es war gegen 23.00 Uhr oder sogar
später , als wir gemeinsam dieses Lokal verliessen . In einer
Menschenmenge , die dort anwesend war , verlor ich meine Braut .
In der Folge fand ich sie auch nicht im Selekt und in der Bodega
und auch den Limmatquai hinunter fand ich sie nicht , d.h. nach
der Kreuzung Mühlegasse fanden wir uns wieder . Wir wollten zu
Fuss nach dem Landesmuseum hinunter , um mit einem Taxi nach
Hause zu fahren . Hierzu wollten wir den Neumühlequai begehen , um
über die Walchebrücke zu kommen . Beim Central sahen wir , dass uns
der Weg versperrt war und ich wusste vorallem nicht , dass dort
wiederum demonstriert wurde . Ohne dass wir dies beabsichtigten ,
kamen wir dort in das Gedränge . Plötzlich rannte eine Masse
zurück und gegen uns beide . Dabei wurde ich energisch angerempelt und verlor dadurch meine Brille , ohne welche ich nichts
mehr sehen und mich dort auch nicht mehr orientieren konnte . Ich
konnte mich also nicht mehr selbst bewegen und blieb einfach stehen . Ich erhielt hingegen eine Menge Schläge von Polizisten auf
den Kopf bis ich einfach zu Boden fiel und ich überrannt wurde .
Von dort wurde ich ins Globusgebäude von der Polizei abgeführt .
Dass ich am Central Schläge erhielt , war mir der Situation entsprechend noch einigermassen verständlich , jedoch die Schläge
von der Polizei im Globusgebäude selbst - wo ich mich bemühte zu
erklären , dass ich die Brille verloren hätte und nichts mehr
sähe - ist mir weniger verständlich . Ich erhielt dort ca. 12
Schläge mit dem Knüppel und wurde mehrere Treppen hinuntergestosssen . Es sei aber auch erwähnt , dass einer der Polizisten Verständnis
für meinen Zustand zeigte .
Diese Schilderung zeigt , dass ich mich an dieser Demonstration
nicht beteiligt habe . Die Anordnung der Polizei beim Globus habe
ich sofort befolgt .
Ich bin der Aelteste unter 4 Brüdern . mein Vater ist Architekt
mit einem eigenen Büro an der . Meine Mutter ist Hausfrau . Ich besuchte in Zürich 6 Jahre die Primarschule , 3 Jahre
die Sekundarschule und 21/2 Jahre das Tages- und Abendgymnasium
" Juventus " . Ich machte ca. 1962 die Aufnahmeprüfung an die ETH .
2 Semester studierte ich an der ETH Biologie . Hernach studierte
ich während 4 Semestern Philosophie und Psychologie an der Uni ,
wovon das letzte Semester an der Universität Basel . Seit Sommer 66
betätige ich mich nur noch als Schriftsteller und Verleger , nein
als Kleinverleger . Eigentlich habe ich damit kein Einkommen ,
sondern ich werde laufend von meinen Eltern hinreichend unterstützt . Schulden habe ich keine . Mit der Polizei bin ich bisher
nie in Konflikt geraten , weder mit Strafsachen noch mit Bussen .
Das vorliegende Exemplar " Hotcha " habe ich heute Abend bei
Hrn . im " Eckstein " gekauft . Ich interessiere mich
grundsätzlich für moderne Kunst und Literatur . In dieser Ausgabe
ist tatsächlich ein poetischer Text , der von mir stammt , enthalten . Dieser ist aus einem Privatdruck von mir entnommen , nein
Gwerder hat meine Poesie aus einem meiner Privatdrucke entnommen , was ich ihm kostenlos gestattet habe .
Damit habe ich Ihnen alles wahrheitsgetreu erklärt und möchte
nochmals beifügen , dass sowohl Frl. wie ich nicht als
Demonstranten bezeichnet werden können . Meine Angaben sind via
Frl. jederzeit überprüfbar . Des weiteren habe ich nichts
mehr beizufügen . "