BASISGRUPPE
FÜR
EIN
AUTONOMES
JUGENDZENTRUM
Revolutionäre
Modelle
tauchen
auf.
Sie
entlarven
unser
Gesellschaftssystem
als
lebensfeindlich.
Bedrohliche
Ahnungen
einzelner
wachsen
zur
Gewissheit
einer
ganzen
Generation.
Gruppenweise
wird
die
Kraft
und
die
Faszination
der
neuen
Ideen
erlebt.
Aber
der
Einzelne
muss
wieder
zurück
in
seine
kleine
Welt,
die
ihn
zwingt
sein
besseres
Wissen
zu
verleugnen.
ERSTES
NAHZIEL:
Kollektiverfahrungen
mit
dem
privaten
Leben
vereinbaren.
Wir
haben
gelernt
uns
der
eigenen
Phantasien
zu
schämen.
Unsere
Ansätze
zu
schöpferischer
Tätigkeit
werden
stillschweigend
unterbunden.
Die
autoritäre
Gesellschaft
pflegt
ihr
eigenes
Wertsystem.
Man
heisst
uns
mitlächeln
und
verweist
auf
das
Bestehende.
Lächelnd
älter
werden
und
resignieren?
ZWEITES
NAHZIEL:
Privaten
Ausdruck
öffentlicher
Wertung
zugänglich
machen.
Das
Bestehende
stiehlt
unser
Leben
und
verwaltet
es
tod-sicher.
Wir
fordern
den
Mut
zur
Utopie.
Die
'gute
Erziehung'
in
uns
gebietet
NEIN!
Sie
fürchtet
das
Experiment.
DRITTES
NAHZIEL:
Experimente
gegen
Autorität
und
Tabu.
Im
Schwarzen
sind
wir
autonom.
Hier
beginnen
und
wachsen
wir.
Versuchen,
Erfahren
und
Auswerten.
Verbindungsnetz
zu
Gleichgesinnten.
FERNZIEL:
Den
schwarzen
Kreis
durchbrechen,
in
der
offiziellen
Welt
auftauchen
und
eine
Alternativgesellschaft
verwirklichen.
PROVISORISCHE
STRUKTUR
BEZUEGE | :Wir
sind
eine
Basisgruppe
des
autonomen
Jugendzentrums.
|
VERSAMMLUNG | :1.
Stufe:
Privaträume
2.
Stufe:
Private
und
öffentliche
Säle
3.
Stufe:
Autonome
Grundstücke
4.
Stufe:
Oeffentlich
|
INFORMATION | :1.
Stufe:
Diskussion
2.
Stufe:
Flugblätter
3.
Stufe:
Druckerzeugnisse
4.
Stufe:
Oeffentliche
Anschläge
und
Ausstellungen
|
FINANZIERUNG |
:
1.
Stufe:
Eigenfinanzierung
2.
Stufe:
Verkauf
eigener
Erzeugnisse
3.
Stufe:
Spenden
4.
Stufe:
Selbsttragende
Alternativgesellschaft
|
METHODEN |
:
Künstlerisch,
wissenschaftlich,
mystisch,
experimentell
usw.
je
nach
Neigung
des
Einzelnen
|
TREFFPUNKTE |
:
U+K
Hertli
Freyastrasse
21
8004
Zürich
beim
Bahnhof
Wiedikon
Jeden
Freitag
ab
19
Uhr.
Eingeladen
sind
alle,
die
sich
von
unseren
Themen
und
Zielen
angesprochen
fühlen,
insbesondere
illegale
und
legale
Paare.
Kinder
jeden
Alters
mitbringen.
Weitere
Treffpunkte
und
-zeiten
vorgesehen.
|
AUSKUENFTE |
:
E+R+CH
Wanner
Höhenweg
10
Zürich
beim
Klusplatz
Tel.
53
72
25
|
ERSTE
KONKRETE
ZIELE
- 1.Wir
bereiten
für
die
Diskussionswoche
im
Corbusier
-
Zentrum
Beiträge
zum
Thema:
'Antiautoritärer
Charakter
-
eine
Illusion?'
vor.
- 2.
Ausarbeiten
eines
Projektes
für
einen
anautoritären
Versuchskindergarten.
Falls
Räumlichkeiten
zur
Verfügung
stehen,
wird
dieses
Projekt
im
Corbusier-Zentrum
während
der
Diskussionswoche
realisiert,
und
anschliessend
-sofern
möglich-
fortgesetzt.
August
1968
Blatt
Nr.
1
Eigendruck
Basisgruppe
des
autonomen
Jugendzentrums
DIE
REBELLION
INZUERICH
EREIGNISSE
KOMMENTARE
UND
FOLGERUNGEN
EREIGNISSE:
1.Juni
:
Die
Polizei
und
ihre
Hunde
malträtieren
Jugendliche
im
Anschluss
an
das
Jmmy
Hendri
x
Konzert.
15.
Juni:
Eine
Polizeidemonstration
mit
Strassentheater
findet
statt,
daraufhin
GO
-
IN
in
den
seit
Monaten
leerstehenden
Globus.
Grossdiskussionen,
Abfassen
einer
Resolut
ion
mit
Ultimatum
an
den
Stadtrat
und
Wahl
eines
provisorischen
Komitees.
Später
wird
der
G
lobusvorplatz
zum
öffentlichen
permanenten
Diskussionsforum.
Zeitungs-
und
private
Mitteilu
ngen
werden
an
die
Schaufenster
geklebt.
Strassen-
und
Wandmalerei
entwickeln
sich.
Ausgieb
ige
presseunabhängige
Information
durch
Flugblätter
26.
Juni:
PAINT
-
IN
und
Warndemonstra
tion.
29.
Juni:
Die
angesagte
Vollversammlung
wird
durch
den
Polizeikrawall
verunmöglicht.
Polizeiverbrechen
an
Verhafteten
im
Globus:
die
Behörde
schweigt
und
sie
schweigt
bis
heute
2.
Juli:
Demonstrationsverbot.
Intensive
Flugblattkampagnie
und
Extrablatt
des
Aktionskomit
ees
für
ein
autonomes
Jugendzentrums.
Rechtsanwalt
von
Braunschweig
spricht
an
einer
illega
len
Demonstration.
Theo
Bünzli
eröffnet
unter
Assistenz
des
Stadtpräsidenten
das
Pseudojuge
ndzentrum
Hof
103.
Zürcher
Manifest,
dem
Inhalt
nach
eine
Solidaritätserklärung
an
das
Akti
onskomitee
Autonomes
Jungendzentrums.
Solidaritätsdemonstrationen
in
Biel,
Basel
und
Münche
n.
Solidaritätserklärung
der
Typographia.
Objektive
Berichterstattung
durch
Volksrecht
und
Nationalzeitung,
sowie
durch
die
welsche
Presse.
Die
Basler
Behörden
ergreifen
für
uns
Part
ei
und
kriti
sieren
die
Zürcher
Stadtpolizeileitung.
13.
Juli:
Die
Manifestleute
verschaffen
uns
das
Volkshaus
für
einen
Abend.
Zweite
Vollversammlung.
Zweite
Resolution.
Wahl
des
defi
nitiven
Komitees.
15.
Juli:
Demonstrationsverbot
wird
aufgehoben.
17.
Juli:
Teach-In
der
FS
Z.
19.
Juli:
Heidi
Weber
stellt
das
Corbusier-Zentrum
für
eine
permanente
Diskussionswoche
Ende
August
zur
Verfügung.
KOMMENTARE:
Die
Prügelei
vor
dem
Hallenstadion
zeigt,
dass
unsere
Behörden
ihren
Willen
mit
illegalen
M
itteln
und
offener
Gewalt
durchsetzen.
Mit
dem
GO
-
IN
fordert
die
Jugend
ihr
Recht
erstmal
s
selbst.
Bisher
haben
mehr
oder
weniger
etablierte
'Jugendvertreter'
bestimmt,
was
die
Jugen
d
zu
fordern
habe.
Der
Stadtrat
scheint
die
Bedeutung
diese
Phänomens
nur
geahnt
zu
haben,
in
einer
Mischung
aus
Angst
und
Grosszügigkeit
verbietet
er
es
Direktor
Mahler
nicht,
die
G
lobustüren
zu
öffnen.
Die
versammelte
Jungend
tobt
sich
nicht
aus,
wie
das
mancher
gerne
ges
ehen
hätte,
sondern
konstituiert
sich:
bildet
ein
Komitee,
fasst
eine
Resolution
und
konfro
ntiert
die
oberste
Behörde
mit
einem
Ultimatum.
Sie
wird
sich
in
dieser
Nacht
ihrer
Stärke
bewusst.
*
Volle
14
Tage
besitzt
die
Jugend
ein
Zentrum
vor
dem
Globus.
Dort
bestimmt
sie
w
as
geschieht.
Solidarität,
Begeisterung
und
Bedenken,
aber
auch
ressentimentgeladene
Ablehn
ung
älterer
Leute
sind
zu
verspüren.
Statt
Jugendhaus
fällt
mehr
und
mehr
der
Name
Autonome
s
Jugend-
und
Kulturzentrum.
*
Nach
dem
Polizeikrawall
sagen
Oeffentlichkeit,
Presse
und
Be
hörde
unsere
Bewegung
beinahe
einstimmig
tot.
Etliche
von
uns
sind
im
Globuskeller
bewusstl
os
geprügelt
worden,
einige
während
Wochen
von
der
Umwelt
(
incl.
Rechtsanwälte
)hermetisc
h
abgeriegelt
worden.
Aber
auch
die
Menschlichkeit
der
anständigen
Polizisten
wurde
durch
d
iesen
sinnlosen
Prügeleinsatzbefehl
verletzt.
Das
Demonstrationsverbot
soll
unangenehme
Dis
kussionen
über
das
Geschehene
verhindern
helfen,
aber
diese
diktatorische
Allüre
kommt
dem
Stadtrat
teuer
zu
stehen:
Die
denkende
ältere
Generation
horcht
auf,
spricht
von
Diktaturme
thoden
und
handelt:
illegale
Demonstration,
Protesterklärung
der
Sozialdemokraten,
Zürcher
Manifest
und
bereits
am
13.
Juli
versammeln
wir
uns
im
Volkshaus.
*
Die
zweite
Vollversamml
ung
zeigt,
dass
sich
der
Kreis
unserer
Symphatisanten
beträchtlich
erweitert
hat,
eitliche
P
ersönlichkeiten
über
4o
sprechen
uns
ihre
Anerkennung
aus.
Wir
selbst
sind
zielbewusster,
n
üchternern
und
trotz
der
Ferienzeit
zahlreicher
geworden
als
vor
einem
Monat.
Denselben
Eind
ruck
hinterlässt
der
Teach-In
der
FSZ.
FOLGERUNGEN:
Psychologisch
haben
wir
enorm
gewonnen:
Unsere
Existenz
ist
der
Stadt
bewusst
geworden.
Bis
her
unsichtbare
autoritäre
Forderungen
der
Gesellschaft,
welche
unsere
Entfaltung
schwer
be
einträchtigt
haben,
sind
offensichtlich
geworden.
Materiell
stehen
wir
am
selben
Fleck
wie
vor
einem
Monat:
Wir
haben
kein
autonomes
Zentrum,
und
nachdem
man
uns
'kennt'
werden
wir
ni
cht
so
schnell
eines
haben.
Wir
haben
Wahl,
wieder
in
die
ursprüngliche
Isolation
zurückzuk
ehren
und
geduldig
auf
den
behördlichen
Gnadenakt
zu
warten,
oder
uns
endlich
unserer
eigen
en
Möglichkeiten
bewusst
zu
werden.
Wir
verfügen
über
Wohnungen,
Spezialkenntnisse,
Einkomm
en
und
etwas
Freizeit
und
haben
eventuell
Kinder.
Diese
Freiheitsgrade
haben
wir
bisher
all
zublind
in
den
Dienst
der
Gesellschaft
gestellt,
statt
sie
für
unsere
Selbstdarstellung
zu
nutzen.
Wir
müssen
uns
aber
selbst
darstellen,
das
herrschende
System
hat
uns
bisher
verdrä
ngt