Nun
doch
ein
Ende
der
Krawalle?
Einer
dritten
Krawallnacht
folgte
das
Versammlungsverbot
-
Die
Zusammentstösse
lösten
verschiedenartigste
Folgen
aus
Der
Stadtrat
hat
folgendes
Communiqué
verbreitet:
"Der
Stadtrat
hielt
zwei
ausserordentliche
Sitzungen
ab,
welche
den
Unruhen
der
letzten
Tage
gewidmet
waren.
Vorerst
liess
er
sich
von
Polizeivorstand
A.
Sieber
und
Polizeiinspektor
Dr.
R.
Bertschi
über
den
bisherigen
Gang
der
Ereignisse
orientieren.
Im
weiteren
hielt
der
Stadtrat
eine
Aussprache
ab
über
die
verschiedenen
Möglichkeiten,
Ruhestörer
strafrechtlich
zu
erfassen.
Er
nahm
davon
Kenntnis,
dass
gegen
fehlbare
Strafanzeige
bei
der
Bezirksanwaltschaft
erstattet
worden
ist.
Das
städtische
Polizeikorps
ist
in
diesen
Tagen
einer
aussergewöhnlichen
körperlichen
und
seelischen
Belastung
ausgesetzt.
Der
Stadtrat
dankt
im
Namen
der
Bevölkerung
der
Polizei
für
den
unermüdlichen
Einsatz
und
bittet
das
gesamte
Korps,
weiterhin
mit
Ruhe
und
Entschlossenheit
seine
schwere
Pflicht
in
korrekter
Weise
zu
erfüllen.
Der
Stadtrat
bekundet
seinen
klaren
Willen,
Ruhe
und
Ordnung
aufrechtzuerhalten.
Er
hat
daher
folgendes
Demonstrationsverbot
erlassen:
- 1.
Jede
Ansammlung
demonstrativen
Charakters
ohne
ausdrückliche
Bewilligung
des
Stadtrates
ist
auf
öffentlichem
Grund
und
in
öffentlichen
Anlagen
der
Stadt
Zürich
bis
auf
weiteres
verboten.
- 2.
Das
Verbot
gilt
mit
Wirkung
ab
2.
Juli
1968,
12.00
Uhr.
- 3.
Zuwiderhandlungen
werden
gemäss
den
Bestimmungen
des
Schweizerischen
Strafgesetzbuches
bestraft.
Einschub der folgenden Passage; Text in schwarz umrandetem Kasten
Brief
an
den
Stadtpräsidenten
Ein
Leser
aus
London
schickt
uns
die
Kopie
des
folgenden
Briefes
an
Stadtpräsident
Widmer
zur
Veröffentlichung:
"Heute
morgen,
kurz
nach
2
Uhr,
war
ich
mit
einem
englischen
Freund
unterwegs
nach
Hause.
Wir
kamen
von
der
Weinbergstrasse
und
überquerten
gerade
das
Central
in
Richtung
Limmatquai,
als
die
Polizei
im
'Globusprovisorium'
losgelassen
wurde.
Ungefähr
vor
dem
Kleidergeschäft
Fein-Kaller
am
Limmatquai
überrannte
uns
ein
Polizist,
warf
uns
zu
Boden
und
bellte:
'Mached,
dass
dir
i
ds
Näscht
chömed'!
Ich
erklärte
dem
Polizisten
ganz
ruhig,
dass
ich
mir
keine
Vorschriften
machen
liesse,
wann
ich
ins
Bett
gehen
müsse.
Seine
Antwort:
Drei
heftige
Schläge
mit
dem
Knüppel
gegen
den
Kopf,
die
ich
jedoch
durch
die
Arme
abwehren
konnte.
Wunderbare
blaue
und
rote
Striemen
hat
es
unterdessen
gegeben...
Mein
englischer
Freund,
der
übrigens
mit
mir
hier
in
Zürich
ein
verlängertes
week-end
verbringt,
kriegte
auch
noch
ein
paar
Schläge.
Wie
musste
ich
mich
schämen
für
die
Polizei!
Ich
entschuldigte
mich
für
diese
Holzhackerallüren
bei
meinem
Gast,
aber
bei
der
Behörde
muss
ich
dagegen
protestieren!
Ich
habe
mich
in
England
oft
genug
für
die
'Gnomes
of
Zurich'
eingesetzt,
ab
heute
werde
ich
die
Adresse
des
Stadtrates
angeben,
damit
Sie,
meine
Herren,
sich
selber
für
den
Wohlstand
und
Glanz
Ihrer
Stadt
verwenden
können!
Wie
kann
ein
Staat
die
Polizei
kontrollieren,
wenn
die
Väter
nicht
einmal
die
eigenen
Söhne
erziehen
können?"
Ende Kasten; Fortsetzung vorangehender Artikel
Unter
das
Demonstrationsverbot
fallen
auch
die
Zuschauer,
welche
die
Aufrechterhaltung
der
Ruhe
und
Ordnung
ausserordentlich
erschweren."
Da
sich
am
Montagabend
wiederum
Tausende
von
Schaulustigen
in
die
Gegend
Globus-Provisorium/
Central
begaben
und
trotz
des
Aufrufes
eines
Sprechers
des
sog.
"Komitees
für
ein
autonomes
Jugendzentrum",
sich
zu
zerstreuen,
stundenlang
verharrten,
ist
die
Ausdehnung
des
Demonstrationsverbotes
auf
die
Zuschauer
naheliegend.
Es
wird
damit
allerdings
praktisch
zu
einem
Versammlungsverbot.
Mindestens
dem
Buchstaben
nach
werden
auch
jene
Diskussionsgruppen
Jugendlicher
verboten,
die
-
wie
z.B.
am
Montagabend
auf
dem
Lindenhof
-
"konstruktiv"
wirken
wollen
und
es
-
bei
allen
Umwegen
des
jugendlichen
Idealismus
-
offensichtlich
auch
tun.
Die
dritte
Nacht:
ein
handfestes
Gaudi
Auch
am
Montagabend
wurden
die
Strassen
um
das
Globus-Provisorium
herum
Schauplatz
-
nicht
von
Tätlichkeiten
gegen
die
Polizei
und
Knüppeleien
-,
sondern
eher
von
einem
etwas
handfesten
Gaudi.
Verschiedentlich
forderten
die
Mitglieder
des
Komitees
für
ein
autonomes
Jugendzentrum
auf,
von
jeder
Gewaltanwendung
Umgang
zu
nehmen,
da
man
mit
Gewalt
nichts
erreiche.
Vor
dem
Globus-Provisorium
war
nur
ein
minimes
Polizeiaufgebot,
gegen
das
keine
Gegenstände
mehr
geworfen
wurden,
weil
-
so
wurde
argumentiert
-
auch
keine
Wasserwerfer
in
Aktion
traten.
Max
Dätwyler
zirkulierte,
Frieden
predigend,
mit
seiner
weissen
Fahne,
ein
Erhitzter
kühlte
sich
durch
ein
Bad
in
der
Limmat,
alles
natürlich
unter
viel
Geschrei
und
Lärm.
Jugendliche
lenkten
den
Verkehr
und
liessen
die
Tramwagen
langsam
durch
die
Menge,
die
sich
tausendköpfig
angesammelt
hatte.
Bei
einem
alten
Sechsertram
wurde
entschieden,
es
sei
eine
alte
Kiste,
und
eine
Scheibe
wurde
eingeschlagen.
Leere
Tramanhänger
wurden
geschaukelt
(was
gar
nicht
so
viel
Kraft
erfordert)
und
der
Verkehr
wurde
natürlich
behindert,
so
dass
er
nur
langsam
floss.
Polizeiinspektor
Bertschi
wurde
ausgepfiffen,
als
er
vom
Balkon
des
Du-Nord
herunter
die
Menge
beruhigen
wollte,
ein
Mittelschüler
jedoch
angehört,
der
zu
Diskussionen
auf
dem
Lindenhof
aufforderte,
denen
auch
teilweise
Folge
geleistet
wurde.
Dort
diskutierten
dann
etwa
300
Personen,
die
sich
spontan
aus
jenen
Demonstrationsteilnehmern
zusammensetzten,
die
zu
Gesprächen
bereit
waren,
bis
etwa
um
drei
Uhr
morgens.
Es
ging
vor
allem
um
die
Frage,
wie
nun
aus
der
verfahrenen
Situation
ein
Ausweg
zu
finden
sei.
Es
wird
sich
weisen,
ob
sich
aus
dem
"improvisierten"
Beginn
eine
neue
Aktion
bilden
kann,
die
eine
Gruppe
von
Jugendlichen
repräsentativ
vertreten
könnte.
Um
21.30
Uhr
zogen
zwei
Mädchen
mit
einem
Transparent
über
die
Bahnhofbrücke.
Ihr
Transparent
"wir
sind
gegen
die
Gewalt,
ohne
PdA,
was
soll
der
Unsinn"
wurde
ihnen
aber
am
Central
aus
den
Händen
gerissen.
Es
ging
der
Menge
keineswegs
mehr
um
das
Jugendzentrum,
sondern
um
Demonstration
gegen
die
Polizei
und
deren
Methoden.
ml/h.
Noch
eine
Strafklage
Die
Redaktion
der
"Neuen
Presse"
hat
in
ihrer
gestrigen
Nummer
eine
Strafanzeige
gegen
jene
Polizeibeamten
angekündigt,
die
einen
ihrer
Photographen,
der
sich
korrekt
ausgewiesen
habe,
im
Keller
des
Globus-Provisoriums
"präzise
auf
den
Kopf"
geknüppelt,
für
eine
Behandlung
durch
den
Arzt
reif
gemacht
und
seiner
Filme
beraubt
haben
sollen.
Man
hört
aber
auch
die
Version,
dass
sich
einzelne
Reporter
halbwegs
absichtlich
ins
Globus-Provisorium
schleifen
liessen,
um
einen
Blick
hinter
die
Kulissen
werfen
zu
können.
Die
Polizeileitung
hat
noch
am
Montagnachmittag
erklärt,
von
Ungehörigkeiten
im
Keller
nichts
zu
wissen.
Die
Redaktion
der
"Neuen
Presse"
hielt
aber
in
ihrer
nachfolgenden
Ausgabe
an
den
Vorwürfen
fest
und
kommentierte
die
Absicht
einer
Strafklage
mit
den
Sätzen:
"Wenn
Polizeibeamte
verhaftete
Personen
in
geschlossenen
Räumen
in
brutaler
Weise
verprügeln,
handeln
sie
klar
rechtswidrig.
In
solchen
Fällen
bedrohen
auch
sie
-
und
nicht
nur
der
Strassenmob
-
unsern
Rechtsstaat."
Zu
denken
gibt
uns
freilich
der
Umstand,
dass
unsere
Reporter,
zum
Teil
sogar
ohne
Presseaus-
weis
im
Getümmel
unterwegs,
bisher
nicht
den
geringsten
körperlichen
oder
sonstigen
Schaden
davongetragen
haben,
von
dieser
oder
jener
kalten
Dusche
abgesehen...
Freisinniges
Partei-Chinesisch
Für
unzählige
Gruppierungen,
Organisationen
und
auch
Einzelpersonen
sind
die
Strassenunruhen
der
letzten
Nächte
ein
idealer
Anlass,
um
sich
selbst
in
feierlichen
Erklärungen
das
öffentliche
Zeugnis
der
Bravheit
und
staatsbürgerlichen
Mustergültigkeit
auszustellen.
Kaum
eine
Stunde
vergeht,
ohne
dass
auf
der
Lokal-Redaktion
eine
neue
Erklärung
eintrifft.
Ein
besonderes
Prunkstück
ist
die
Verlautbarung
der
Freisinnigen
Partei,
die
in
folgenden
Forderungen
gipfelt:
"Studenten
und
Mittelschüler,
die
von
einem
Gericht
in
Strafe
verfällt
werden,
sind
von
den
zürcherischen
Lehranstalten
wegzuweisen.
-
Ausländer,
die
sich
an
den
Unruhen
beteiligt
haben,
sind
über
die
Grenze
abzuschieben."
Töchterschülerinnen
der
Abteilung
I
hinwiederum
möchte
man
den
wohlgemeinten
Rat
geben,
ihre
Resolutionen
inskünftig
vorerst
den
Deutschlehrern
vorzulegen.
Denn
wenn
die
Schülerinnen,
die
sich
stramm
"hinter
das
Vorgehen
der
Polizei
bei
den
Vorfällen
dieses
Wochenendes
stellen"
,
"jegliche
Art
von
Gewaltanwendung,
die
der
Verfolgung
uneigennütziger
Ziele
dient,
scharf
ablehnen"
,
könnte
man
in
Versuchung
geraten,
ihnen
andere
Arten
der
Gewaltanwendung
zuzutrauen.
Auch
die
um
ihr
Image
besorgten
Studentenschaften
der
Universität
und
der
ETH
bringen
eine
berechtigte
Differenzierung
an.
Einer
entsprechenden
Erklärung
entnehmen
wir
folgendes:
"Obwohl
weder
Radio
noch
Fernsehen
noch
die
Presse
die
Studenten
als
Urheber
der
letzten
Krawalle
in
Zürich
bezeichneten,
scheint
in
der
Oeffentlichkeit
die
irrige
Ansicht
zu
herrschen,
dass
wieder
einmal
mehr
die
Studenten
die
Initianten
der
vergangenen
Ausschreitungen
gewesen
seien.
Wir
stellen
aber
mit
Nachdruck
fest,
dass
die
überwiegende
Mehrheit
der
Zürcher
Studenten
sich
von
jeglicher
Anwendung
von
Gewalt
und
Terror
distanziert.
Deshalb
verurteilen
wir
auch
das
Vorgehen
und
die
Methoden
gewisser
Gruppen
anlässlich
der
Krawalle
der
letzten
Tage."