Krawalle
und
Presse
Aussprache
im
Zürcher
Presseverein
-in-
Der
Vorstand
des
Zürcher
Pressevereins
hatte
die
Mitglieder
kurzfristig
eingeladen
zu
einem
Gespräch
über
die
Frage,
ob
Presse,
Radio
und
Fernsehen
bei
der
Berichterstattung
über
die
Krawalle
in
Zürich
behindert
worden
seien.
In
einem
zweiten
Teil
der
Sitzung
wollte
man
sich
über
eine
allfällige
Mitverantwortung
der
Presse,
des
Radios
und
des
Fernsehens
bei
der
"Eskalation
der
Gewalt"
unterhalten.
Der
Vorstand
hatte,
ohne
vorherige
Mitteilung,
zu
dieser
Mitgliederversammlung
Gäste
geladen:
Stadtpräsident
Dr.
S.
Widmer
versicherte
in
kurzen
Worten,
die
Behörden
suchten
das
Gespräch
mit
der
Presse;
er
rief
auf
zur
Erhaltung
von
Gesetzlichkeit,
Ordnung,
Ruhe
und
freier
Lebensgestaltung
im
Rahmen
der
Demokratie,
in
der
freilich
auch
die
Auseinandersetzung
ihren
Platz
haben
müsse.
Der
Stadtpolizei
sprach
er
seinen
Dank
für
die
geleistete
Arbeit
aus;
er
verurteilte
aber
die
Uebergriffe,
die
sich
einzelne
Beamte
in
der
Erregung
haben
zuschulden
kommen
lassen,
und
teilte
mit,
Dr.
Hans
Gut,
der
Präsident
des
Geschworenengerichts,
sei
mit
der
Untersuchung
dieser
Vorfälle
beauftragt
worden.
Ein
zweiter
unerwarteter
Gast
war
Stadtrat
Albert
Sieber,
der
erklärte,
die
Polizei
wünsche
ein
gutes
Einvernehmen
mit
der
Presse.
Er
stellte
aber
auch
fest,
daß
über
die
Krawalle
nicht
überall
mit
der
wünschenswerten
Objektivität
berichtet
worden
sei,
und
bat
um
Verständnis
für
die
Polizisten,
die
in
außerordentlichen
Situationen
zuweilen,
ohne
viel
Zeit
für
Ueberlegungen,
Entscheide
von
großer
Tragweite
fällen
müßten.
Zur
Frage
der
Behinderung
der
Presse
erklärte
er,
die
Polizei
habe
nur
dann
ein
Recht,
gegen
Pressevertreter
einzuschreiten,
wenn
diese
ihrerseits
die
Aktionen
der
Polizei
behinderten.
Wann
dieser
Fall
eintrifft,
ist
freilich
dem
Ermessen
der
Polizei
überlassen.
Außerdem
gehörten
drei
Studenten
zu
den
Gästen.
Einer
von
ihnen
sprach
zum
Thema
der
Mitverantwortung
und
bat,
man
möge
in
der
Presse
einer
auf
der
ganzen
Welt
feststellbaren
"Ideologisierung"
entgegentreten
durch
sorgfältige
Sprachkritik
und
durch
eine
Mobilisierung
des
politischen
Gewissens.
Schließlich
war
als
stummer,
aber
eifrig
protokollierender
Gast
der
Sekretär
Polizeiinspektor
Bertschis
anwesend.
Von
einer
allfälligen
Behinderung
bei
der
Berichterstattung
über
die
Krawalle
sind
offenbar
vor
allem
die
Leute
vom
Fernsehen
und
einzelne
Photoreporter
betroffen
worden;
es
hatte
da
zuweilen
den
Anschein
gehabt,
als
wollten
die
begreiflicherweise
erregten
Polizisten
bestimmen,
wieviel
von
den
tätlichen
Auseinandersetzungen
auf
den
Film
gebannt
werden
durfte.
Es
scheint
aber
auch
ein
Bedürfnis
nach
deutlicher
äußerlicher
Kennzeichnung
der
mit
Berichterstatteraufgaben
betrauten
Journalisten
und
Reporter
zu
bestehen.
Eine
"Mitverantwortung"
der
Presse
(darunter
sind
auch
immer
Radio
und
Fernsehen
zu
verstehen)
wurde
nicht
von
vornherein
in
Abrede
gestellt.
Man
ist
sich
des
Konflikts
zwischen
Informationspflicht
und
(meist
unfreiwilliger)
Propagierung
der
von
vielen
Leuten
als
Show
aufgefaßten
Ereignisse
bewußt.
W.
Stutzer,
Chefredaktor
des
"Tages-Anzeigers",
meinte,
daß
gerade
über
problematische
Ereignisse
detailliert
und
ausführlich
Bericht
erstattet
werden
müsse,
damit
sich
der
Leser
ein
genaues
Bild
machen
und
ein
eigenes
Urteil
fällen
könne.
Im
übrigen
wurde
man
den
Eindruck
nicht
los,
die
Mitgliederversammlung
sei,
zumindest
was
das
zweite
Diskussionsthema
betrifft,
zu
früh
einberufen
worden.
Man
wird
später,
wenn
man
etwas
mehr
Distanz
zu
den
Ereignissen
gewonnen
hat,
genauer
erwägen
können,
wo
nicht
nur
Mitverantwortung
getragen
werden
muß,
sondern
wo
die
Presse,
beziehungsweise
ein
Teil
von
ihr,
sich
vielleicht
auch
mitschuldig
gemacht
hat.
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