Neues aus den Populären Kulturen Willkommen zum Semesterstart! Wir laden alle Interessierten herzlich zu unseren öffentlichen Veranstaltungen im Frühlingssemester ein. Sie finden coronabedingt immer noch ausschliesslich online statt. Einzig die Abschiedsvorlesung von Ingrid Tomkowiak im Mai haben wir zuversichtlich im Präsenzmodus geplant, inklusive Apéro. Wer den 4. Schweizer Autobiographie-Award dieses Jahr gewonnen hat, erfahren Sie in diesem Newsletter, zudem berichten wir wiederum über Medienbeiträge und Publikationen.
Mit herzlichen Grüssen aus dem ISEK – Populäre Kulturen
Veranstaltungen Diese Veranstaltung findet gemeinsam mit der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde (SGV) Sektion Zürich statt. Tagebücher galten lange als Inbegriff von bürgerlicher Selbstreflexion und Privatheit. Zunehmend wird dagegen ihre kommunikative Funktion wahrgenommen, was auch Tagebücher einschliesst, die vor dem Aufkommen von Internet und Social Media entstanden sind. Solche Dokumente – von Menschen, die nicht als bedeutsame Persönlichkeiten gelten – werden verstärkt in Tagebucharchive gegeben, wo sie unter anderem als Quellen für die Erforschung der Alltagskultur dienen. Dadurch zeigt sich immer wieder, dass viele der Diarist*innen ihre Aufzeichnungen auf spätere Lektüre durch andere, sowohl konkret benannte als auch völlig fremde Personen ausrichten: Das erzählende Ich drängt aus dem Tagebuch heraus. Anknüpfend an diesen Befund fokussiert der Vortrag auf Dokumente, die eine autobiografische Prägung aufweisen. Es wird danach gefragt, wie der kommunikative Charakter des Diaristischen diese lebensgeschichtlichen Erzählungen beeinflusst. Besonders prägnant tritt dieser kommunikative Einfluss hervor, wenn es um Situationen geht, die als biografische Brüche wahrgenommen werden. Die Konfrontation mit Demenz – weil man selbst demenzielle Symptome entwickelt oder diese im nahen Umfeld auftreten – stellt eine solche Situation dar, die immer öfter in Tagebüchern reflektiert wird und häufig (auto-)biografische Darstellungen auslöst. Sie haben die schwindende Erinnerung zum Gegenstand und bewegen sich damit an den Grenzen des Erzählens, des Erzählbaren – was können sie uns von dort aus sagen?
Zoom-Link für die Veranstaltung Meeting-ID: 940 3858 8554 Kenncode: 997799
Save the Date Mi. 14. April 2021, 18:30 (online) Nuria Massò – Die Schweizer Politik als Handyspiel? Wie ein Gamestudio den politischen Diskurs der Schweiz gamifizierte
Mi. 21. April 2021, 18:30 (online) PK-Talk – Im Gespräch mit Moritz Ege
Do. 29. April 2021, 18:30 (online) Verschwörungserzählungen Podiumsdiskussion mit Brigitte Frizzoni, Mike Schäfer u.a.
Mi. 5. Mai 2021, 18:00 (online) Mitgliederversammlung SGV – Sektion Zürich
Mi. 5. Mai 2021, 18:45 (online) Studienprojekt 2020 – Vernissage fernsehfolklore.ch
Mo. 17. Mai 2021, 18:30 (online) Antrittsvorlesung Christine Lötscher Anders erzählen, anders denken – Coming of Age im Anthropozän
Mi. 19. Mai 2021 18:30 Abschiedsvorlesung Ingrid Tomkowiak Fiktionalisiertes Leben und Schreiben – Biographische Spielfilme über Autor*innen von Kinder- und Jugendliteratur
Mi. 2. Juni 2021 18:15 Bachelorpräsentation
Di. 15. Juni 2021, 10:15 (online) Präsentation des Blogs aus dem Kurs «Kulturwissenschaft explorativ»
News Vergabe des 4. Schweizer Autobiographie-Awards Die Autobiographie-Internetplattform meet-my-life.net und das Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft (ISEK) der Universität Zürich als Co-Veranstalter haben am 1. Februar 2021 den 4. Schweizer Autobiographie-Award vergeben. Zur Auswahl standen dieses Jahr rund 170 Autobiographien. Erstmals hat die Jury eine noch unvollendete Autobiographie, also einen Rohtext als «Work in progress», mit dem Award ausgezeichnet. Es handelt sich um die Lebensgeschichte der in Zürich wohnhaften Tina Esther Wagner (1943) mit dem Titel: «Auf den Stöckelschuhen, die Balance finden – Querdenkerin».
Die ganze Biographie ist zu lesen auf www.meet-my-life.net.
Medienspiegel Eine Weltreise zu acht Nationalparks, mit den Bremer Stadtmusikanten Richtung Bremen, in einen Keller mit geheimnisvollem Labor, zu einer Polizeistation im Wald, in einen Marderbau, in ein jugendliches Gefühlschaos und in das Leben des «Master of Suspense», Alfred Hitchcock – dahin führen die bebilderten Bücher, der Comic und ein Jugendroman. Jurorin Prof. Dr. Christine Lötscher im Gespräch über aktuelle Kinder- und Jugendbücher mit Ute Wegmann. «Bücher für junge Leser – Die besten 7 im Februar», Deutschlandfunk 6.2.2021 Was ist die Aufgabe der Literatur? Wie politisch darf, ja muss sie sein? Immer wieder hört man, dass Literatur, die wirksam werden will, sich über ausserliterarische Kriterien legitimieren muss. Das gilt von der politischen Bühne bis in die Kinderzimmer hinein. Der Artikel «Zähne ziehen. Literatur und Legitimation» von Prof. Dr. Christine Lötscher beschäftigt sich mit der US-amerikanische Schriftstellerin, Lyrikerin und Aktivistin Amanda Gorman und dem Politischen der Literatur. Geschichte der Gegenwart, 10.2.2021 (Bildquelle: S/Magazin) Prof. Dr. Eberhard Wolff zu Coronaimpfungen im SRF und Tagesanzeiger. Die Coronaimpfung soll aus der Pandemie endlich wieder einen Normalzustand machen. Doch damit das funktioniert, müssen noch einige Hürden überwunden werden. «Wie gelingt das grosse Pieksen?» SRF2 Kultur, Kontext vom 26.1.2021. Impfungen gehen unter die Haut. Sie dringen in den Körper ein. Sie berühren aber auch individuelle Wertesysteme und wecken persönliche Ängste. «Mit der ersten Impfung kam die Skepsis» SRF1, Kontext vom 26.1.2021. Zur Zeit läuft in der Schweiz die grösste Impfaktion der Geschichte. Doch die Skeptiker sind zahlreich und aktiver denn je. Was sie antreibt und warum nicht alle gleich VerschwörungstheoretikerInnen sind: «Die grosse Skepsis – im Kopf der Impfgegner», Tagesanzeiger vom 18.1.2021. Eine Krise ist der optimale Nährboden für Gerüchte und ausgeschmückte Erzählungen. Nicht selten geht es dabei um die gute Pointe. Mitunter untermauern Legenden aber ein Grundgefühl – etwa dass man vor den Behörden auf der Hut sein muss. 25 000 Franken Busse für Verstoss gegen Corona-Regeln? «Wo Urban Legends aufhören und Verschwörungstheorien beginnen» mit Dr. Brigitte Frizzoni in der NZZ vom 9.2.2021.
Publikationen Sich an gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen und teilzuhaben setzt in vielen Fällen auch die Kompetenz voraus, die jeweils vorherrschende(n) Sprache(n) zu beherrschen und zum Einsatz zu bringen. Wie beeinflussen Sprache und Sprachkompetenzen die Möglichkeiten Einzelner zur bürgerschaftlichen Teilhabe? Wie gestalten sich sprachliche Formen der Teilhabe, wo liegen Hindernisse und Widerstände? Diese Fragen werden angesichts von Prozessen des gesellschaftlichen Wandels und der stärkeren Diversifizierung von kulturellen und sprachlichen Hintergründen wichtiger. Gesellschaftliche Teilhabe ist vielfältiger geworden. Sie bezieht sich nicht nur auf rechtliche Möglichkeiten wie auf das Wahlrecht, sondern ebenso auf die Teilhabe an Kultur, den Zugang zu Bildung, die Repräsentation in Medien- und Unterhaltungskontexten sowie auf die Möglichkeit, diese Kontexte auch aktiv mitgestalten zu können.
Stefan Groth (Hg): Sprache und Cultural Citizenship. Zürich: Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft – Populäre Kulturen, 2021. https://doi.org/10.5167/uzh-197443
Mehr: ISEK - Populäre Kulturen Was ist eigentlich Schweizer Kinder- und Jugendliteratur? Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, und so wird im Folgenden zunächst die Komplexität dieser Frage aufgezeigt, um zu einer differenzierten und zugleich pragmatischen Definition für diesen Beitrag zu kommen. Skizziert werden sodann die Ausgangslage in der Schweiz 1945, mit Blicken zurück und nach vorn, Kontinuitäten, Aufbrüche und Neuorientierungen der folgenden Zeiten und ihre Hintergründe, die vielfach aber im Gesamtzusammenhang der deutschsprachigen Literatur stehen und zu sehen sind.
Ingrid Tomkowiak: Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur in der (Deutsch-)Schweiz. In: Handbuch Kinder- und Jugendliteratur. Tobias Kurwinkel, Philipp Schmerheim (Hg.), Berlin 2020.
Mehr: Springer Verlag Die Märchen von Wilhelm Hauff (veröffentlicht 1826–1828) gehören zu den bekanntesten Märchen im deutschsprachigen Raum. Sie bilden eine Mischung aus romantischem Märchenverständnis, Biedermeier-Bourgeoisie, kritisch-realistischer Darstellung und Abenteuergeschichte. Ihr Autor war mit den Feinheiten der marktorientierten literarischen Produktion seiner Zeit vertraut. Er schuf populäre Texte, die auf den Konventionen mehrerer Genres gleichzeitig basierten, und richtete sie explizit an Mädchen und Jungen sowie implizit an eine erwachsene Leserschaft. Ursprünglich als Formel-Fiktion diskreditiert, wurden einige von Hauffs Märchen ab dem frühen 20. Jahrhundert bald als Kinderliteratur kanonisiert und häufig in Filmen adaptiert. Der Artikel stellt frühe Verfilmungen von «The Story of Little Muck», «Caliph Stork» und «The Cold Heart» vor und beleuchtet ihre zeitgenössische Umgebung. Abhängig von der Verfügbarkeit historischer Quellen werden unterschiedliche Aspekte von Produktion, Vertrieb und Rezeption berücksichtigt. Die Filme passen die Originale auf ihre spezifische Weise an - historisieren, aktualisieren, ideologisieren, ästhetisieren oder psychologisieren Geschichte. Durch Erweiterung, Modifikation und Umsetzung tragen sie zur Transformation des Originaltextes und seiner Bedeutungsebenen bei, aber auch zur innovativen Fortsetzung, zur Differenzierung und Diversifizierung.
Ingrid Tomkowiak: Mutabor! Kunstmärchen von Wilhelm Hauff im medialen Transfer. In: Deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur im Medienverbund 1900-1945. Petra Josting, Marlene Antonia Illies, Matthias Preis, Annemarie Weber (Hg.), Berlin 2020.
Mehr: Springer Verlag
Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich
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