100 Tage UB Zürich

100 Tage UB Zürich

Die UB Zürich ist am vergangenen Sonntag, 10. April 2022, 100 Tage alt geworden. Ein Grund für einen ersten kurzen Zwischenstopp und einen Blick zurück, den ich gerne aus Sicht der Direktion vornehmen möchte.


Neulich sprach mich unterwegs an der Universität ein Professor aus der Philosophischen Fakultät an und meinte spontan, die UB laufe ja ganz ausgezeichnet. Bei ihnen seien die Befürchtungen nicht eingetroffen, und sie kriegten, was sie brauchten. Das hat mich überrascht und gefreut. Wobei ich dann gleich einschränkte, dass wir selbst dieses Gefühl nicht teilen könnten, sondern dass aus Sicht der UB selbst noch sehr vieles nicht so läuft, wie wir es gerne hätten.

Ähnliches geschah dann auch im Steuerungsausschuss des Projekts Aufbau Universitätsbibliothek, Phase II: Die durchaus skeptischen und kritisch mitdenkenden Mitglieder fanden den Start gut gelungen. Wogegen ich in meinem kurzen Rückblick eher die Schwierigkeiten betonte, mit denen wir uns noch rumschlagen. Und die Vertreterin der UB-Mitarbeitenden verdeutlichte dies mit ihrem Stimmungsbericht.


Also: das Glas ist halb voll oder halb leer. Was steht hinter diesen unterschiedlichen Wahrnehmungen, die beide ihre Berechtigung haben?

Das halbvolle Glas

Aus Sicht der Nutzenden fällt vor allem der neu eingeführte kostenlose UB-ZB-Kurier positiv ins Gewicht. Diese neue Dienstleistung wird (zu Recht) mit der neuen UB in Verbindung gebracht und erfreut sich grosser Beliebtheit. Zudem ist es uns gelungen, trotz aller Schwierigkeiten die Standorte «einigermassen» gut weiterzuführen.

Die Forschenden kriegen die gewünschten Medien, die Ausleihe funktioniert, die Arbeitsplätze für Studierende sind zugänglich. Und die neue Website ist nicht nur schön anzuschauen, sondern bietet auch einen kompakten und logischen Zugang zur vielfältigen Information. So viel zum halb vollen Glas, mit dem wir auf diese Erfolge anstossen können.

Es ist das Verdienst der Mitarbeitenden der UB, dass sie mit ihrem Einsatz unter schwierigen Bedingungen diese Dienstleistungen zum Laufen gebracht haben. Es zeugt von ihrer Professionalität, dass sie die Probleme so aufgefangen haben, dass die Nutzenden möglichst wenig davon merken. Mich freuen besonders jene Mitarbeitenden, die die Ärmel hochgekrempelt haben und sich in ihre zum Teil komplett neuen Aufgaben gestürzt haben. Ein ganz grosses und herzliches Dankeschön von meiner Seite!

Das halbleere Glas

Und klar, hinter den Kulissen gibt es noch unglaublich viel zu tun – und von hier aus betrachtet ist das Glas halb leer. Wir stehen vor der Herausforderung, einerseits den Betrieb vor Ort in den neuen Strukturen zum Laufen zu bringen, andererseits die Aktivitäten zu koordinieren und UB-weit möglichst zu harmonisieren, wo möglich auch mit der ZB. Als Beispiel kann ich hier die Diskussionen um die Dokumentlieferung (DocDel) erwähnen, bei der wir eine nun von allen getragene Übergangslösung gefunden haben. Diese funktioniert deshalb, weil zum einen die Bereiche Zugeständnisse gemacht haben und zum anderen die ZB bereit war, ihre Nutzungsregeln anzupassen.

Speziell herausgefordert sind auch die Liaison Librarians, die in gemischten Teams (UB/ZB) und mit viel Selbstverantwortung nun ihre neuen Rollen definieren und die Kontakte zu den Forschenden aufbauen dürfen. Das anspruchsvolle Profil eines LL muss jetzt noch mit Leben gefüllt werden. Einen weiteren Schwierigkeitsgrad bedeuten die verschiedenen Tools, die wir eingeführt haben – von Microsoft Teams als Kollaborations- und Kommunikationsplattform über Outlook bis hin zu TOPDesk.

Baustellen über Baustellen

Externen Leserinnen und Lesern will ich hier verraten, dass es in der UB unzählige kleine und grosse Baustellen gibt – und es gibt durchaus auch kritische Rückmeldungen von Nutzerinnen und Nutzern, für die wir übrigens sehr dankbar sind, da sie uns zeigen, wo wir uns noch verbessern dürfen. Es gilt, die neuen Teams zu konsolidieren, die Zusammenarbeit und die Zuständigkeiten zu regeln, die Arbeitsabläufe in Medienbearbeitung und Nutzendendiensten zu gestalten und zu harmonisieren, sich in neue Aufgaben einzuarbeiten, viel zu kommunizieren, sich zu informieren und vieles mehr. Und dies alles mit sehr beschränkten Ressourcen. Doch eins nach dem andern: Als nächsten grossen Schritt wollen wir die Nutzendendienste im Rahmen eines Projekts überdenken und allenfalls neu organisieren. Damit das Glas hoffentlich rasch voller wird.

Rudolf Mumenthaler, Direktor UB Zürich