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Prof. Dr. Hans J. Brandenberger, Titularprofessor für chemische Toxikologie

Verstorben am 23. Oktober im Alter von 99 Jahren.

 

Hans J. Brandenberger war ein prominenter Chemiker und einflussreicher Leiter der forensisch-toxikologischen Abteilung des Gerichtlich-Medizinischen Instituts der Universität Zürich. 

 

Hans J. Brandenberger promovierte 1950 bei Nobelpreisträger Paul Karrer an der Universität Zürich in Chemie. Nach einem Forschungsaufenthalt in den USA von 1951 bis 1953 wirkte er als Forschungsbeauftragter am Theodor Kocher Institut der Universität Bern. 1956 bis 1961 war Hans J. Brandenberger Chefchemiker der Forschungsgruppe Pflanzen-Extrakte bei Nestlé, wo er Inhaltsstoffe von Kaffe und Tee erforschte und Fabrikationsverfahren und analytische Kontrollen in Pilotanlagen für «Instant»- Pulverprodukte entwickelte. Er gewann so Einblicke in die Möglichkeiten und Probleme von Lebensmittel-Chemie und -Toxikologie. 

Seinem Interesse an akademischen Aufgaben folgend akzeptierte er 1961 das Angebot, die Leitung der chemischen Abteilung des Gerichtlich-Medizinischen Instituts der Universität Zürich zu übernehmen und mit Unterstützung der Zürcher Regierung, ein modernes forensisch-toxikologisches Laboratorium aufzubauen, das Servicefunktionen übernahm und Forschung im Dienst von Recht und Medizin leistete. Mit der Einführung chromatografischer Trennverfahren, spektroskopischer Spurenanalytik, der damals neu aufkommenden Massenspektroskopie und auch mit eigenen Entwicklungen wurde Brandenbergers Labor rasch zur führenden Untersuchungsstelle für die Abklärung von Vergiftungen. 

1970 habilitierte sich Hans J. Brandenberger an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich und erhielt die Venia Legendi für das Gebiet chemische Toxikologie. Am 11. Juli 1970 hielt er in der Aula der UZH seine Antrittsvorlesung zum Thema «Werden wir vergiftet?». 1973 wurde er zum Titularprofessor ernannt und übernahm Lehraufgaben in Rechtsmedizin für Studierende der Medizin und in Instrumentalanalytik für Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler. Neben seinen Verpflichtungen bei amtlichen Untersuchungen, Gutachtertätigkeiten und der Leitung von Ausbildungskursen in Spurenanalytik an in- und ausländischen Universitäten betrieb er intensiv eigene Forschung und veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten und Buchbeiträge sowie zwei Bücher. 

Hans J. Brandenberger war ein Wegbereiter der Forensischen Analytik und auch aktiver Förderer der nationalen und internationalen Verflechtung des damals neuen Faches. 1963 war er Gründungsmitglied von TIAFT («The International Association of Forensic Toxicologists») und präsidierte diese Gesellschaft für zwei dreijährige Amtsperioden. Während vieler Jahre war er auch Mitglied der Senatskommission für klinisch-toxikologische Analytik der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Auch nach seinem altersbedingten Rücktritt 1989 blieb Hans J. Brandenberger wissenschaftlich aktiv und als Experte gefragt. Zudem suchte und fand er bis in hohe Alter grosse Befriedigung im Hobby-Segeln und im Hobby-Jazz-Klavierspiel.

Prof. em. Dr. med. Jeremias H.R. Kägi