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Prof. Dr. Hans-Dietrich Altendorf, Emeritierter Professor für Dogmengeschichte

Verstorben am 22. Juni 2020 im Alter 89 Jahren.

 

Hans-Dietrich Altendorf war seit 1971 Professor für Dogmengeschichte mit Schwerpunkt in der Patristik und hat durch Jahrzehnte Studierende für die frühe abendländische und osteuropäische Kirchengeschichte und Ikonographie begeistert.

Hans-Dietrich Altendorf studierte in Marburg, Göttingen und Tübingen evangelische Theologie und hat seine Studien 1957 mit der Promotion abgeschlossen. Als wissenschaftlicher Assistent am kirchengeschichtlichen Seminar in Tübingen vertiefte er sein Wissen vor allem in christlicher Archäologie. Schliesslich habilitierte er sich 1967 mit der Studie «Wiederkunft und Kreuz. Zur Auslegung von Matth. 24,30 in der Alten Kirche und zur Deutung einiger Kreuzdarstellungen der frühchristlichen Kunst», dessentwegen er in Kürze zu den hervorragendsten und vielseitigsten Patristikern Europas gehörte. Altendorf zeichnete sich in der Folge als ein Forscher von solider und umfassender Gelehrsamkeit und aussergewöhnlicher Belesenheit aus, der auch erstaunliche Kenntnisse der syrischen und koptischen Sprache verfügte. Die Universität Zürich berief Altendorf 1971 zum Extraordinarius, 1974 zum Ordinarius ad personam für Dogmengeschichte mit Schwerpunkt in der Patristik an der Theologischen Fakultät. Diese Professur hatte Altendorf inne bis zu seinem Altersrücktritt im Jahre 1995. Von 1976 bis 1978 bekleidete er das Amt des Dekans der Theologischen Fakultät.

Das Wirken von Hans-Dietrich Altendorf zeichnete sich nicht nur durch beachtliche Leistungen in der Forschung, sondern auch durch eine einzigartige und unvergessliche Lehrtätigkeit aus. In Vorlesungen, Seminaren und Übungen hat er lebendig, humorvoll und begeisternd zum Studium der Kirchen- und Dogmengeschichte angeleitet. Er hat Wissenschaftlichkeit, praktische Frömmigkeit und ein unermüdliches Engagement für Theologie und Kirche auf eindrückliche Weise verbunden und ist dadurch für viele in Pfarramt, Seelsorge und wissenschaftlicher Tätigkeit zu einem Lehrer und Vorbild geworden.

In aller Bescheidenheit, aber grosser Begeisterungsfähigkeit hat Altendorf die Studierenden weit über das übliche Mass hinaus gefordert und gefördert. Seine profunden Kenntnisse beschränkten sich dabei nicht auf die frühe abendländische Kirchengeschichte und Ikonographie, insbesondere des christlichen Ägyptens. Sie zeigten sich darüber hinaus in mehreren unvergesslichen Studienreisen zu Stätten der christlichen Antike oder in Vorlesungen über das Verständnis und Verhältnis verschiedener Religionen. Altendorf war ein weitherum gefragter Referent. Seine oft spontanen Gedankenanstösse und Ausführungen zum Verständnis der Bibel und zu Darstellungen der altchristlichen Kunst bleiben vielen seiner Hörerinnen und Hörer unvergesslich. Jan Andrea Bernhard