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Musikwissenschaftliches Institut

Musik in Zürich - Zürich in der Musikgeschichte

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Projektbeschrieb

Die Stadt Zürich ist seit den Zeiten der Königspfalz im 9. Jahrhundert ein besonderer Ort der Musikpflege gewesen. Dabei ist die städtische Geschichte von vielen markanten, musikgeschichtlich bedeutsamen Ereignissen berührt und betroffen worden und mit ihrem auch weit in die Region ausstrahlenden Profil immer wieder mittel- oder unmittelbar musikgeschichtlich bedeutsam geworden. Bis jetzt ist diese Musikgeschichte in ihrer Gesamtheit noch nicht erforscht, es existiert nur eine Reihe einzelner, im Zuschnitt stark von den jeweiligen Entstehungsumständen abhängiger Arbeiten. Eine systematische Aufarbeitung der reichhaltigen Überlieferung liegt noch nicht vor.

Das Projekt „Musik in Zürich - Zürich in der Musikgeschichte“ verfolgt vor allem zwei Ziele: Einerseits gilt es, die musikgeschichtlich relevanten Dokumente aus Stadt und Region zu sammeln und aufzuarbeiten. Die bisher nur teilweise ausgewerteten Quellen, die sich in den Sammlungen der Zentralbibliothek, des Staatsarchivs des Kantons Zürich und des Stadtarchivs, aber auch in vielen kleineren Bibliotheken (z.T. in privater Hand) befinden, sollen schliesslich für die weitere Forschung in einer Datenbank zur Verfügung gestellt werden. Des weitern ist geplant, besonders signifikante Dokumentenbestände in Regesten zu publizieren. Eine solche umfassende Erschliessung des stadt- und regionalgeschichtlichen Bestandes dient über die historiographischen Erkenntnisse hinaus als quellenkundliches Pilotprojekt, denn damit wäre erstmals die umfassende Dokumentation der Musikgeschichte einer Stadt und ihrer Region im Wechselverhältnis mit den europäischen Musiklandschaften verfügbar.

Andererseits steht im Projekt ein in der Musikwissenschaft bisher noch nicht umfassend erprobtes Konzept im Vordergrund. Zürich war nie Residenzstadt und verfügte nach der Reformation auch nicht mehr (oder nur noch in geringem Masse) über eine klerikale Patronage. Trotzdem hat die Stadt im Rahmen der gesamteuropäischen Musikgeschichte immer wieder eine herausragende Rolle gespielt, wobei durchaus Phasen von Kontinuitäts- und Niveaubrüchen zu beobachten sind. Dieser komplexe Sonderfall, der oftmals und weit über das Regionale hinaus musikgeschichtlich bedeutsam geworden ist und das musikalische Profil der Stadt bis in die Gegenwart hinein prägt, ist systematisch nie ausgeleuchtet worden. Dabei kann es sich nicht nur um die historiographische Erfassung chronologischer Abläufe und sozialgeschichtlicher Zusammenhänge handeln, angestrebt wird vielmehr eine umfassende kulturgeschichtliche Perspektive als methodisch innovatives Konzept einer regional- und stadtgeschichtlichen Musikgeschichtsschreibung.

Von Anfang an ist das Projekt räumlich und personell an das Musikwissenschaftliche Institut der Universität Zürich gebunden gewesen; nachdem es in den Jahren 2002–2012 finanziell als eigenständiges Forschungsunternehmen des Schweizerischen Nationalfonds geführt worden ist, liegt die inhaltliche Weiterführung ab Oktober 2012 nun allein beim Musikwissenschaftlichen Institut. Die Projektleiter Prof. Dr. Laurenz Lütteken und Prof. Dr. Hans-Joachim Hinrichsen werden unterstützt von Dr. Bernhard Hangartner (Forschungsstellenleiter). Dr. Eva Martina Hanke, Dr. Claudia Heine und Dr. Dominique Ehrenbaum, die im Rahmen des Forschungsunternehmens erfolgreich promoviert haben, sind dem Projekt als freie Mitarbeiterinnen und als freier Mitarbeiter weiterhin verbunden.