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Romanisches Seminar

Susanna Schoch

Susanna Schoch

  • Doktorandin AVL (Prof. Dr. Barbara Neumann) - Projekt: «Prekäre Architekturen. Geflüchtetenunterkünfte in Comics.»

Prekäre Architekturen. Geflüchtetenunterkünfte in Comics.

Geflüchtetenunterkünfte sind Inbegriff eines liminalen Zustands, der andauert; manche Geflüchtete verharren monatelang in den als Provisorien konzipierten Lagern, was sie in eine sozioökonomische Randlage drängt. Comicreportagen, so lautet eine Leitthese der Dissertation, verdichten diese Marginalisierung im permanent werdenden Übergangsmoment durch ihre Intermedialität: Das Erzählen in Panels macht Comics selbst zu architektonischen Kompositionen, die sowohl die Konstruktionen der Unterkünfte als auch die damit verbundenen sozialen Räume narratologisch und ästhetisch abbilden können. Eine Schlüsselrolle kommt dem Gutter zu, dem Leerraum zwischen den Panels, der mal als isolierte Peripherie, mal als potenziell endloser Übergangsraum, mal als unverständliche Lücke erscheint. Diese Unverständlichkeit trägt letztlich nicht nur der Flucht-, sondern auch der Darstellungsproblematik Rechnung.
Die Monografie spürt den marginalisierenden Effekten von Segregation und Liminalität anhand folgender Fragestellungen nach: Wie inszenieren Comics die Geflüchtetenunterkünfte? Inwiefern wirkt sich ihre Architektur auf den Lebensraum der Bewohner:innen aus? Und welche comicspezifischen Darstellungsstrategien führen dies vor? Untersuchungsgegenstand bilden Ali Fitzgeralds Drawn to Berlin (2018), Kate Evans Threads from the Refugee Crisis (2017) und Olivier Kuglers Escaping Wars and Waves (2018). Zugang gewähren Theorien zu Fluchträumen, Segregation und Liminalität von Michel Foucault, Hannah Arendt, Giorgio Agamben, Marc Augé, Richard Sennett, Henri Lefebvre, Victor Turner und Arnold van Gennep.

Profil: Von 2009 bis 2017 studierte ich in Zürich Deutsche Literaturwissenschaften und Populäre Kulturen. Danach ging ich reisen und arbeitete ausserhalb der Uni. Nach einem Jahr aber zeigten sich erste Entzugserscheinungen. So beschloss ich 2019, zu doktorieren und meine Masterarbeit zu Comicinszenierungen fortzuführen; aus der Berliner Mauer wurden Geflüchtetenunterkünfte, aus der Deutschen Literaturwissenschaft die AVL.
Seither habe ich publiziert und referiert: zu Zeitzeugnissen aus dem Appenzellerland, zu jüdischen Geflüchteten in Venedig, zur Berliner Mauer in Comics, zu Doppelidentitäten und Materialitäten im Film.
Meine Forschungsinteressen umfassen u.a. räumliche Narrative der Begrenzung, des Übergangs und der Identitätskrisen (Migration, Coming-of-Age, Doppelgänger, Avatare) in populären Literaturen und Medien.
Von Beruf bin ich Buchhändlerin und Lektorin. Meine Freizeit verbringe ich am liebsten lesend, laufend, kochend, Filme schauend oder heimwerkend.