Kirchliche Kunst im Fokus: Erneuerungsbestrebungen im 20. Jh.

Ein Blog zur Vorlesung und zur Exkursion im HS 2017 von PD Dr. Barbara von Orelli-Messerli

Die Fenster von Alfred Manessier: Kirche Saint Michel in Les Bréseux (Département du Doubs), Frankreich

25. April 2018 | Roman Benz | Keine Kommentare |

Von Alexandre De Vasconcelos 

In Saint Michel wurde zum ersten Mal nicht-figurative Fenster in einer Kirche eingebaut. Diese wurden von Alfred Manessier (1911 – 1993) zwischen 1948 und 1950 entwickelt und waren der Ausgangspunkt vieler anderer Kunstfenster in Frankreich und im Schweizer Jura. (z.B. Werke von Léger, Bazaine, Bissière, Coghuf, Estève, u.a.)

Diese Kunstströmung entwickelte sich innerhalb der französischen katholischen Kirche unter der Führung einer Gruppe von Geistlichen, die die Zeitschrift „L’Art Sacré“ herausgaben. Zwischen 1936 und 1954 war Marie-Alain Couturier (1997 – 1954) Co-Chefredakteur mit Pie-Régamey. Sie stellten immer stärker die Forderung, dass Künstler ihre Arbeit in Bezug auf die kirchliche Kunst modern ausrichten sollten.

 

Die Kirche Saint Michel

Die kleine barocke Dorfkirche von Bréseux wurde zum ersten Mal in einer Quelle von 1614 erwähnt. Ein anderes Zeugnis aus der Zeit des Barock ist das Bild von Claude Carteron von 1679, das Maria mit Kind darstellt.

Im 19. Jahrhundert erfolgt die Restaurierung der Kirche und der Bau des Glockenturms; die Bedeckung mit Steinplatten des Bodens und die Isolation der Wände mit speziellem Lehm, hergestellt aus einer Mischung von Kalk und Kuhfellen, die den grossen Temperaturschwankungen der Region standhalten.

Saint Michel war die erste Kirche, in welche nicht-figurative farbige Fenster eingesetzt wurden. Die von Alfred Manessier zwischen 1948 und 1950 gestalteten Fenster, waren Ausgangspunkt vieler anderer Kunstfenster in Frankreich und im Schweizer Jura.

 

Die Fenster von Manessier

Die sechs abstrakten, nicht ornamentalen Hauptfenster und ein kleines rundes Fenster auf der Empore der Kirche St. Michel, bestehen aus farbigen Gläsern ohne Binnenmalerei; sie sind jedoch durch die traditionellen Bleiruten verbunden. Auf diese Weise behält das Glas seine volle Leuchtkraft und bildet eine eigentliche Mosaikverglasung ab. Eine zusätzliche Gliederung wird durch die schmiedeeiserne Armierung erreicht.

Den Fenstern Le Baptême, La Pénitence, La Vierge, Sainte Agathe, Paysage Jaune, Paysage Bleu und auf der Empore der Kirche La Musique, liegen klare religiöse und landschaftliche Themen und Motive zu Grunde, obwohl der Betrachter nicht alle Darstellungen in Manessiers Werke klar zu erkennen vermag. Das schliesst nicht aus, dass er die Glasfenster als Spiel aus Licht und Farbe auf sich wirken lassen kann.

 

Übersicht der Fenster

Abb. 1: Le Baptême.

Abb. 2: La Pénitence.

Abb. 3: La Vierge.


Abb. 4: Sainte Agathe.

Abb. 5: Paysage Jaune.

Abb. 6: Paysage Bleu.

Abb. 7: La Musique.

 

Literaturliste

Sprondel, Gottfried: Das Kirchenfensterwerk Alfred Manessiers in Liebfrauen (geplant und ausgeführt 1964 bis 1979), in: Dietmar von Reeken (Hg.): „Unser Lieben Frauen – Die Geschichte der ältesten Kirchengemeinde Bremens von den Anfängen bis zur Gegenwart“, Bremen 2002.

Schmalenbach, Werner: Zur Funktion der modernen Kunst: aus Anlass der Kirchenfenster in Audincourt und Les Bréseux, in: Das Werk : Architektur und Kunst = L’oeuvre : architecture et art, 40 (1953), Heft 12: Modernes Formschaffen. Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-31044. in: http://www.e-periodica.ch

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