Bild: Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Die Dufourkarte: Meisterwerk der Kartographie und Zeugnis einer werdenden Nation

Bild: Bundesamt für Landestopografie swisstopo


Im Jahr 1848 erhielt die Schweiz eine neue Verfassung. Sie legte den Grundstein für den modernen Bundesstaat, welcher den bisherigen Staatenbund der Kantone ablöste. Graphisch abgebildet wurde dies mit der Dufourkarte, dem ersten amtlichen Kartenwerk. Zum Jubiläum «175 Jahre Bundesverfassung» stellt das Bundesamt für Landestopografie swisstopo die Erstausgabe der Dufourkarte digital zur Verfügung.

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Die Dufourkarte bildet als erstes amtliches Kartenwerk den neuen Bundesstaat ab, der 1848 mit der Bundesverfassung gegründet wurde. Sie zeigt erstmals eine «geeinte Schweiz». Die Kantonsgrenzen, auf älteren Karten oft prominente Linien, treten zugunsten der Landesgrenze in den Hintergrund. Die Zusammenarbeit über alle Kantone hinweg ermöglichte eine einheitliche Darstellung. Die Karte zeigt eine abgeschlossene Darstellung einer sich bildenden Nation. Damit illustriert die Dufourkarte sehr prominent den Wechsel vom Staatenbund zum Bundesstaat vor 175 Jahren.


Zum Kartenviewer auf map.geo.admin.ch: Dufour-Karte


Auch kartographisch ist die Dufourkarte ein Meisterwerk: Das Gelände wird mit Schattenschraffen unter der Annahme einer Nordwest-Beleuchtung dargestellt. Dadurch erscheinen die Reliefwirkung und die Felszeichnung besonders plastisch, ein grosser Vorteil für die gebirgige Schweizer Landschaft. Diese sogenannte «Schweizer Manier» erntete viel Lob und brachte dem Topographischen Bureau, aus dem später das heutige Bundesamt für Landestopografie (swisstopo) hervorging, mehrere internationale Auszeichnungen ein.

Titelblatt zur Topographischen Karte der Schweiz (swisstopo)

Digitale Dufourkarte

Einzelne Blätter der Dufour Karte zum Download


Schon 1809 hatten die Kantone im Rahmen der militärischen Zusammenarbeit mit Vermessungen begonnen. Die Triangulation des Mittellandes schritt zügig voran, diejenige der Alpen war wegen des gefährlichen Gebirges und der schlechten Witterung ohne Fernsicht eine schwierigere Aufgabe. 1832 wurde dann Guillaume Henri Dufour Oberstquartiermeister der Militäraufsichtsbehörde und übernahm in dieser Funktion die Leitung der eidgenössischen Triangulation und Landesvermessung. 1838 nahm das Eidgenössische Topographische Bureau in Genf offiziell die Arbeit auf, sodass das Jahr 1838 als Gründungsjahr des heutigen Bundesamtes für Landestopografie (swisstopo) gilt. 1842 gab Dufour die Genferkarte heraus, die als Probestück diente. Die weiteren Blätter wurden zwischen 1845 und 1865 im Massstab 1:100 000 erstellt und bis 1939 aktualisiert.

Henri Dufour spielte nicht nur als Kartograph eine bedeutende Rolle in der Schweizer Geschichte, sondern auch als Ingenieur, Politiker, General und Humanist. Er war unter anderem Mitbegründer des Roten Kreuzes. Schon zu seinen Lebzeiten benannte der Schweizer Bundesrat den höchsten Gipfel in den Walliser Alpen und der Schweiz nach ihm, die Dufourspitze (4634 m ü. M.).

Eine Lithographie zeigt Henri Dufour als General der eidgenössischen Truppen im Sonderbundskrieg, in dem reformiert-liberale Kräfte die Idee eines Zentralstaates verfolgten, während konservative-katholische Kräfte mehr Selbstbestimmung forderten. Dank der Weitsicht und Diplomatie der siegreichen eidgenössischen Truppen unter Henri Dufour kam es zu einer Aussöhnung und 1848 zur Bildung des Schweizer Bundesstaats mit einer demokratischen Bundesverfassung. Bild: Schweizerisches Nationalmuseum


Dufourkarte (Quelle: Dufourkarte – swisstopo.admin.ch)

  • Offizieller Name: Topographische Karte der Schweiz (TK)
  • Bezugssystem: CH1840
  • Projektion: Flächentreue unechte Kegelprojektion
  • Ausgangshöhe: Repère Pierre du Niton 376,2 m. ü. M. = ‹alter Horizont›

Produktionsart

  • Geländedarstellung: Schattenschraffen
  • Reproduktionsart: Kupferstich
  • Druckverfahren: Tiefdruck (ab 1905 auch Flachdruck)
  • Anzahl Farben: 1 (ab 1908: 2 und ab 1938: 3)
  • Kartenformat: 70 x 48 cm = 3360 km2
  • Anzahl Blätter: 25
  • Erstausgabe: 1845-1865
  • Nachführung: bis 1939


Du willst noch mehr über die Geschichte der Dufourkarte wissen?

«swisstopo historic» hat 28 interessante Geschichten zur Dufourkarte zusammengestellt.

Monika Kriemler Fritsche, Liaison Librarian