Die Entwicklung von Universitätsbibliotheken zu akademischen «Dritten Orten» am Beispiel der Events SchreibXplosion und BiblioWeekend

Die Entwicklung von Universitätsbibliotheken zu akademischen «Dritten Orten» am Beispiel der Events SchreibXplosion und BiblioWeekend

Wie Cafés, Quartierräume oder Museen können auch Universitätsbibliotheken «Dritte Orte» sein. Die UB Zürich bewegt sich Schritt für Schritt in diese Richtung.

Öffentliche Institutionen, die soziale Interaktionen und Gemeinschaftsbildung ermöglichen, werden nach dem Soziologen Ray Oldenburg als «Dritter Ort» neben Familie und Arbeitsleben bezeichnet. Dritte Orte als eine Art zweites Zuhause laden in neutraler und frei zugänglicher Umgebung zum regelmässigen Austausch in lockerer, spielerischer Atmosphäre ein.


Universitätsbibliotheken werden noch selten als solche Räume gedacht. Sie können aber als lebendige akademische Dritte Orte eine wichtige Rolle spielen im digitalen Zeitalter. Die Möglichkeiten lassen sich am besten durch die Betrachtung konkreter Beispiele wie unserer «SchreibXplosion» im Oktober 2023 und des bevorstehenden «BiblioWeekends» vom 22. bis 24. März 2024 illustrieren.


Datenvisualisierungswettbewerb im Oktober 23


Die wissenschaftliche Bibliothek als Ort des Austauschs

Die von den Alumni der Universität Zürich gesponserte SchreibXplosion fand an zwei Standorten der UB statt und bot Workshops zum kreativen und argumentativ-stringenten sowie zum sogenannten «high-impact» Schreiben, dem Schreiben für hochrangige, interdisziplinäre Journals wie Nature oder Science. Der interdisziplinäre Datenvisualisierungswettbewerb war ein Höhepunkt der Veranstaltung, bei dem Teilnehmende aus verschiedenen Fachbereichen ihre Arbeiten präsentierten.


Das positive Feedback der Teilnehmenden betonte mehrfach die einzigartige Atmosphäre, die kreative Anregung und die Möglichkeit, in einer entspannten Umgebung zu lernen und zu arbeiten. Diese Ereignisse zeigen, wie moderne Bibliotheken weit über ihre traditionellen Funktionen hinauswachsen und sich zu Orten der Inspiration und des interdisziplinären Austausches entwickeln können.


Workshop für keratives Schreiben in der UB Kommunikationswissenschaft


Unser BiblioWeekend 24: Kulinarisch – sozial – interessant

Das bevorstehende BiblioWeekend vom 22. bis 24. März 2024 setzt diesen Trend fort. Es soll die Bibliotheken als Dritten Ort ins Rampenlicht rücken und die Türen für möglichst viele Personen öffnen. Das Thema 2024 lautet «Zu Tisch». Wir bieten aus diesem Anlass ein vielfältiges Programm mit Workshops, Ausstellungen, Lesungen, Diskussionsrunden und Degustationen an. Unser Anspruch ist dabei, die Teilnehmenden sowohl intellektuell als auch sozial und kulinarisch anzusprechen – und hoffentlich auch zu überraschen.


SchreibXplosion und BiblioWeekend illustrieren, wie Universitätsbibliotheken ihre Rolle erweitern können. Als Dritte Orte bewahren sie nicht nur Wissen und machen es zugänglich, sondern tragen aktiv zur Wissensproduktion und zum Austausch bei. Sie fördern Interdisziplinarität, bieten Raum für Kreativität und stärken die Verbindung zwischen Forschung und Lehre.


(Soziale) Zentren des akademischen Lebens

Generell liegt die Zukunft der Universitätsbibliotheken in der fortlaufenden Anpassung an die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Nutzenden. Die Integration digitaler Medien in die Bibliotheksangebote erweitert nicht nur den Zugang zu Informationen, sondern schafft auch neue Formen der Interaktion und des Lernens.


Kreative Workshops und Gruppenaktivitäten an den Universitätsbibliotheken, wie z.B. ein Nähatelier oder eine moderierte Schreibgruppe, bieten den Teilnehmenden eine willkommene nicht-digitale Abwechslung. Sie eröffnen die Möglichkeit, neben den wissenschaftlichen auch kreative Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln.


Was die Universitätsbibliotheken im Vergleich zu anderen Dritten Orten auszeichnet, sind die vielen Möglichkeiten, sich im Alltag inspirieren zu lassen, insbesondere durch die Nähe zu Forschung und Lehre und durch die immense Interdisziplinarität. Die Transformation von Universitätsbibliotheken zu lebendigen Dritten Orten im digitalen Zeitalter ist ein spannender und fortlaufender Prozess, der es ihnen ermöglichen wird, ihrer Rolle als Zentren des akademischen und sozialen Lebens auch in Zukunft gerecht zu werden.

Robin Segerer und Meret Fehlmann, Liaison Librarians Sozialwissenschaften