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Historisches Seminar

Karin Cagnazzo

Sterilisations‑ und Abtreibungspraxis im Kanton Bern 1918‑1953

Ziel dieses Dissertations-Projektes ist die Untersuchung der medizinischen Sterilisations‑ und Abtreibungspraxis im Kanton Bern in der Zwischen‑ und Nachkriegszeit.

Die der Arbeit zugrunde liegende Hauptfrage ist jene, ob und wenn ja, in welchem Ausmass Frauen und Männer im Kanton Bern zwischen 1918 und 1953 aus eugenischen Gründen, allenfalls als „harte Massnahme“ einer eugenischen Bevölkerungspolitik, (zwangs)sterilisiert wurden. Die konkrete medizinische Praxis der Ärzteschaft in Bezug auf Sterilisationen und Abtreibungen steht dabei im Zentrum. Es wird insbesondere untersucht, inwieweit eugenische Argumentationen die Entscheidung für die Vornahme einer Sterilisation oder einer Abtreibung stützten oder ganz begründeten. Weiter wird geprüft, in welchem Ausmass Sterilisationen im Zusammenhang mit Abtreibungen vorgenommen wurden und inwieweit die Ärzteschaft als Instanz für die unter anderem von den Vormundschaftsbehörden angeregten „Sozialhygiene“ fungierte. Es stellt sich damit ebenfalls die Frage, inwiefern sich medizinisch-psychiatrische Expertenschaft und Vollzugsgewalt mit vormundschaftlicher Sozial- und ‘Finanzpolitik‘ verband.

Auf der Ebene der Betroffenen wird danach gefragt, ob bzw. in welcher Weise Frauen und Männer, bei denen Sterilisationen und/oder Abtreibungen durchgeführt wurden, Einfluss auf die Entscheidungsfindung nehmen konnten und in welcher Weise der medizinisch-psychiatrische Diskurs ihre Handlungsspielräume definierte.

Die Untersuchung basiert auf einem geschlechter- und sozialgeschichtlichen Ansatz.

Als Materialgrundlage für die vorgesehene Untersuchung dienen zwei unterschiedliche Quellenkorpusse. Zum einen werden Patientendossiers der psychiatrischen Klinik Waldau untersucht, welche über die medizinische Praxis in Bezug auf Sterilisationen Aufschluss geben können. Zum andern soll ein Quellenbestand des Staatsarchivs Bern mit Dossiers von medizinischen Zweitgutachten zu Abtreibungsgesuchen auf der Basis des Art. 120 des StGB quantitativ und qualitativ ausgewertet werden in Bezug auf die Sterilisationspraxis im Zusammenhang mit gesetzlich legalen Abtreibungen.

Beide Quellenbestände enthalten zum Teil umfangreiche Fall-Dokumentationen, deren Aufarbeitung die Darstellung von konkreten Fallgeschichten ermöglichen wird.

Die Auswertung der Quellen wird schliesslich Aufschluss über die Sterilisations‑ und Abtreibungspraxis des untersuchten Teils der Berner Ärzteschaft und nach den dabei allenfalls feststellbaren eugenischen Einflussfaktoren geben.

 

Ziel dieses Dissertations-Projektes ist die Untersuchung der medizinischen Sterilisations‑ und Abtreibungspraxis im Kanton Bern in der Zwischen‑ und Nachkriegszeit.

Die der Arbeit zugrunde liegende Hauptfrage ist jene, ob und wenn ja, in welchem Ausmass Frauen und Männer im Kanton Bern zwischen 1918 und 1953 aus eugenischen Gründen, allenfalls als „harte Massnahme“ einer eugenischen Bevölkerungspolitik, (zwangs)sterilisiert wurden. Die konkrete medizinische Praxis der Ärzteschaft in Bezug auf Sterilisationen und Abtreibungen steht dabei im Zentrum. Es wird insbesondere untersucht, inwieweit eugenische Argumentationen die Entscheidung für die Vornahme einer Sterilisation oder einer Abtreibung stützten oder ganz begründeten. Weiter wird geprüft, in welchem Ausmass Sterilisationen im Zusammenhang mit Abtreibungen vorgenommen wurden und inwieweit die Ärzteschaft als Instanz für die unter anderem von den Vormundschaftsbehörden angeregten „Sozialhygiene“ fungierte. Es stellt sich damit ebenfalls die Frage, inwiefern sich medizinisch-psychiatrische Expertenschaft und Vollzugsgewalt mit vormundschaftlicher Sozial- und ‘Finanzpolitik‘ verband.

Auf der Ebene der Betroffenen wird danach gefragt, ob bzw. in welcher Weise Frauen und Männer, bei denen Sterilisationen und/oder Abtreibungen durchgeführt wurden, Einfluss auf die Entscheidungsfindung nehmen konnten und in welcher Weise der medizinisch-psychiatrische Diskurs ihre Handlungsspielräume definierte.

Die Untersuchung basiert auf einem geschlechter- und sozialgeschichtlichen Ansatz.

Als Materialgrundlage für die vorgesehene Untersuchung dienen zwei unterschiedliche Quellenkorpusse. Zum einen werden Patientendossiers der psychiatrischen Klinik Waldau untersucht, welche über die medizinische Praxis in Bezug auf Sterilisationen Aufschluss geben können. Zum andern soll ein Quellenbestand des Staatsarchivs Bern mit Dossiers von medizinischen Zweitgutachten zu Abtreibungsgesuchen auf der Basis des Art. 120 des StGB quantitativ und qualitativ ausgewertet werden in Bezug auf die Sterilisationspraxis im Zusammenhang mit gesetzlich legalen Abtreibungen.

Beide Quellenbestände enthalten zum Teil umfangreiche Fall-Dokumentationen, deren Aufarbeitung die Darstellung von konkreten Fallgeschichten ermöglichen wird.

Die Auswertung der Quellen wird schliesslich Aufschluss über die Sterilisations‑ und Abtreibungspraxis des untersuchten Teils der Berner Ärzteschaft und nach den dabei allenfalls feststellbaren eugenischen Einflussfaktoren geben.