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Wie wichtig die unterschiedlichen Sinne für das gemeinschaftliche (Er)Leben und Interagieren sind, lässt sich anhand mittelalterlicher Kulturen nachvollziehen. In diesen finden sich zahlreiche Kontexte, in denen die Vorherrschaft von Sehen und Hören keineswegs ausgemacht ist: Sichttabus können die Bedeutung von Fühlen und Riechen steigern; ein süezer smac lässt Heiligkeit vermuten, und das Berühren von Büchern wird zum Erlebnis stilisiert. Auch Hören und Sehen können anders konnotiert sein als heute, indem etwa Klänge die Verbindung unterschiedlicher Welten bewirken.
Die Ringvorlesung möchte der Rolle von Wahrnehmungsformen in Literatur, Kultur und Religion im Mittelalter nachspüren. Vorträge aus verschiedenen Disziplinen vermitteln einen Einblick, inwiefern sich Beobachtungen zur vormodernen Wahrnehmung unterscheiden, gleichen, ergänzen oder an ganz bestimmte Zusammenhänge gebunden sind. Nicht zuletzt gibt das Nachdenken über Sinneseindrücke in den mediävistischen Disziplinen Aufschluss über das Verständnis von Körper und Körperlichkeit.