Von den Tücken und Chancen einer Teilsanierung: Ein Zwischenbericht aus der Archäologischen Sammlung

Eine Sanierung bedeutet für Museen oft viel Aufwand. Dauerausstellungen müssen ausgeräumt und die Objekte fachkundig verschoben und/oder gesichert werden. Gleichzeitig erfordert eine neue Ausgestaltung der Ausstellungsräumlichkeiten auch innovative Konzepte, um Objekte mittels neuer Bedingungen optimal präsentieren zu können. Das bedeutet für das Team der Archäologischen Sammlung, sich in vielerlei Hinsicht neu zu erfinden!

Seit November 2020 befindet sich die Archäologische Sammlung der Universität Zürich im Sonderzustand – die lang fällige Teilsanierung des Museumsgebäudes an der Rämistrasse 73 ist in vollem Gange und stellt das Team vor viele bisher unbekannte Herausforderungen. Im ersten Schritt mussten die Objekte aus den Ausstellungsräumen verschoben, gesichert oder in die Magazinräume verfrachtet werden. Dabei packte das ganze Team mit an und erhielt fachkundige Unterstützung durch den erfahrenen Restaurator Rolf Fritschi.

Ein nicht geringes Problem stellte sich dabei mit der beschränkten Fläche, die uns an Lagerraum zur Verfügung steht. So müssen teilweise die Ausstellungsräume als Zwischenlager dienen und Rochaden vorgenommen werden. Die grösseren Objekte, welche nicht verschoben werden können, erhielten eine fachgerechte Holzverschalung, damit sie vor Staub und Erschütterung geschützt bleiben. Sie halten die Stellung im aktuell gähnend leeren Hauptausstellungsraum.

Erneuert werden die Elektrik und Elemente der Innenausstattung wie Wandverputz, Türen, Fenster, Beleuchtung und Böden. Die Pläne wurden dabei unter Beachtung der denkmalgeschützten Ausstattung erstellt. Unser Museumsgebäude ist nämlich an sich bereits ein sehenswertes Denkmal und ein markanter Repräsentant der Neurenaissance. Es wurde in den Jahren 1893/94 durch Staatsbauinspektor Otto Weber, einen Schüler von Gottfried Semper, als Augenklinik des Kantonsspitals geplant und erbaut. Nachdem die Augenklinik im Jahre 1954 im heutigen Universitätsspital Platz gefunden hatte, wurden nach geringfügigen inneren Modifikationen das Archäologische Institut (heute Insitut für Archäologie Fachbereich Klassische Archäologie) mit der Archäologischen Sammlung, sowie das Kunstgeschichtliche Seminar (heute Kunsthistorisches Institut) im Gebäude untergebracht.

Augenklinik Anfang des 20. Jhs., Foto: Friedrich Ruef-Hirt (Quelle: BAZ)

Erneuert wird nun auch die repräsentative Hauptfassade aus dem markanten gelblich-beigen Sandstein, welche sich an westlicher Seite über die Rämistrasse erhebt. Otto Weber hatte sie einem renaissancezeitlichen Palazzo mit Reverenz an den Bau des Polytechnikums (heute ETH-Hauptgebäude) nachempfunden. Er schuf so ein einzigartiges, repräsentatives Gebäude, welches sich heute vorzüglich zu den weiteren Hochschulgebäuden der Rämistrasse gesellt.

Bevor die Archäologische Sammlung 1954 in den Palazzo umzog, war sie im Lichthof des von Karl Moser 1914 fertiggestellten Hauptgebäudes der Universität Zürich zu bewundern. Die zahlreichen Gipsabgüsse evozierten in ihrer stillen Anmut dort einen ‚Göttergarten‘, den Studierende und Besucher durchschreiten konnten.

Der Palazzo an der Rämistrasse 73 wurde 1956 –  aus Platzmangel im Hauptgebäude – zum neuen Zuhause für die Götter und Objekte der Archäologischen Sammlung. Er erfuhr in den Jahren von 1979 bis 1984 bereits eine weitergehende Sanierung, bei der das 1. UG zum Ausstellungsraum für die zahlreichen Gipsabgüsse ausgebaut wurde. Mit der Sanierung 2020/21 erwartet Sie in diesem Stockwerk nun eine besondere Überraschung! Die projektzuständigen ArchitektInnen wollen dort nicht nur Otto Weber, sondern auch Karl Moser gedenken und einen neuen ‚Göttergarten‘ verwirklichen. Eine Chance auch für uns, den Gipsdenkmälern in den Ausstellungsräumlichkeiten durch ein wohlüberlegtes Konzept neuen Glanz zu verleihen.

Neben dieser grossen Neuerung erwarten Sie weitere Überraschungen! So erhält ein altehrwürdiger Resident der Sammlung ein neues Gehäuse und ein wichtiges Denkmal einen neuen Unterbau. Bald nach der Wiedereröffnung möchten wir Sie zudem zu einer Sonderausstellung einladen und die lange leerstehenden Räumlichkeiten wieder mit interessierten BesucherInnen gefüllt sehen. Wir sehen uns im Herbst 2021!