Fokus-Ausstellung „Tropische Frösche und Schmetterlinge“ Dezember 2023 bis Februar 2024

Fokus-Ausstellung „Tropische Frösche und Schmetterlinge“ Dezember 2023 bis Februar 2024

Ein Beitrag von Andreas Kay (Fotos), Evelin Pfeifer und Gregory Jäggli (Text)

Diese Ausstellung befand sich im Tieflandregenwald-Haus des Botanischen Gartens der UZH

Im Fokus
Zweimal im Jahr, im Sommer und im Winter, finden im Botanischen Garten der Universität
Zürich Fokusausstellungen statt. Die diesjährige Winterausstellung «Tropische Frösche und
Schmetterlinge» zeigt Werke des Fotografen und Biologen Andreas Kay (1963-2019). Kay
bereiste Ecuador regelmässig und hinterlässt mit seinen Fotos einen grossen Fundus an
überwältigenden Naturbeobachtungen. Im Fokus seiner Werke standen neben Blüten auch
Insekten, Spinnen und Frösche. Die Ausstellung zeigt eine kleine Auswahl von 20 Fotografien,
die hier kurz vorgestellt werden.

Der Fotograf Andreas Kay

Abb. 1: Andreas Kay (1963-2019)

Bereits im Jahr 2016 durften wir auf Fotos von Andreas Kay zurückgreifen, dies in der Ausstellung «Von den Tropen in die Stube – Vielfalt der Gesneriengewächse», die in Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten Genf entstand.
Der Fotograf Andreas Kay wurde in Köln geboren, studierte zuerst Chemie, später dann Biologie. Von 1994 bis 2010 forschte er an der EPFL Lausanne, u.a. über künstliche Photosynthese.

Amphibien
Ecuador besitzt einen grossen Reichtum an Pflanzen- und Tierarten. Ein Grund ist das kontrastreiche
Klima, die verschiedenen Landschaftsformen und Höhenunterschiede von 0 bis
über 6000 Meter. Es kommen rund 460 Amphibienarten vor. 2 Darunter nehmen die Baumfrösche
(Abb. 2–10) eine besondere Stelle ein: Sie legen ihre Eier in Wassertrichter von Bromelien
oder an die Unterseite von Blättern, die über Gewässern wachsen. Die schlüpfenden Kaulquappen fallen schliesslich ins Wasser.

Abb. 2: Gladiator-Baumfrosch
(Hypsiboas rosenbergi) mit Haftballen
an den Zehen

Abb. 3: Gespornter Regenfrosch
(Pristimantis calcarulatus) mit
Rufweite bis 200 Meter.

Abb. 4: Linda’s Baumfrosch (Hyloscirtus lindae) zeigt auffallende, orange Haftballen.

Abb. 5: Tarsier-Laubfrosch (Phyllomedusa tarsius) legt Eier auf Pflanzen ab.

Abb. 6: Baumsteigerfrosch (Pristimantis sp.) mit Tarnfarbenmuster.

Abb. 7: Der Stummelfussfrosch (Atelopus spumarius) gehört zu den Kröten.

Abb. 8: Baumsteigerfrosch, Art unbekannt, mit Tarnfarbe.

Abb. 9: Tarsier-Laubfrosch (Phyllomedusa tarsius) in Ruhestellung.

Abb. 10: Der Clown-Laubfrosch (Dendropsophus sarayacuensis) wird nur 25 mm gross.

Abb. 11: Glasfrösche bei der Paarung (Teratohyla midas).

Die grünlich schimmernden Frösche besitzen eine durchsichtige Haut; selbst das darunterliegende Gewebe ist transparent. Damit sind sie für Feinde weniger gut sichtbar. Eine Besonderheit ist ihr Blut: Es ist rot und damit auffallend. Im Ruhezustand pumpen die Glasfrösche das Blut in die Leber, damit der Rest vom Körper durchsichtig erscheint. Das Blut hat die Eigenschaft, nicht zu verklumpen. Die neueste Forschung ist bemüht herauszufinden, welche Faktoren zur Blutgerinnungshemmung führen, um dieses Wissen für den Menschen anwenden zu können.

Schmetterlinge
In Ecuador kommen um die 4500 Schmetterlingsarten vor. 2 Schmetterlinge sind stark von der bestehenden Flora abhängig. Sie saugen an Früchten oder am Nektar der Blüten. Für Mineralstoffe verköstigen sie sich an feuchter Erde oder Pfützen. Als zarte und verletzliche Geschöpfe schützen sich Schmetterlinge durch Schreckfarben, wie Godart’s Schwalbe (Callicore pygas cyllene, Abb. 12) oder der Clown-Schmetterling (Baeotus baeotus, Abb. 13).

Abb. 12: Godart’s Schwalbe (Callicore pygas cyllene

Abb. 13: Clown-Schmetterling (Baeotus baeotus) mit Abschreckfarben.

Viele Arten sind auch giftig. Dazu zählt der Kleine Kurier (Heliconius erato lativitta, Abb. 14): Schon die Raupen fressen an giftigen Passionsblumenblättern (Passiflora sp.), die cyanogene
Glycoside enthalten. Dadurch ist auch das adulte Tier bitter und giftig. 3 Der Kleine Kurier nutzt die Schreckfarben Gelb und Rot: Fressfeinde wissen, wenn sie einmal Kontakt mit diesen Faltern hatten, dass diese ungeniessbar sind. Man nennt diese Art von Anpassung die Müller‘sche Mimikry, indem die gleichen Warnfarben bei verschiedenen Arten zur Ausprägung kommen.

Aufallend viele Schmetterlinge besitzen Augenflecken, also Muster auf den Flügeln, die Augen von grösseren Tieren ähneln, was auf jagende Tiere abschreckend wirkt. Als Beispiel (Abb. 15) sehen sie den metallisch-blauen Augenfleck-Schmetterling (Mesosemia loruhama).

Glasflügelfalter (Abb. 16) setzen auf verschiedene Anpassungen zur Abwehr: Als Tarnung haben sie transparente Flügel ausgebildet. Der Flügelrand zeigt zusätzlich Abschreckungsfarben. Und ausserdem sind die Falter oft ungeniessbar.

Abb. 14: Kleiner Kurier (Heliconius erato lativitta) schmeckt bitter und ist giftig.

Abb. 15: Augenfleck-Schmetterling (Mesosemia loruhama), hier ein Männchen mit Augenflecken zur Abschreckung. Die Weibchen sind braun gefärbt.

Abb. 16: Glasflügelfalter (Ithomiini sp.)



Schmetterlingsraupen
Schmetterlingsraupen, die bezeichnenderweise als „Fressstadium des Schmetterlings“ gelten, stehen in Sachen Form und Farben den adulten Tieren in nichts nach. Die Brennende Flanellmotten-Raupe (Megalopyge albicollis, Abb. 17) sieht nicht nur feurig aus, sondern verursacht bei Berührung der Haare auch starke Schmerzen, die sich wie ein Knochenbruch anfühlen sollen. Auch Atemnot, Übelkeit und Kopfschmerzen wurden beschrieben.

Abb. 17: Brennende Flanellmotten-Raupe (Megalopyge albicollis) mit stark giftigen Haaren.

Abb. 18: Tigermotten-Raupe (Palaeomolis sp.) – Die Farbe und Haare dienen zur Abschreckung.

Abb. 19: Grossaugen-Motte (Automeris liberia) mit stark giftigen Haaren.

Giftige Haare, oft in Kombination mit Abschreckfarben findet man auch bei vielen anderen Raupen, wie der Tigermotten-Raupe (Palaeomolis sp., Abb. 18) oder der Grossaugen-Motte (Automeris liberia, Abb. 19).
Manche Raupen benutzen grelle Farben zur Abschreckung, wie die Nachtfalterraupe Nyceryx magna (Abb. 20) oder wie in Abb. 21 die Raupen einer unbekannten Art, die in Gruppen unterwegs sind.

Abb. 20: Nachtfalter-Raupe (Nyceryx magna) mit Abschreckfarben.

Abb. 21: Unbekannte Art – Die schwarz-gelbe Färbung am hinteren Raupenkörper dient zur Abschreckung.

Ab 2011 bereiste Andreas Kay Ecuador regelmässig. Er war bei der Gründung des Reservats «Reserva Dracula» 2013 in Ecuador beteiligt. Das Reservat wurde auf Initiative des Vereins Botanischer Garten beim Spalentor (Basel) gegründet und befindet sich im Besitz der ecuadorianischen Stiftung EcoMinga. Ziel sind Landkäufe, um die Tier- und Pflanzenwelt zu schützen und wissenschaftlich untersuchen zu können.
Seine Wegbegleiterin, Ursula Gelchsheimer, schreibt über Andreas Kay Folgendes:
«Sein Ziel, die Flora und Fauna Ecuadors zu dokumentieren, hat Andreas konsequent und geradlinig bis zu seinem letzten Tag verfolgt. Ihm war auch bewusst, dass diese Mammutaufgabe niemals von ihm alleine bewältigt werden kann. Sein Wunsch war, dass die ganze Welt seine Aufnahmen sehen kann. Und ich freue mich jetzt, wenn ich lese, dass seine wundervollen Fotos und Videos junge Menschen so inspirieren, dass sie in seine Fußstapfen treten möchten.» 1

Wir freuen uns, «der ganzen Welt» einige seiner Fotos zeigen zu können. Wir danken herzlichst Heinz Schneider vom Botanischen Garten der Universität Basel, der den Nachlass von Andreas Kay verwaltet und uns die gewünschten Fotos zur Verfügung gestellt hat.


Literatur
(1) Andreas Kay. Zugegriffen am 6. Dezember 2023: www.andreaskay.org
(2) Ecuador Discover. Zugegriffen am 6. Dezember 2023: https://www.ecuador-discover.de/ueber-ecuador/landesinformationen/fauna.html
(3) Mirian Medina Hay-Roe & James Nation: Spectrum of Cyanide Toxicity and Allocation in Heliconius erato and Passiflora Host Plants In: Journal of Chemical Ecology, Volume 33, Issue 2, 2007, S. 319–329


Fotos
Abbildung 1: Andreas Kay. Zugegriffen am 6. Dezember 2023: www.andreaskay.org
Abbildung 2 bis 21: Andreas Kay