Rückblick: Fokus-Ausstellung Insekten                                              April bis September 2023

Rückblick: Fokus-Ausstellung Insekten April bis September 2023

Ein Beitrag von Nadja Baumgartner (Fotos), Evelin Pfeifer und Claudia Winteler (Texte)

„Ist Ihnen ein guter Schnappschuss vom Botanischen Garten gelungen? Wenn ja, senden Sie uns Ihre Meisterwerke“ Diesem Aufruf auf Instagram im Sommer 2022 folgte Nadja Baumgartner und sendete uns fantastischen Nahaufnahmen von einer Vielfalt an Insekten, die sie alle im Botanischen Garten aufgenommen hatte. Kurz darauf beschlossen wir, eine Fotoausstellung über diese unscheinbaren Wesen zu machen. Vom April bis September 2023 konnten die Besucher verteilt im Garten und an der Wand vor den Schauhäusern diese grossartigen Aufnahmen bewundern.

Wiesenschnake Tipula paludosa MEIGEN
Länge 20 mm

Der alienartige Kopf der Schnake mit den abstehenden Augen ist relativ klein zum restlichen Körper mit den langen Beinen und Flügeln.
Die Fotografin beobachtete, wie die Schnake die vorderen kurzen Fühler zur Hilfe beim Wasser trinken benutzte.
Die beste Zeit, um Insekten zu fotografieren, ist der frühe Morgen, hier an den Tautropfen zu sehen. Die Insekten befinden sich dann noch in der Kältestarre.
Die bis zu 4 cm langen Larven der Schnake fressen die Wurzeln von Gräsern, wobei braune Flecken in Grünflächen entstehen können. Schnaken spielen eine wichtige Rolle in der Nahrungskette als Nahrung für andere Tiere.

Obwohl diese Käfer mit ihrem schwarzen abgesetzten Kopf leuchtend rot sind, muss man genau hinschauen, um sie zu entdecken. Sie halten sich gerne im oberen Bereich des Haselstrauches auf.
Eine aufwändige Arbeit haben sich die Weibchen dieser Blattroller ausgesucht. Sie fertigen über Wochen mehrere Blattrollen für die Eiablage an. Die neue Generation kann sich darin gut geschützt entwickeln.
Nur mit viel Geduld, genauer Beobachtung und wiederholtem Üben könnte es uns gelingen, solche Wickel nach zu bilden. In den 50er Jahren wurde sogar eine mehrseitige Abhandlung über die Falttechnik des Haselblattrollers herausgegeben.

Haselblattroller Apoderus coryli L.
Länge 6 – 8 mm
Grosse Lehmwespe Delta unguiculatum VILLERS
Länge 20 – 26 mm

Ein Weibchen mit auffälliger Zeichnung saugt Nektar aus einer Alliumblüte. Die Männchen sind nur halb so gross und weniger augenfällig.
Bei den blühenden Alliumarten findet man sie jedes Jahr zwischen Juni und August. Lehmwespen sind stark gefährdet, weil sie ihre lehmklumpenartigen Nester bevorzugt im Siedlungsbereich an rauhen hellen Mauern und Hauswänden erstellen. Diese Nester werden vom Menschen oft achtlos weggeputzt. Dabei ist er sich nicht bewusst, dass diese Tiere drei Wochen lang schuften bis das «Lehmhäuschen» mit den sieben Kammern für ihre späteren Larven fertig ist.

Um dieses junge Männchen von vorn fotografieren zu können, musste die Fotografin durch vorsichtiges Klopfen auf sich aufmerksam machen. Die Neugierde hat gesiegt, und entstanden ist ein Portrait eines aufgestellten Charakters – ohne Zweifel!
Springspinnen haben einen hochentwickelten Seh- und Geruchssinn. Ist Beute entdeckt, schleicht sich die Spinne an und springt auf das Tier. Manchmal spinnt sie dabei einen Faden, damit sie wieder an ihren Ausgangspunkt zurückfindet.
Die bis 8 mm grossen Weibchen bleiben meist in ihrem zusammengesponnenen Blatt und bewachen den Kokon.
Die Art ist in der Krautschicht von Feuchtgebieten daheim.

Dunkler Sichelspringer Evarcha arcuata CLERCK
Länge 6 mm
Veränderliche Krabbenspinne Misumena vatia CLERCK
Länge 4 mm

«Krabbenspinnen sind die mutigsten Spinnen auf Erden!», so die Foto-grafin. Die meisten Spinnen reagieren mit Flucht, Springspinnen seien neugierig, aber Krabbenspinnen gehen immer auf Angriff! Dieses junge Männchen droht mit seinen erhobenen Vorderbeinen der Kamera.
Männliche Tiere ändern ihre Farbe nicht, dafür die 10 mm grossen Weibchen: Je nach Blütenfarbe passen sie sich von Weiss über Gelbgrün bis zu einem Knallgelb an. Der Wechsel dauert eine Woche.
Forschung der UZH zeigte, dass Blüten mit Krabbenspinne mehr Samen bilden als Blüten ohne diese, da die Spinnen auch Frassfeinde «ihrer» Pflanze verspeisen, wie beispielsweise Raupen.

Nur etwas mehr als ein Millimeter ist dieses Jungtier gross! Und doch ist alles dran, was Kugelspringer brauchen: 6 Beine, brombeerähnliche Augen, ein Bürstenschnitt am Körperende – und die Sprunggabel, die sich an der Unterseite des Hinterleibs befindet. Mit ihr können sie sich bei Gefahr mehrere Zentimeter in die Höhe katapultieren. Obwohl fälschlicherweise als Schädlinge betrachtet, leisten Kugelspringer Grosses: Sie bilden Humus, indem sie abgestorbene Pflanzenteile als Nahrung verwerten.
Daher sind Kugelspringer in Ihrem Blumentopf zu Hause eher ein Segen als ein Ärgernis.

Bunter Kugelspringer Dicyrtomina ornata NICOLET
Länge 1.5 mm Jungtier, 2.5 mm erwachsenes Tier
Echte Fliege Polietes sp.
Länge 10 – 12 mm

Weil Fliegen eher als lästig und eklig empfunden werden, wird oft sehr schnell zur Fliegenklatsche gegriffen. Aus der Nähe betrachtet liegt in ihnen jedoch eine gewisse Ästhetik: Die riesigen Facettenaugen sind perfekt geformt und die Haare auf dem Rücken fein nach hinten «gekämmt». Die Schwingkölbchen beim Flügelansatz sind für den schnellen Richtungswechsel beim Fliegen verantwortlich. Das Tier hier ist mit dem Verspeisen von Königskerzen-Pollen so sehr beschäftigt, dass sich die Fotografin problemlos annähern konnte. Viele Fliegenarten sind für die Bestäubung von Pflanzen sehr wichtig, da sie ein breites Spektrum an Blüten aufsuchen.

Sie gehört zu den grössten Wildbienenarten Europas. Ihr Lebensraum «Totholz» nimmt durch Förderung wieder zu.
Die Mundwerkzeuge der Holzbienen sind so stark, dass sie ohne Problem Holz durchbeissen können. Für ihre Brutaufzucht bohren sie bis zu 15 cm lange runde Röhren ins Holz. Laut Beobachtung der Fotografin suchen die Holzbienen im Laufe der Vegetationsperiode zuerst gelbe und später violette Blüten auf.
Auf dem Bild ist der grosse Brummer gerade dabei, Nektar aus einer Muskateller-salbeiblüte zu trinken. Derweil betätigt er den Schlagbaummechanismus der Staubblätter, wobei hellgelbe Pollen auf den Rücken gelangen.

Blaue Holzbiene Xylocopa violacea L.
Länge 20 – 28 mm
Rainfarn-Maskenbiene Hylaeus nigritus FABRICIUS
Länge 7 – 9 mm

Diese Wildbiene mit dem hübschen Maskenschild am Kopf sammelt nur Pollen von Korblütlern mit Röhrenblüten. Das sind zum Beispiel Margeriten, Rainfarne, Mutterkraut und Wiesenschafgarbe. Ein solches Verhalten wird oligolektisch genannt und trifft auf Insekten zu, die ausschliesslich auf eine oder wenige Pflanzenarten fixiert sind. Im Gegensatz zu anderen Wildbienen sammeln diese Maskenbienen Pollen nicht mit den Sammelhaaren an den Beinen, sondern im Kropf.
Ihre Eier legen sie in schon vorhandene Ritzen und Spalten von Felsen, Gesteinen und Mauern. Sogar in Rissen von Betonmauern finden sie ein Plätzchen für ihre Nachkommen.

Dieser Rüssler ist fast ausschliesslich auf Schwertlilien zu finden.
Wenn sie blühen, ist Party angesagt. Dann wuseln die flauschig-behaarten Käferchen eilig umher, beissen Löcher in die Blütenteile und paaren sich.
Ab Juli geht es dann los mit der Eiablage. Zuerst wird mit dem Rüssel ein Loch in die Samen gebohrt und danach mit dem Legestachel ein Ei hineingelegt.
Im Sommer sind sie rund um den Teich bei den Schwertlilien zuverlässig zu finden.

Weisspunktiger Schwertlilienrüssler Mononychus punctumalbum HERBST
Länge 4 mm
Kratzdistelrüssler
Larinus turbinatus GYLLENHALL
Länge 4 – 9 mm

Die Fotografin nähert sich dem Käfer und – schwups – ist er verschwunden. Sobald er sich bedroht fühlt, lässt er sich fallen. Danach muss er wieder mühsam zur Blüte hoch kraxeln. Hier befindet sich gerade einer im Aufstieg.
Die gelbe Körperfärbung kommt nicht allein vom Pollen. Es sind Haarflecken, die ein gelbliches Sekret ausscheiden und die Pollen bleiben daran kleben.
Diese Art ist nicht nur auf Kratzdisteln, sondern auch auf anderen Distelarten zu finden. Mit ihrem Bohrwerkzeug am Rüssel saugen sie Pflanzensäfte und in die Blüten legen sie die Eier.

Fressen, schlafen, verdauen und dicker werden, das ist das Ziel dieser auffälligen Raupe. Von Tag zu Tag kann das Wachstum beobachtet werden. Sie fressen zuerst alles rund um sie herum kahl bevor sie weiter vorrücken.
Die Raupen sind spezialisiert auf Königskerzen-Arten und haben deren Blätter, Blüten und Stängel zum Fressen gern.
Der Königskerzenmönch, ein Nachtfalter, der sich nach der Verpuppung der Raupe entwickelt, ist hingegen sehr unauffällig und nur nachts unterwegs. Am Tag sitzen sie auf braunen Zweigen von Sträuchern und verschmelzen farblich mit ihnen.

Raupe des Königskerzen-Mönch
Cucullia verbasci L.
Länge 50 mm
Gemeine Schnauzenschwebefliege
Rhingia campestris MEIGEN
Länge 10 mm

Dieses Weibchen schwebt von Blüte zu Blüte und trinkt mit Sorgfalt jedes Tröpfchen Nektar daraus. Mit ihrem Rüssel, der sich unterhalb der «Schnauze» befindet, tastet sie auch ringsherum alles ab.
Dank des besonders langen Rüssels gelangt die Art an Nektar, den andere Fliegen nicht erreichen. Lippenblüten, Storchschnäbel und Springkräuter sind für die Bestäubung auf ihren Besuch angewiesen. Typisch für Schwebefliegen ist ihr Schwirrflug und ihre Harmlosigkeit. Obwohl sie oft ein gelb-schwarzes Streifenmuster wie Wespen besitzen, können sie nicht stechen.

Florfliegen sind anmutig und zart wie Elfen. Die schwarzgefärbten filigranen Flügeladern geben einen attraktiven Kontrast .

Die Larven der Buchen-Florfliege leben räuberisch und verspeisen Blattläuse und andere weiche Kleinsttiere. Erwachsen geworden leben sie rein vegetarisch von Pollen und Honigtau. Die Tiere sind dämmerungsaktiv. Vernehmen sie den Ultraschall der Fledermäus, legen sie ihre Flügel nah an den Körper und lassen sich zu Boden fallen.
Der orange blinde Passagier auf den Flügeln ist übrigens ein Kugelspringer.

Buchen-Florfliege
Hypochrysa elegans BURMEISTER
Länge 10 mm
Hahnenfuss-Keulhornblattwespe
Corynis crassicornis ROSSI
Länge 10 mm

Als Fotografin lohnt es sich, in jede Blüte zu schauen. An diesem Tag war es kühl und die Sonne verdeckt. Und so wartete diese seltene Keulhornblattwespe auf bessere Zeiten mit einem Schläfchen in einer Hahnenfussblüte.

Innerhalb einer Blüte können die Temperaturen um mehrere Grad Celsius höher liegen als in der Umgebung. Auch in der Nacht werden vor allem Hahnenfussblüten als Schlafplatz aufgesucht.
Typisch für diese Insekten sind die gekeulten Fühler. Ihre Larven, die Schmetterlingsraupen ähneln, ernähren sich von Laub- und Kräuterblättern. Es ist eine wärmeliebende Art und benötigt offene Magerwiesen.

Obwohl sie zu der Teilordnung der Stechmückenartigen gehören, stechen sie nicht. Es sind keine Blutsauger, sondern Nektardrinker und Honigtaulecker. Wegen der zuckenden Bewegungen ihrer Vorderbeine sind sie auch in Ruhe ständig in Bewegung und daher nicht leicht zu fotografieren. Sie sind meistens in Schwärmen unterwegs, die können so gross und dicht sein, dass sie wie Rauchwolken aussehen. Es gab schon Feuerwehreinsätze deswegen.
Der auffällige filigrane Federschmuck der Antennen haben nur Männchen, damit nehmen sie kleinste Schwingungen wahr. Eine genaue Bestimmung der Art kann nur über die Larven gemacht werden.

Zuckmücke
Chironomus sp.
Länge 9 – 13 mm
Wespenbiene
Nomada sp. SCIPOLI
Länge 3 – 14 mm

Beim Versuch sie zu fotografieren, entdeckte die Fotografin, wie diese Art, die als Brutschmarotzer gilt, auf Nestsuche ging. Sie war ständig in Bewegung und machte erst Halt – und das dauerte Stunden – als sie ein gemachtes Nest gefunden hatte. Dann verhaarte sie auf einem Aussichtspunkt, was gerade hier zu sehen ist, und wartete bis das Wirtsbienenweibchen das Nest verliess.
Trotz Wespenkleid gehören sie zu den Wildbienen. Die verschiedenen Arten sind sich sehr ähnlich und daher in der freien Wildbahn schwer zu bestimmen.