Reptilien und Tagfalter im Botanischen Garten der UZH

Reptilien und Tagfalter im Botanischen Garten der UZH

Ein Beitrag von Regula Flückiger

Reptilien wie auch Tagfalter gelten aufgrund ihrer hohen Ansprüche an die Lebensraumqualität sowie ihrer Empfindlichkeit gegenüber Veränderungen als bedeutende Zeigerarten zur Bewertung eines Ökosystems. Im Rahmen meiner Bachelorarbeit an der ZHAW schätzte ich die Bestände der Reptilien und Tagfalter im Botanischen Garten ein und dokumentierte die von den unterschiedlichen Arten bevorzugt genutzten Strukturen und Ressourcen. Ziel war, die Qualität der Teillebensräume aus verschiedenartigen Blickwinkeln zu erfassen, um die Bedeutung der Gartenanlage für die beiden Artengruppen aufzuzeigen.

Reptilien

Bei allen Reptilienarten fand ich Nachweise aus allen Altersklassen, was auf eine erfolgreiche Reproduktion und Überwinterung auf dem Areal hinweist. Anhand der insgesamt 64 Barrenringelnattern-Nachweise (Natrix helvetica) konnte ich 12 im Areal lebende Individuen dokumentieren: Vier Adulte, fünf Subadulte und drei Juvenile. Die meisten Barrenringelnattern beobachtete ich im und am Teich. Ein weiterer wichtiger Teillebensraum ist das Alpinum (Abb. 1). Hinweise auf aktuelle Gelege beim Kompostplatz konnte ich bei den Untersuchungen keine feststellen.

Abb. 1: Adulte weibliche Barrenringelnatter, Gartenbereich «Alpinum»
Abb. 2: Vier Blindschleichen zusammen mit einer Glühwürmchenlarve
unter einem der künstlichen Verstecke.

Rund 95 % aller 285 Blindschleichen-Nachweise (Anguis fragilis) fand ich unter ausgebrachten künstlichen Verstecken (Abb. 2). Anhand der Nachweise konnte ich eine Population von gut 100 Individuen auf dem Areal ausmachen. Die Verteilung der Nachweise zwischen den Standorten unterschied sich signifikant, mehr als ein Drittel aller Nachweise fand ich unter einer einzigen Platte.
Bei den verschiedenen Unterarten der Mauereidechse stellte ich in der Verteilung klare Tendenzen fest. Die eingeführte Podarcis muralis nigriventris-Unterart scheint wärmebedürftiger und dominierte in den südexponierten Gartenbereichen mit hohem Anteil an Steinstrukturen, während die autochthonen Unterarten (Podacris muralis maculiventris; P. m. brognardii) in den nördlich exponierten Bereichen mit dichterer Vegetation stärker vertreten waren.

Tagfalter

Aus früheren Erhebungen waren 17 Tagfalterarten aus dem Botanischen Garten und 24 Arten innerhalb
eines km2 der direkten Umgebung dokumentiert. Ich fand 29 der insgesamt 34 dokumentierten Tagfalterarten im Botanischen Garten. Dies entspricht dem obersten Bereich der mittleren Artenzahl des Mittellandes auf einer rund 20-mal kleineren Fläche (Widmer et al. 2021). Besonders erfreulich waren die erstmaligen Nachweise des Gewöhnlichen Widderchens (Zygaena fi lipendulae) (Abb. 3) und des
Schachbrettfalters (Melanargia galathea) im Gebiet.

Abb. 3: Gewöhnliches Widderchen auf
Acker-Witwenblume (Knautia arvensis),
Gartenbereich «Einheimische Wiese»

Fazit

Der Botanische Garten weist mit seinen hochwertigen Grünflächen ein hohes Lebensraumpotenzial auf und spielt eine wichtige Rolle bei der Vernetzung der verschiedenen Arten. Besonders beim Schutz der stark gefährdeten Barrenringelnatter wird mit dem Erhalt des seit über vierzig Jahren bestehenden traditionellen Eiablageplatzes auf dem Areal ein wertvoller Beitrag geleistet.
Für Reptilien spielen Übergangsbereiche und Randstrukturen, wie der «Zürcher Wald», mit unterschiedlichen mikroklimatischen Bedingungen eine essenzielle Rolle.
Die Artenvielfalt der Tagfalter ist im Botanischen Garten dank dem grossen Blütenangebot hoch. Ergänzungen in der Pflege wie eine stärker gestaffelte Mahd oder ein partieller Frühschnitt könnten das Blütenangebot zusätzlich erhöhen.

Text und Fotos: Regula Flückiger
BSc in Umweltingenieurwesen ZHAW
mit Vertiefung Urbane Ökosysteme,
Minor Artenkenntnisse

Lit. 1
Widmer, et al. (2021): «Insektenvielfalt in der Schweiz: Bedeutung,Trends, Handlungsoptionen.»