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Tatort Bibliothek – man muss sich in den Benutzer versetzen können

14. August 2017 | Bettina Bernasconi | Keine Kommentare |

Die Revision der RWI-Bibliothek ist schon seit mehr als drei Wochen vorbei, und das Thema im August des NZZ Folio Heftes mit dem Artikel „Der Besuch bei der alten Dame“ anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Zentralbibliothek Zürich kommt uns zwecks Revisionsabschlussartikel (endlich!) entgegen. Der kurzweilige Einblick in diese grosse Bibliothek gewürzt mit unterhaltsamen Anekdoten lässt bei der einen oder anderen Geschichte gewisse Déjà-vus zu unserer Pantoffeldistanz („…, wie die Professoren es nennen, wenn sie ein Buch nebenan aus dem Regal ziehen können.“) Bibliothek aufkommen.

Besonders die Frage bzw. die Antwort nach dem begehrtesten Buch der Zentralbibliothek erstaunt auch uns: „Es ist weder «Harry Potter und der Stein der Weisen» noch «Fifty shades of grey». Es sind die «Kommentierten Musterklagen» von Willi Fischer, Fabiana Theus Simoni und Dieter Gessler aus dem Jahr 2016. Kein anderes Werk wird häufiger reserviert als die juristische Schrift in fünf Bänden. Im Moment warten 22 Benutzer auf den ersten Band zum Vertrags- und Haftpflichtrecht. Der letzte auf der Warteliste wird ihn wohl kaum vor Weihnachten 2019 zu Gesicht bekommen.“

Ein Blick ins Rechercheportal bestätigt die Begehrlichkeit dieses Werkes auch in der RWI-Bibliothek – die Erklärungen im entsprechenden Exemplar (vermisst, BASIS- und Giftkastenstandort) sind selbstredend. Nicht, dass wir dies nun mit den genannten Werken „Harry Potter“ oder „Fifty shades of grey“ tatsächlich vergleichen könnten, schliesslich sind wir eine Fachbibliothek im Bereiche der Rechtswissenschaften, aber offensichtlich scheinen wir mit unseren Inhalten doch durchaus begehrenswert.

Längst ist letztendlich nicht jedes vermisste Buch auch wirklich vermisst. „Immer wieder schleichen Studenten ins Magazin und stellen Bücher bewusst an falsche Positionen – mit Vorliebe zur Theologie, weil sie glauben, dass sie dort nicht gefunden würden. Es sind Bücher, die sie über die Ausleihfrist hinaus benötigen und nach denen auch ihre Kollegen gieren.“ Auch das ist uns bestens bekannt.

„Das Aufspüren vermisster Bücher geschieht mittels einer Mischung aus Faustregeln und Intuition. Die wichtigste Fähigkeit: Man muss sich in den Täter versetzen können.“ Nun, das gelingt uns meist bedingt, doch tägliche Kontrollen bringen etliche Nester von versteckten Büchern zu Tage. Dazwischen schulen wir uns in der regelmässigen Beobachtung der Verhaltensweisen unserer Benutzer ohne den Anspruch, sie immer verstehen zu müssen.

Last but not least haben wir dann aber unsere jährliche Revision, die nach ganzjährigen spektakulären Recherchearbeiten doch noch einiges aufzudecken vermag.

Hiermit präsentieren wir Ihnen, keineswegs stolz, unsere diesjährigen Zahlen:

Insgesamt 153 Verluste, davon 20 Bücher der BASIS-Bibliothek.

32 ursprünglich vermisste Bücher aus den alten Revisionsjahren wurden wieder aufgefunden.

Es wurden knapp 6 Laufkilometer Bücher in ca. 3 Tagen revidiert. Bei der Revision werden verstellte Bücher wieder an ihren Ort gestellt, „behandlungsbedürftige“ Bücher nach einer Triage (Erste-Hilfe, Buchbinder oder Ersatz) vorübergehend aus dem Verkehr gezogen, vermisste Bestände nach Abwägung wieder beschafft und der Katalog bereinigt. Die restliche Zeit der insgesamt zwei Wochen bedurfte der Wartung der Räumlichkeiten, insbesondere die Reinigung der Kuppel/Fenster/Böden und diverser Malerarbeiten.

Übrigens – auch Regelungen wurden überdacht: Seit Beendigung der Revision dürfen auf dem 6. Stockwerk wieder Laptops und Notebooks verwendet werden. Lediglich der Bibliotheksbereich auf der Ostseite führt noch einen Laptop/Netbook-freien Bereich.

 

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