Martin Bürges (Hin)Gabe

Wer einmal Martin Bürges Ausführungen zum antiken griechischen Töpfer und Vasenmaler Exekias lauschen durfte, weiss, dass unser Kurator seine Berufung nicht verfehlt hat. Ob bei wissenschaftlichen Vorträgen, öffentlichen Führungen oder beim alltäglichen Austausch – Martins Leidenschaft für die Antike begleitet ihn stets und lässt ihn grossartige Sonderausstellungen und bedeutende Publikationen kuratieren.

„Es begann in einem heissen Sommer 1975, als ich 4-jährig mit meinen Eltern die Tempel von Paestum besichtigte…“, erinnert sich Martin an die Erlebnisse in den Familienferien, welche seine Faszination für die Archäologie begründet haben. Eine Faszination, die mit der Kindheit in dem archäologisch relevanten Baden genährt und im Studium der Klassischen Archäologie und Griechischen Literatur- und Lateinischen Sprachwissenschaft an der Universität Zürich und der Freien Universität Berlin – zumindest teilweise – befriedigt werden konnte.

In den acht Jahren als Assistent auf der Grabung vom Monte Iato in Sizilien, kehrte er jeden Frühling/Sommer unter die Sonne Süditaliens zurück und gedachte wohl nicht nur einmal des Schutthaufens der Grabungen auf dem Pausenplatz des Ländli-Schulhauses in Baden, den er 10-jährig erklomm und nach Knochenresten durchsuchte – seiner ersten unmittelbaren Fühlungnahme mit einer archäologischen Ausgrabung, wie er sie nun auf dem Monte Iato selber mitleiten durfte.

Seit 2011 ist Martin Bürge Kurator in der Archäologischen Sammlung der UZH und hat in Zusammenarbeit mit dem Direktor Prof. Dr. Christoph Reusser, neben der Bewältigung alltäglicher administrativer Aufgaben, fünf Sonderausstellungen kuratiert und drei Ausstellungskataloge herausgegeben. Der jüngste grosse Erfolg war die Sonderausstellung »Exekias hat mich gemalt und getöpfert« und die Tagung „Exekias und seine Welt“, welche beide 2018/19 viel internationale Aufmerksamkeit erreichten. Im Anschluss an die Sonderausstellung wurde die Archäologische Sammlung zudem mit der grosszügigen Schenkung von zwei Amphoren des Exekias bedacht.

Mit gleich viel Hingabe widmet sich Martin der Öffentlichkeitsarbeit, der Einrichtung der Dauerausstellung, der Beratung bei Forschungsanfragen, der Recherche zur Provenienz und der Publikation von Objekten aus der Sammlung.

Auf die Frage hin, welches sein Lieblingsobjekt der Sammlung ist, antwortet er diplomatisch mit „Alle!“. Und tatsächlich gibt es praktisch kein Objekt von den rund 11’000, die in den Räumlichkeiten der Archäologischen Sammlung aufbewahrt werden, welches er nicht mitsamt seiner Geschichte ohne nachzusehen kennt und darüber Auskunft geben kann. Eines seiner liebsten Themen ist jedoch die 2019 geschenkte Exekias-Amphora Inv. 7612, welche auf der einen Seite einen Unfall mit einem Viergespann und ein dabei verunglücktes Pferd zeigt, der er einen Artikel im begleitenden Ausstellungskatalog gewidmet hat. Die Amphora ist somit vielleicht nicht sein Lieblingsobjekt, gehört aber sehr wohl zu seinen vielen ‚Steckenpferden‘.