Ein Beitrag von Melanie Kleineberg

Auf einer Reise nach Corsica machte ich im Herbst 2019, als man noch unbeschwert reisen konnte, kurz Halt in Pisa. Spät abends besuchten mein Mann und ich den berühmten schiefen Turm neben der Kathedrale von Pisa und spazierten durch die kleine Altstadt. Doch am nächsten Morgen hat uns die Masse von Touristen, die sich aus Bussen drängten und für ein witziges Foto versuchten, den Turm vom Kippen abzuhalten, schnell von diesem berühmten Bauwerk auf der Piazza dei Miracoli vertrieben.

Ganz in der Nähe, in einer unscheinbaren Seitengasse haben wir jedoch eine Oase der Ruhe entdeckt, den Orto Botanico der Universität Pisa! Fast alleine spazierten wir durch den schönen Park mit imposanten alten Bäumen, wie einem Ginkgo biloba und einer Magnolie, die über 230 Jahre alt sind!

Nebst dem Arboretum gibt es viele mediterrane Pflanzen, lauschige Bambushaine, verschiedene Pflanzensammlungen wie die Dünenpflanzen der Toskana und einen Heilpflanzengarten zu sehen. Die fünf Gewächshauer beherbergen tropische und sukkulenten Pflanzen aus aller Welt.

Wir entdeckten, dass dieser Garten der erste und älteste seiner Art ist! Er wurde als weltweit erster universitärer Botanischer Garten 1543 vom Botaniker, Arzt und Naturforscher Luca Ghini gegründet. Da der Garten jedoch danach zweimal verlegt wurde und erst seit 1591 am heutigen Standort ist, hat Padua ihm den Rang des ältesten Botanischen Gartens abgerungen, der seit 1545 am selben Ort gedeiht.

Der älteste Teil des Gartens ist die «Botanische Schule» mit eindrücklichen Steinbassins und rechteckigen Beeten, in denen Pflanzen nach ihrer systematischen Verwandtschaft geordnet gezeigt werden. Heutzutage gibt es dort auch Sammlungen von essbaren Wildpflanzen der Toskana, Geophyten und Salvia-Arten zu sehen.

Auch das interessante botanische Museum, das unter anderem wunderschöne alte Wachsmodelle von Pilzen und Pflanzen und aquarellierte Lehrtafeln ausstellt, ist einen Besuch wert. Die um 1752 im grotesken Stil dekorierte Fassade des «Muschel-Palastes» ist eine faszinierende Ausstellung für sich, da sie mit Tuffstein, Muscheln und anderem Meeresgetier verkleidet ist.

Wer mehr über den schönen alten Botanischen Garten von Pisa erfahren möchte, ist herzlich eingeladen zu meinem Vortrag mit vielen Fotos des Gartens am 5. Oktober um 12.30h im Botanischen Garten der Universität Zürich.

Melanie Kleineberg, Botanikerin, technische Assistentin am Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik und Gartenlehrerin am Botanischen Garten UZH.