Peter Enz und der Botanische Garten

Peter Enz und der Botanische Garten

56. Jahrgang, Nr. 1, Januar 2022

Briefe aus dem Botanischen Garten der Universität Zürich

Ein Beitrag von Caroline Weckerle

Die Wochen sind gezählt, bis Peter Enz, Gartenleiter des Botanischen Gartens der Universität Zürich, sein Amt im April nach 28 Jahren niederlegt und in den Ruhestand wechselt. Was hat ihn bewogen, hierher zu kommen, was waren seine Erlebnisse im Garten und wie geht es weiter? Caroline Weckerle hat ihn gefragt:

Peter, was hat dir hier im Botanischen Garten am meisten gefallen?

Peter Enz als heutiges Mitglied der Gartenleitung.

Mir hat die Freiheit gefallen, die ich hatte. Ich konnte mit Pflanzen und Angeboten experimentieren und schauen, was die Leute anzieht. Ich hatte grossen Spielraum und die Direktoren mussten sich meist nicht um den Garten kümmern. Immer wieder gab es unerwartete Begegnungen mit BesucherInnen – Botanik- und Pflanzenfreeks oder auch Leute die Veranstaltungen machen wollten. Manchmal waren kuriose Persönlichkeiten dabei oder es entwickelte sich widererwarten ein Projekt aus einer zufälligen Begegnung. Auch die externen Kontakte und internationalen Netzwerke, bei welchen ich mitarbeiten konnte, waren eine grosse Bereicherung. Dazu gehörte beispielsweise die Vorstandsarbeit bei der Deutschen Arbeitsgemeischaft der Gartenleiter Botanischer Gärten oder die Gründung und Mitarbeit bei dem schweizerischen Netzwerk Botanischer Gärten, heute Hortus Botanicus Helveticus (HBH).

Und welche Pflanzen findest du am spannendsten?

Kriechende Fuchsie (Fuchsia procumbens) mit ihren bunten Blüten.

Eine Lieblingspflanze habe ich nicht…. Ich bin aber ein grosser Fan von Fuchsia procumbens, der Kriechenden Fuchsie, aus Neuseeland! In Mitteleuropa assoziieren wir mit Fuchsien rotblühende Topfpflanzen. Fuchsia procumbens aber ist ein Bodendecker und die Blüten sind violett, orange, grün und braun (Foto). Diese kleinen Blüten mit ihrer Farbenvielfalt sind richtig flashy wenn man sie genau anschaut, aber man muss sie suchen – man sieht sie nicht schon von weitem.


Das Bodenseevergissmeinnicht (Myosotis rehsteineri) finde ich von der Ökologie her sehr interessant. Wegen dem Verlust der Wasserstandssschwankungen muss heute der Mensch nachhelfen, um die Pflanze am Leben zu erhalten. Dies gelingt in situ, aber auch ex situ, wie bei uns am Garten.

Speerblumen (Doryanthes palmeri) findet Peter Enz sehr eindrücklich.


Bei den Farnen fasziniert mich Asplenium ceterach, der Milzfarn, weil er poikilohydrisch ist. Unser Sohn hat mir mal ein Pflänzchen aus dem Tessin mitgebracht, und dieses wächst gut in meinem privaten Garten und hat sich sogar durch Sporen vermehrt, obschon das Klima eigentlich nicht optimal ist.


Und dann möchte ich noch die Speerblume (Doryanthes palmeri) erwähnen mit ihren 3 Meter hohen Blütenständen (Foto Seite 2). Nur wenige Gärten kultivieren diese Pflanze. Während meiner Zeit am Garten hat sie ungefähr dreimal geblüht. Ausserdem erinnert sie mich an meine Zeit in Australien, als ich sie 1981 in den Nationalparks gesehen und fotografiert habe.

Und dann natürlich die Obstsortenvielfalt…

Was war ein eindrückliches Erlebnis hier im Botanischen Garten während deiner Zeit als Leiter?

Hmm… noch schwierig… vieles – die Umbauten der Schau- und Gewächshäuser! Die ersten Inputs kamen von den Gärtnern und der Gartenleitung und daraus hat sich ein riesiges Projekt entwickelt.
Generell sind mir die grösseren Um- und Neubauprojekte in eindrücklicher Erinnerung; so auch der damalige Umbau des Färbepflanzengartens oder der neue Nutz- und Heilpflanzengarten.

Und immer wieder eindrücklich ist, wenn es gelingt, Menschen für die Pflanzenwelt zu faszinieren, beispielsweise über die Kulinarik oder andere Verbindungen zu ihrem Alltag.

Auf der persönlichen Ebene haben aber auch Mitarbeiter die verschwanden oder starben tiefe Eindrücke hinterlassen.

Gab es lustige oder komische Erlebnisse mit BesucherInnen oder bei Führungen?

Wir hatten mal eine Veilchenausstellung am Garten, und die damalige Alpinum-Gärtnerin hat in der Folge eine Kontakt Anzeige in einer Gratiszeitung entdeckt: „Mann sucht Gucci Dame von Veilchenführung am Botanischen Garten!“

Oder am Obstsortenmarkt wollte eine noble Dame mit österreichischem Akzent zwei Kilo Kronprinz Rudolf Äpfel kaufen. Auf meine Frage, ob sie die Sorte kenne, antwortet sie: „Nein – aber Kronprinz Rudolf war ein sooo schöner Mann!“

Peter Enz im Jahr 2013 im
Botanischen Garten.

Warum bist du an den Botanischen Garten der UZH gekommen?

Christopher Cook, der frühere Institutsdirektor, hatte mich in Fribourg angefragt. Schon immer hatte ich ein breites Interesse an Botanik. Und ich dachte mir, dass ich in Zürich ein viel grösseres Publikum
erreichen und für Pflanzen-Menschen-Themen begeistern kann als am Botanischen Garten Fribourg, an welchem ich damals arbeitete.

Wie wirst du nach deiner Pensionierung mit dem Botanischen Garten in Verbindung bleiben?

Sicherlich bleibe ich Mitglied bei den Freunden des Botanischen Gartens und werde mitverfolgen was läuft. Ich bin stolz auf den Garten und die Leute, die am Garten arbeiten und auf das, was wir gemeinsam erreicht haben. Erfolg war nur möglich, weil immer Leute da waren, die gärtnerisch, wissenschaftlich oder administrativ zum Gelingen beigetragen haben.

Auch freue ich mich darauf, Anlässe wie die Lange Nacht zu besuchen, ohne mich verantwortlich fühlen zu müssen. Für den Obstsortenmarkt werde ich aber weiterhin verantwortlich bleiben und ihn wieder durchführen.

Was wünschst du der Gartenleitung für die Zeit nach deiner Pensionierung?

Dass die Gäste der neuen Gartenleitung Wohlwollen schenken und sie mit Komplimenten und Geld unterstützen, damit die Leitung gut arbeiten und neue Ideen entwickeln und der Garten einer der Topgärten der Schweiz bleiben kann. Auch dass die gute Verankerung in der UZH gewährleistet bleibt mit dem Wohlwollen auf Dekanats-, Rektorats-, Kommunikations- und Museumsebene. Wir sind ein guter und wichtiger Ort für die UZH!

Caroline Weckerle

Im Namen des Botanischen Gartens wünschen wir Ihnen besinnliche und erholsame Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2022!

  • Dienstagsführungen im 2022 – werden wieder wöchentlich durchgeführt.
  • Abendführungen im 2022 – finden vom 7. April bis 22. September statt.
  • Neu: Spezialführung “Streifzug zu den Duftpflanzen”: Gruppen bis 15 Personen können diese sinnliche Führung mit anschliessender Demonstration zur Gewinnung ätherischer Öle buchen (Webseite = > Führungen = > Spezialführungen).