Was unterscheidet einen botanischen Garten von einem Park?

Was unterscheidet einen botanischen Garten von einem Park?

Ein Beitrag von Leah Spirk

So mancher könnte sich fragen, was einen botanischen Garten von einem Park unterscheidet. Dies ist nämlich manchmal gar nicht so einfach zu differenzieren, denn die Übergänge zwischen Gärten, Pärken und privaten Sammlungen sind fliessend.

Wilder „Dschungel“ eines botanischen Gartens (Abbildung 1)

Genau darum hat Dr. Peter Wyse Jackson, der aktuelle Direktor des Botanischen Garten von Missouri, im Jahre 1999 in einem Bericht den Begriff botanischer Garten wie folgt definiert:

«Botanische Gärten sind Institutionen, welche dokumentierte Sammlungen von lebenden Pflanzen zum Zweck der wissenschaftlichen Forschung, Erhaltung, Ausstellung und Bildung halten.» (eigene Übersetzung aus dem Englischen von An Analysis of the Holdings and Resources of Botanic Gardens (archive.org).

Laut Spektrum Akademischer Verlag können botanische Gärten auch wie folgt definiert werden:

«Botanischer Garten, Hortus botanicus, ausgedehnte gärtnerische Anlage, in der fremdländische und einheimische Pflanzenarten nach systematischen, pflanzengeographischen, ökologischen, pflanzensoziologischen oder weltwirtschaftlichen Gesichtspunkten geordnet gezeigt werden.» Botanischer Garten (spektrum.de)

Dabei können botanische Gärten staatlich, städtisch, privat, aber auch universitär angeschlossen sein.
Diese Definitionen helfen, besser zu verstehen, was die Aufgaben eines botanischen Gartens sind. Trotzdem reichen sie nicht aus, um die fundamentalen Unterschiede zwischen einem botanischen Garten und einem Park zu erklären. Dafür werden wir etwas ausholen und uns kurz mit der Geschichte der botanischen Gärten befassen.

Blick in ein Gewächshaus (Abbildung 2)

Die ersten «offiziellen» botanischen Gärten wurden um 1540 in Italien gegründet. Dazu gehören vor allem Padova, Pisa, Florence und Bologna. Diese botanischen Gärten beherbergten damals hauptsächlich Heilkräuter und dienten der phytomedizinischen Forschung und Lehre. Man richtete sich dabei sehr nach klösterlichen Kräutergärten und gruppierte die Pflanzen nach ihren Wirkstoffen.

Im 17. Jahrhundert galt das Interesse der Erforschung der Natur und Vegetation auf aller Welt. Dadurch veränderten sich die botanischen Gärten weg von der rein medizinischen Handhabung hin zu umfangreichen internationalen Pflanzensammlungen. Das Ansehen eines botanischen Gartens korrelierte stark mit der Vielfalt und dem Umfang an Pflanzenarten, die ein Garten vorweisen konnte.

Durch die gewaltige Anzahl an «neuen» Arten, die nach Entdeckungsreisen nach Europa gelangten, standen die damaligen Botaniker vor der Herausforderung, ein gutes und vor allem einheitliches System für die Bestimmung, Klassifizierung und Benennung der Pflanzen zu entwickeln. Dabei setzte sich vor allem das binäre Klassifikationssystem von Carl von Linné durch, bei dem eine Pflanze durch ihren Gattungs- und Artname beschrieben wird. Zum Beispiel nennt sich der Klatschmohn Papaver rhoeas, wobei Papaver die Gattung und Rhoeas die Art betitelt. Auch in unserem botanischen Garten ist auf allen Schildern die binäre Nomenklatur von Linné zu sehen. Es gibt sogar Exemplare, die von Linné selbst benannt wurden (erkennbar durch das «L.» oben rechts).

Botanischer Garten der UZH (Abbildung 3)

In den letzten Jahren gewann aber auch die Erhaltung seltener oder bedrohter Arten und dadurch die aktive Konservierung der Biodiversität und Artenvielfalt immer mehr an Bedeutung. Dies wird im Botanischen Garten der UZH einerseits über Erhaltungskulturen gefährdeter Pflanzen erreicht, anderseits durch die Bildung der Öffentlichkeit sowie durch den Austausch von Saatgut mit anderen botanischen Gärten aller Welt.

Botanische Gärten sind für die Wissenschaft von grosser Bedeutung. So sind sie meist an Universitäten und dadurch an die Forschung angeschlossen und können wichtige Erkenntnisse über die Zukunft liefern, zum Beispiel, wie verschiedene Pflanzen auf sich verändernde Klimabedingungen reagieren.

Auch die Öffentlichkeitsbildung ist sehr wichtig. Durch sie kann vermittelt werden, wie bedeutend die pflanzliche Vielfalt ist. Aktuell haben sich viele botanische Gärten das Ziel gesetzt, die Beziehungen zwischen Pflanzen und Menschen besser aufzuzeigen, zu fördern und zu stärken. Unser botanischer Garten hat die Vision, ein schweizweit führender Lehr- und Lernort für Pflanzenvielfalt zu sein. Auch will er wesentlich zum Thema Pflanzen-Umwelt-Menschen-Gesundheit beitragen.

Im Gegensatz zu früher, als die botanischen Gärten der Öffentlichkeit noch völlig verschlossen waren, dienen die botanischen Gärten mit ihren parkähnlichen Anlagen heute auch sehr der Erholung, der Faszination und des Verweilens. Viele unserer Besucher schätzen die schattenspendenden Bäume, die lebendige Vielfalt und die ruhige Atmosphäre, die überall im Botanischen Garten der UZH spürbar ist.

Alter Botanischer Garten Zürich (Abbildung 4)

Es gibt auch botanische Gärten, die hauptsächlich auf Bäume und Sträucher begrenzt sind. Diese nennt man dann Arboreten. Ein Arboretum kann auch einfach ein Teil eines botanischen Gartens sein und ähnelt dann schon etwas mehr einem Park.

Schöne Baum-Allee eines Parks (Abbildung 5)

Nun kommen wir zu den eigentlichen Pärken (ausserhalb der Schweiz Parks genannt). Dabei unterschiedet man grob zwischen Pärken für die Konservierung und Pärken für das Vergnügen oder die Erholung. Mit ersteren werden vor allem die Nationalpärke angesprochen, die dem Schutz von Wildtieren oder natürlichen Habitaten dienen. Die andere Art von Pärken sind dann solche, die die Verschönerung, das Vergnügen, die Erholung oder die Begegnung fördern sollen. Diese nennt man Stadt- oder Volkspärke. Sie bestehen oft aus weitläufigen Grasflächen kombiniert mit Bäumen, Felsen und Steinen und auch Gebäuden. Zudem finden sich geschwungene Wege, die sich gut fürs Joggen eignen. Dazu gibt es Beete, die mit Blumen oder anderen Pflanzen bepflanzt sind als auch Sitzmöglichkeiten wie Bänke oder Steine. Zudem sind mitunter Grillplätze, Spielplätze und eine Wasserquelle wie etwa ein Bach, Weiher oder kleiner See vorhanden.

Park mit kleinem See (Abbildung 6)

Historisch werden Pärke vor allem zwischen Französischen und Englischen Pärken unterschieden. Der Französische Park entstand als Schlosspark in der Zeit des Barocks (also etwa im 17. Jahrhundert). Charakteristisch für ihn sind die Integration des Parks in die Architektur des Schlosses, die weiträumige aber formal strenge Gestaltung, die geometrische Gliederung und deren Regelmässigkeit und Symmetrie. Ein gutes Beispiel dafür ist der Schlossgarten von Versailles (siehe Fotos).

Der schöne Schlossgarten von Versailles (Abbildung 7)
Der schöne Schlossgarten von Versailles (Abbildung 8)

Gegensätzlich zum Französischen Park/Garten kamen im 18. Jahrhundert die Englischen Landschaftsparks, die einen Kontrast zum Französischen Barockgarten darstellen wollten. Die Gartengestaltung sollte dabei mehr einer natürlichen Landschaft gleichen, anstatt die Natur in geometrisch exakte Formen zu zwingen. Dazu spielen architektonische Akzente wie Brücken oder Zierbauten auch eine wichtige Rolle. Trotzdem ist der Garten/Park ein Kunstwerk, das sich an der Ästhetik einer idealen Landschaftsmalerei orientiert.

Mittlerweile bestehen viele moderne Parkanlagen aus Mischformen der Französischen und Englischen Pärke oder liegen anderen Konzepten zugrunde. Die Vielfalt an Pärken ist wirklich gross. So gehören auch ein Vergnügungspark, ein Wildpark, ein Volkspark, ein Erlebnispark und ein Archäologischer Park zu den Pärken.

Ein Englischer Landschaftspark (Abbildung 9)

Vor allem in Städten dienen Parks neben der Erholung auch als «Grüne Lunge». Dies bezieht sich vor allem auf die Sauerstoffbildung als auch auf die Wirkung der Blätter und Nadeln als Staubfilter. Stadtpärke werden oft als Kontrast zur sonst städtisch-bebauten Umwelt wahrgenommen und bilden einen Gegenpol zur Hektik, Beengtheit und Lärm. Dies wird für viele als besonders wohltuend für Körper und Geist empfunden.

Generell kann man behaupten, dass ein Park eine grossräumig gestaltete Fläche ist, die im Vergleich zu einem (botanischen) Garten auch weniger intensive Pflege benötigt. Ein Park ist in gewisser Weise ein grosser Garten im natürlichen Stil. Zudem gibt es Pärke überall und in allen möglichen Flächengrössen. Seien es kleine Quartierpärke, Stadtpärke oder eben grosse Nationalpärke.

Grüne Bank im Herbst (Abbildung 10)

Wie Sie vielleicht bemerkt haben, ist es auf den ersten Blick nicht ganz offensichtlich, was einen Garten von einem Park unterscheidet. Vor allem auch weil die Übergänge sehr fliessend sind. Trotzdem gibt es einige Charakteristika, die einen botanischen Garten gut von einem Park abheben können.

Wir hoffen, dass durch das Lesen dieses Blogeintrags etwas Klarheit über die Frage «Was unterscheidet einen botanischen Garten von einem Park?» verschafft werden konnte.
Nachfolgend finden Sie noch eine Tabelle mit den wichtigsten Unterscheidungen zwischen einem botanischen Garten und einem Park (siehe Tabelle 1).

Botanischer GartenPark
VerwaltungStaatlich, städtisch, kantonal, universitär, institutionell, privat Staatlich, städtisch, kantonal. unternehmerisch, privat
BestandteileVielfalt an verschiedensten Arten von Pflanzen; Gewächshäuser; verschiedene Biotope oder andere Bereiche Bäume, Rasen, Beete, Wege, Weiher, Spielplatz, Bänke, Grillstellen, Gebäude; je nach Art des Parks auch noch ganz viel anderes
Ziel/Zweck/AufgabeBildung, Erholung, Forschung, Erhaltung/Konservierung, Ausstellung, Kultur, Geschichte Erholung, Verschönerung, Luftreinigung, Vergnügung, Bewegung, Begegnung, Abwechslung
VorkommenIn oder nahe von Städten; neben Universitäten oder HochschulenIn oder nahe von Städten; in Quartieren; oder weiter entfernt als Nationalpärke
GrösseEher klein bis mittel Von klein über mittel bis sehr gross

Tabelle 1: Übersicht über die Unterschiede eines Botansichen Gartens zu einem Park
Blick in ein Gewächshaus (Abbildung 11)