Ein Tag im Alten Botanischen Garten

Ein Tag im Alten Botanischen Garten

Ein Beitrag von Leah Spirk

Der Alte Botanische Garten der Universität Zürich liegt inmitten der lebendigen Stadt Zürich. Umrundet von hohen Häusern, lärmendem Verkehr und fliessendem Gewässer bildet er eine Oase der Ruhe, die viele zu schätzen wissen.

Das Palmenhaus des Alten Botanischen Gartens (Abbildung 1)

Der Botanische Garten der Universität Zürich wird zwischen zwei Standorten unterschieden. Der «neue» Botanische Garten liegt im Park der ehemaligen Villa Schönau im Seefeld und wurde 1977 eröffnet. Er ersetzte den zu eng gewordenen Alten Botanischen Garten, der sich auch heute noch auf der ehemaligen Festung «zur Katz» am Schanzengraben mitten in der Stadt befindet.

Das «Bollwerk zur Katz» wurde zwischen 1642 und 1675 auf einem Moränenhügel erbaut. Es diente als Teil des Befestigungsrings der Stadt Zürich. Das Wort «Katze» beschreibt eine Geschützstellung. Mit Schiessöffnungen konnten vor allem die umgebenen Wasserläufe verteidigt werden.

Nach der Gründung der Universität Zürich im Jahre 1833 und der Auflösung des Bollwerks «zur Katz» im Jahre 1837 konnte der Alte Botanische Garten durch den Universitätsgärtner Leopold Karl Theodor Fröbel erstellt und anschliessend eröffnet werden.
Der erste Direktor des Alten Botanischen Gartens war Oswald Heer (1809 – 1883).

Eine Afrikanische Lilie (Agapanthus sp.) (Abbildung 2)

Der Haupteingang des Alten Botanischen Gartens liegt an der Pelikanstrasse. Durch zwei eiserne Tore führt ein Weg zum heutigen Völkerkundemuseum und dessen Bibliothek. Daneben steht eine grosse amerikanische Roteiche (Quercus rubra L.), unter der ein Teichbecken angebracht ist.

Eingang zum Völkerkundemuseum (Abbildung 3)
Die grosse Roteiche neben der Bibliothek (Abbildung 4)

Im Teichbecken fühlen sich vor allem die Shuttleworths Rohrkolben (Typha shuttleworthii) und Seerosen (Nymphaea) wohl.

Der grosse Teich mit den Rohrkolben und Seerosen (Abbildung 5)

Unter anderem steht unter der Eiche vor der Bibliothek auch das Werk «Kopf im Gehäuse» von Otto Müller (1979).

„Kopf im Gehäuse“ von Otto Müller (Abbildung 6)

Vorbei am der Skulptur gelangt man über verschiedene schmale Wege zu dem imposanten Palmenhaus. Dieses wurde im Jahre 1851 aus Glas und Holz gefertigt. Einige Jahre später, im Jahre 1877, war das Holz durch die Feuchtigkeit so mangelhaft geworden, dass es durch einen stabileren Gusseisenrahmen ersetzt wurde. Es ist von Mai bis September für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Auch heute noch wird der Glaspavillon vorwiegend für Theater, Konzerte oder Ausstellungen genutzt. Während den kühleren Jahreszeiten dient es den Kübelpflanzen als Überwinterungsquartier.

Das markante Palmenhaus (Abbildung 7)
Das Palmenhaus von innen (Abbildung 8)
Das Palmenhaus im Detail (Abbildung 9)

Hinter dem Palmenhaus findet sich eine schmale Treppe, die zum Gessnergarten auf der Hügelkuppe des Bollwerks führt (es gibt auch einen barrierefreien Aufgang ohne Treppe). Dieser mittelalterliche Kräutergarten wurde zu Ehren des Zürcher Naturforschers und Stadtrats Conrad Gessner angelegt. Zusammen mit dem Palmenhaus bildet er das Herzstück des Alten Botanischen Gartens.

Büste von Conrad Gessner im Gessnergarten (Abbildung 10)

Im Gessnergarten wachsen über 50 altbekannte Heilpflanzen, welche einen Einblick in die Heilpflanzenwissenschaft des 16. Jahrhunderts geben. Der Garten ist in vier Bereiche unterteilt: Wurzelgarten, Forschungsgarten, Krautgarten und Ziergarten.

Die Unterteilung des Gessnergartens (Abbildung 11)

Der Alte Botanische Garten wurde seit seiner Eröffnung noch mit diversen Bauten ergänzt. Zum Beispiel mit einem Neubau, einem Hörsaal, einem Herbarium Raum, einer botanischen Sammlung und einer Bibliothek.

Gebäude im Alten Botanischen Garten (Abbildung 12)

Lange blieb der Botanische Garten eine ruhende Insel inmitten der Stadt. Mitte des 20. Jahrhunderts aber wurde er immer mehr von heftiger Bautätigkeit und starkem Verkehr gestört. Die Überbauung der benachbarten Liegenschaften in unmittelbarer Nähe führte dazu, dass eine Ausdehnung des Alten Botanischen Gartens wegen Platzmangel nicht in Betracht gezogen werden konnte. Die Pflanzen litten wegen den hohen Häusern an Lichtmangel und der lärmende Verkehr hatte negative Auswirkungen auf Mensch und Pflanze. Der Garten war regelrecht überfüllt und kaum mehr zugänglich.

Die Überbauung machte dem Garten zu schaffen (Abbildung 12)
Baumbuswäldchen (Abbildung 14)

Deshalb entschied sich das Stimmvolk im Jahre 1971 für den Bau eines neuen botanischen Gartens im «alten Park» der Familie Bodmer-Abegg. Nach dem Umzug in den neuen Botanischen Garten im Jahre 1977 wurde der Alte Botanische Garten mit seinen Institutsgebäuden Hauptsitz des Völkerkundemuseums.

Heute präsentiert der Alte Botanische Garten auf einer Fläche von 1.8 Hektaren (18’000 m2) an die 600 Pflanzenarten. Dazu gehört auch ein wertvoller Baumbestand, der Arboretum genannt wird. Wegen des milden Stadtklimas gedeihen im Alten Botanischen Garten auch Arten, die natürlicherweise eher in wärmeren Regionen vorkommen.

Olivenzweig im Palmenhaus (Abbildung 15)

Der Alte Botanische Garten hat als Park auch noch eine andere wichtige Aufgabe. Nämlich dient er als Naherholungsgebiet in der Innenstadt. Viele Besucher schätzen den Garten für Erholung, Verweilung, Entspannung, Bildung oder als Treffpunkt.
Überall im Garten verteilt finden sich Sitzmöglichkeiten, wie auch diese Bank hier:

Bequeme Bank mit schönem Ausblick auf den Schanzengraben (Abbildung 16)

Quellen