Selber Blumen und Blätter pressen

Selber Blumen und Blätter pressen

Ein Beitrag von Leah Spirk

Blumen und Blätter zu pressen ist eine grossartige Idee, um deren Schönheit und Komplexität zu bewahren und sich an ihnen zu erfreuen.

Gepresste Blumen (Abbildung 1)

Der Wunsch, das Vergängliche festzuhalten ist nichts Neues. Schon die Ägypter konservierten menschliche Körper anhand der Mumifizierung. In Mesopotamien wurde Gemüse in Öl eingelegt und im Mittelalter stellte man aus Zucker und Früchten haltbare Marmeladen her.
Die Konservierung findet in allen möglichen Bereichen Verwendung: Lebens- und Futtermittel, Arzneimittel, Kosmetika, Kunst und Kulturgut, Leder, Leichen- und Gewebekonservierung, als auch in der Evolution durch die Erhaltung von Genen oder Proteinen. Durch den Prozess der Konservierung wird die Haltbarkeit verlängert, in dem die chemische Alterung vermindert/verlangsamt wird. Auch das Pflanzenpressen ist eine Art der Konservierung, bei der die Pflanze durch Wasserentzug länger haltbar gemacht wird.

Hier im Botanischen Garten der Universität Zürich liegt ein Teil der Vereinigten Herbarien der Universität und ETH Zürich. Unter Herbarium versteht man eine Sammlung von gepressten und getrockneten Pflanzen und Pflanzenteilen, die auf einem Papierbogen angebracht wurden und nun sorgfältig sortiert aufbewahrt werden. Mit seinen etwa vier Millionen Sammlungsobjekten gehören die Vereinigten Herbarien von Zürich zu den fünfzehn grössten Herbarien weltweit! Die gesammelten Belege stammen hauptsächlich aus Mitteleuropa und dem Mittelmeerraum, aber auch aus Namibia und Angola, Neukaledonien, Südamerika und Südostasien.

Klatschmohnbeleg der Vereinigten Herbarien (Abbildung 2)
ZT-00191375 by United Herbaria Z+ZT / CC BY 4.0   
Lavendelbeleg der Vereinigten Herbarien (Abbildung 3)
Z-000018826
by United Herbaria Z+ZT / CC BY 4.0

Ein Herbar bildet mit seinen aufbewahrten Exemplaren eine Datenbank über die Pflanzenvielfalt in Raum und Zeit. Dies ist sehr wichtig für die Wissenschaft. Denn Wissenschaftler:innen benutzen die Herbarbelege für die Identifikation von Pflanzen, für die Namensgebung von neuen Pflanzen, um sich die Verbreitung oder die Artenvielfalt anzuschauen und als Materialvorrat für weitere wissenschaftliche Untersuchungen. Neben der Wissenschaft kann ein Herbarium auch ganz schön viel über die Geschichte einzelner Entdeckungen, Pflanzen, Exkursionen oder über Forscher:innen erzählen.

Falls du noch mehr Information zu den Vereinigten Herbarien lesen willst, kannst du gerne ihre Homepage aufrufen unter: UZH – Zürcher Herbarien – Was ist ein Herbarium?

Saxifraga mutata L. (Kies-Steinbrech) in den Vereinigten Herbarien (Abbildung 4)
Gestapelte Belege in den Vereinigten Herbarien (Abbildung 5)

Nun aber zum eigentlichen Teil dieses Blogeintrags. Ein Herbarium kannst du nämlich auch selbst gestalten. So kannst du die schönen Farben und Formen der jährlich wachsenden und blühenden Blumen und Pflanzen das ganze Jahr über anschauen oder schöne Grusskarten damit gestalten. Zusätzlich lernst du auch ganz schön viel über die Artenvielfalt.
Wie du am besten Blumen und Blätter presst und was du dafür brauchst zeigen wir dir hier.

Gepresste Blätter und Wurzel aufgeklebt auf Papier (Abbildung 6)

Du brauchst:

  • Schöne Blumen, Blätter oder andere Pflanzenteile
  • Eine Schere oder ein Messer
  • Normales Papier, glatte Kaffeefilter oder Pergamentpapier und Zeitungspapier
  • Etwas flacher Karton
  • Schwere Bücher
  • Etwas Geduld

1. Vor dem Pressen

Als erstes solltest du die Blumen und Blätter sammeln, die du gerne pressen möchtest. Dafür kannst du Blumen, Blätter oder andere Pflanzenteile wie Wurzeln, Stiele etc. aus deinem Garten pflücken oder auch bei einem Blumenhändler in der Nähe holen (nicht aber aus dem Botanischen Garten 😉). Ganz wichtig dabei ist, dass du die Erlaubnis zum Pflücken hast; wir wollen ja schliesslich keinen Ärger. Fürs Sammeln eignet sich ein trockener sonniger Tag. Falls du am Morgen erntest, achte darauf, dass der Tau schon verdunstet ist (die Blume/das Blatt sollte so trocken wie möglich sein). Zudem sind Blumen mit flachen Blüten oder flache Blätter am einfachsten zu pressen.

Besonders geeignet dafür sind zum Beispiel: Veilchen, Gänseblümchen, Ehrenpreis, Hahnenfuss, Rosenblätter, Kleeblätter, Sauerkleeblätter, Linden- und Buchenblätter, Eichen- und Ahornblätter. Du kannst natürlich auch dickere Blüten wie Margeriten pressen.
Was du vor dem Pressen sonst noch tun musst, zeigen wir dir im nächsten Abschnitt.

Tipp: Im Herbst kann man natürlich auch all die schönen farbigen Laubblätter sammeln; das Pressen geht dann sogar schneller, weil die Blätter schon weniger Feuchtigkeit besitzen.

Gepresste Herbstblätter (Abbildung 7)

2. Vorbereitung fürs Pressen

Schneide mit einer Schere die Stiele der Blumen und Blätter auf die gewünschte Länge ab. Falls du die Blume ohne Stiel haben möchtest, kannst du ihn auch ganz abschneiden. Schneide allenfalls auch die Blätter vom Stiel der Blume ab.
Bei dicken Blumen empfiehlt es sich, die Blume mit der Schere durch die Mitte in zwei Hälften zu teilen. Dadurch wird sie etwas dünner und kann besser getrocknet werden.

Blumen pressen im Feld (Abbildung 8)

3. Blumen und Blätter pressen

Fürs Pressen drapierst du die Blumen und Blätter auf einem Blatt Papier in die Form, die du gerne hättest. Achte darauf, dass sich die Pflanzenteile nicht überlappen, sonst kleben sie am Schluss vielleicht zusammen. Alternativ zum normalen Papier können auch glatte Kaffeefilter oder Pergamentpapier verwendet werden. Diese Papiere können die Feuchtigkeit der trocknenden Blumen und Blätter gut aufnehmen.

Tipp: Küchenpapier sollte allerdings nicht verwendet werden, da die Musterung auf die Blumen und Blätter abdrucken kann. Das gleiche gilt für Zeitungspapier wegen der Druckfarbe. Vermeide auch Papier, das keine Flüssigkeit aufnehmen kann, wie zum Beispiel Wachspapier.

Gepresste Pflanzen (Abbildung 9)

Dann bedeckst du die Blumen und Blätter mit einem zweiten Blatt Papier und legst das «Sandwich» zwischen eine Zeitung auf einen flachen Karton. Dort drauf stapelst du dann zwei bis drei schwere Bücher. Es ist davon abzuraten, das Papier zwischen Buchseiten zu legen, da sich dann die Buchseiten wegen der Feuchtigkeit wellen. Willst du dies trotzdem tun, so nimm doch ein Buch, das du nicht mehr brauchst, oder etwa ein Telefon- oder Wörterbuch.

Schwerer Bücherstapel zum Pressen (Abbildung 10)

Tipp: An einem warmen Ort wird das Trocknen beschleunigt (zum Beispiel neben einer Heizung oder in direktem Sonnenlicht), weil die Feuchtigkeit der Pflanze besser verdunsten kann.

Wenn du es eilig hast, kannst du die Blumen und Blätter auch mit dem Bügeleisen trocknen. Alternativ eignet sich auch eine Blumenpresse oder die Mikrowelle. Wie das geht, solltest du allerdings noch recherchieren.

4. In der Zwischenzeit

Der Trocknungsprozess deiner Blumen und Blätter dauert ca. ein bis zwei Wochen. In dieser Zeit kannst du ab und zu (nur!) die Zeitung austauschen, um den Prozess etwas zu beschleunigen. Ansonsten solltest du den Stapel etwas in Ruhe lassen, da sich die Blumen und Blätter sonst verschieben könnten oder sogar zerreissen. Währenddessen kannst du dir ja schon einmal überlegen, was du mit den getrockneten, gepressten Pflanzen anstellen willst.

Hier ein paar Ideen: Du könntest dein eigenes Herbariumsheft gestalten, indem du die Blumen und Blätter einklebst und vielleicht sogar beschriftest oder sie nach Jahreszeit sortierst. Die getrockneten Blumen und Blätter könntest du zum Beispiel auch in einem Glas- oder Bilderrahmen schön anordnen und aufhängen. Natürlich kannst du damit auch Grusskarten oder Einladungen (zur Hochzeit oder Geburtstag) schmücken oder sogar eine Kerze damit verzieren.

Gepresste Blumen in einem Buch (Abbildung 11)

5. Nach dem Pressen

Sobald alle Blumen und Blätter richtig schön trocken und flach sind (sonst Schimmelgefahr!), kannst du sie vorsichtig vom Papier lösen. Dies lässt sich am einfachsten von Hand erledigen. Es ist aber Achtsamkeit angesagt, denn die zerbrechlichen Pflanzen können nun schnell zerreissen. Bestenfalls verwendest du sie gerade für das Projekt, das du dir überlegt hast oder behältst sie sorgfältig in einem Couvert oder Buch auf.

Gepresste, aufgeklebte Pflanze (Abbildung 12) 
Gepresste Herbstblätter (Abbildung 13)

Viel Spass dabei wünscht dir der Botanische Garten der Universität Zürich!

Neu bieten wir auch Führungen und Kurse zum Thema «Pflanzen kennenlernen und herbarisieren» an, die sich für Schüler:innen ab der Grundstufe bis zu Erwachsenen eignen.
Mehr dazu auf: UZH – Botanischer Garten – Pflanzen herbarisieren

Danke fürs Lesen und bis zum nächsten Blogeintrag.

Gepresste Pflanzen (Abbildung 14)

Quellen