Neue Gartenleitung und Botanica 2022

Neue Gartenleitung und Botanica 2022

56. Jahrgang, Nr. 3, Mai 2022

Briefe aus dem Botanischen Garten der Universität Zürich

Die neue Gartenleitung stellt sich vor

Seit März 2022 ist das neue Gartenleitungsteam des Botanischen Gartens der Universität Zürich komplett. Zwei Personen widmen sich den wissenschaftlich-strategischen Aufgaben und zwei Personen teilen sich die gärtnerischen und betrieblichen Leitungsaufgaben. Für alle, welche die Generalversammlung der Freunde des Botanischen Gartens vom 7. April verpasst haben, stellen wir uns hier nochmals vor:

PD Dr. Caroline Weckerle
Ethnobotanikerin
Verantwortlich für Bildung, Öffentlichkeit und Forschung
PD Dr. Reto Nyffeler
Pflanzensystematiker, Herbarkurator
Verantwortlich für Pflanzensammlungen und
internationale Abkommen
Beatrice Gentsch, Obergärtnerin
Ausbildung als Baumschulistin, BSc Umwelt-
ingenieurswesen
Moritz Kramer, Obergärtner
Ausbildung als Landschaftsgärtner, Grünflächen-
spezialist und Naturgärtner

Angaben zu unserem Gartenteam und den Arbeitsbereichen der Gärtner:innen finden Sie auf der Website unter www.bg.uzh.ch/de/unsergarten.
Die Gartenleitung hatte sich schon 2020 als Team formiert, um die breite Palette an Aufgaben und Herausforderungen für die Weiterentwicklung des Botanischen Gartens angehen zu können. Gerne verweisen wir auf die Gartenbriefe 55/2 “Aufbruch in die 2020er Jahre!” und 56/1 “Peter Enz und der Botanische Garten”, wo Sie weitere Informationen zu unseren Plänen für die Zukunft nachlesen können. Für die Weiterentwicklung des Gartens stehen wir auch in engem Austausch mit dem Vorstand der Freunde und freuen uns auf eine fruchtbare Zusammenarbeit!

Botanica 2022 “Alpine Pflanzen – Einfluss des Klimawandels”

“Hortus Botanicus Helveticus” (HBH) ist der Verband der schweizerischen Botanischen Gärten. Er setzt sich für die Erhaltung nationaler und internationaler Pflanzensammlungen und den Pflanzenschutz ein. Mit der Initiative BOTANICA macht der HBH jährlich in verschiedenen Botanischen Gärten in der ganzen Schweiz auf relevante Themen im Bereich Biodiversität aufmerksam. Die BOTANICA 2022 leistet einen Beitrag zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Folgen des Klima-wandels im Pflanzenreich. Vom 11. Juni bis 10. Juli finden dazu im Botanischen Garten der UZH diverse Führungen und Vorträge statt, die auf unserem Programm mit dem Logo versehen sind:

«Flucht nach oben»

Infolge des Klimawandels verschieben viele Pflanzen ihre obere Verbreitungsgrenze in die Höhe. Diese «Flucht nach oben» ist eine typische Reaktion auf die zunehmende Temperatur, vermehrte Nähr-stoffeinträge durch die Luft und eine länger dauernde Vegetationszeit. Studien zeigen, dass sich in den letzten 100 Jahren viele Arten durchschnittlich 20 bis 35 Meter in die Höhe ausgebreitet haben. Zudem sind sie in ihrem Verbreitungsgebiet häufiger geworden.

Ebenfalls nach oben verschoben hat sich die Waldgrenze, und zwar auch im Zusammenhang mit einer sich verändernden Nutzung der alpinen Wiesen und Weiden. Doch wenn Pflanzenarten aus tieferen Lagen in die Höhe wandern, verdrängen sie alpine Pflanzenarten. Knapp 20 Prozent der Arten, die zumeist an nährstoffarme Standorte angepasst sind, zeichnen sich als Verlierer der rezenten Veränderungen ab. Sie sind heute deutlich seltener als früher, besiedeln ein schmaleres Höhenband in grösserer Höhe und stehen unter verstärktem Konkurrenzdruck durch die vorstossenden Pflanzenarten, die schneller nach oben wandern, als sie selbst dazu in der Lage sind. Trotzdem gibt es auch Beispiele für Standorte, an denen alpine Arten nicht in die Höhe flüchten. Aufgrund der Topographie und Exposition des alpinen Geländes finden sich diverse Mikroklimata auf kleinstem Raum, wodurch die Pflanzen auf gleichbleibender Höhe über kurze Distanzen ausweichen können.

Gewinnerinnen und Verliererinnen

Das Höhenband der Schaft-Kugelblume (Globularia nudicaulis) verschob sich in den letzten 100 Jahren deutlich nach unten: Die obere Verbreitungsgrenze sank um knapp 200 Meter, die untere aber um fast 500 Meter. Somit konnte sie ihr Areal deutlich ausweiten und profitiert vom Klimawandel.
Die Silberwurz (Dryas octopetala) kommt sowohl in den Alpen als auch in der Arktis vor. Bei uns verschob sich in den letzten Jahrzehnten ihre untere Verbreitungsgrenze um knapp 100 Meter nach oben. Bei zunehmend wärmeren Temperaturen verliert die Gebirgspflanze an Territorium, da sie sich nur langsam weiter nach oben ausbreitet.
Die wasserspeichernden Laubblätter der Aurikel (Primula auricula) besitzen eine Wachsschicht, die vor Sonneneinstrahlung schützt und die Verdunstung einschränkt. Somit ist sie an trockene und heisse Standorte der Gebirge bestens angepasst. Während sich ihre untere Verbreitungsgrenze bisher um rund 75 Meter nach unten verschob, blieb die obere Grenze fast konstant.
Alle drei Pflanzenarten finden Sie bei uns im Alpinum.

Team Botanica 2022

Die Schaft-Kugelblume (Globularia nudicaulis; Plantaginaceae) konnte ihr Ausbreitungsgebiet vergrössern.
Die Silberwurz (Dryas octopetala, Rosaceae) verliert durch den Klimawandel Territorium.
Die Aurikel (Primula auricula; Primulaceae) gewinnt an Fläche.